Soll Deutschland ein laizistischer Staat werden (also klare Trennung zwischen Staat und Religion)?
Der deutsche Staat treibt Kirchensteuer ein und ansonsten gibt es auch enge Verbindungen gegenüber Staat und Kirche. Soll Deutschland ein laizistischer Staat werden. Kirchensteuer abschaffen, Kreuzverbote in staatlichen Institutionen etc.
Sollte dies zusätzlich in unserer Verfassung festgeschrieben werden.
43 Stimmen
11 Antworten
Deutschland kennt zwar eine Trennung von Staat und Kirche, ist aber kein laizistischer Staat - ein laizistischer Staat hat eine radikale Trennung von Kirche und Staat zur Folge (Frankreich ist ein laizistischer Staat) - daher ist Deutschland ein säkularer Staat. Der Staat verhält sich zwar neutral - unterstützt aber durch gewisse Maßnahmen die Kirchen.
Das Grundgesetz sieht eine wohlwollende Kooperation mit den Religionsgemeinschaften vor - das betrifft insbesondere nicht nur die hauptsächlich betroffenen christlichen Kirchen (die römisch-katholische und evangelische Kirche) sondern alle Glaubensgemeinschaften, die den Status einer öffentlichen Körperschaft haben.
Das Recht die Kirchensteuer vom Staat einziehen zu lassen, ist eine unmittelbare Folge der Säkularisierung nach der Französischen Revolution, die auch Deutschland erfaßt hat - früher zogen die kirchlichen Landesherren "den Zehnten" ein. In der Folge der Säkularisierung wurden auch Kirchengüter beschlagnahmt und es fanden Enteignungen von Landbesitz statt; als Kompensation wurde ihnen das Recht offeriert, eine neu geschaffene Kirchensteuer, vom Staat einziehen zu lassen.
Bischöfe und Kardinäle werden aufgrund dieser mehr als 200-jährigen Verpflichtung noch heute aus der Staatskasse (Bundesländer) bezahlt. Nur die Gehälter der Pfarrer werden durch die Kirchensteuer finanziert - hierzu gibt es Verträge mit den Kirchen.
Die Enteignungen führen übrigens auch heute noch zum Recht gewisse "Pfründe" gegen heutige Grundbesitzer geltend zu machen, wenn das Grundstück früher einer der Kirchen gehört hatte.
Das Bundesverfassungsgericht hat das alles schon mehrfach als verfassungskonform bestätigt.
Fazit
Grundsätzlich hat sich diese kooperative Haltung des deutschen Staates zu den Kirchen durchaus als positiv erwiesen; die Religionsgemeinschaften/Kirchen erfüllen wichtige Aufgaben für die Gesellschaft und vor allen Dingen für die Menschen (das sollte man objektiverweise auch als Atheist anerkennen) - auch das Recht auf entsprechende Kompensation erlittenen Unrechts der Enteignungen ist heute noch gegeben - auch wenn es mehrere aufeinanderfolgende Staatsgebilde im Laufe der letzten 200 Jahre gab (Deutsches Reich --> Weimarer Republik --> Nationalsozialistisches Deutsches Reich --> Bundesrepublik Deutschland/DDR - Bundesrepublik Deutschland nach der Einheit), besteht durch die völkerrechtliche Folge, daß i. d. R. der neue Staat in die Rechtsfolge des alten Staates eintritt, eine gewisse Verpflichtung der Wiedergutmachung bzw. bestehende Verträge einzuhalten.
Die Forderung dieses wohlwollende Modell durch einen radikalen Laizismus zu ersetzen, ist in den letzten Jahrzehnten deutlich hörbarer geworden - das ist, wenn man das isoliert aus der heutigen Perspektive und in Folge des Rückgangs der religiösen Bindung der Menschen betrachtet, durchaus verständlich.
Ich persönlich als Atheist sehe das wohlwollende Modell, unabhängig von der rechtlichen Würdigung, durchaus als positiv an und es sollte so bleiben.
Ansonsten müsste man also das Grundgesetz ändern sowie auch die sonstigen Verträge kündigen - das dürfte dann aber erhebliche Kompensationsleistungen zur Folge haben - das könnte teurer werden, als das, was die wohlwollende Kooperation heute dem Steuerzahler kostet.
Wie heißt es so schön?
Gebt Cäsar, was Cäsars ist und Gott, was Gottes ist. In Deutschland gibt Cäsar, was Gottes ist.
Die evangelischen Kirchen sind angesichts der massiven Staatsfinazierung der Kirchen gesprächsbereit, der Staat und die katholische Kirche sind es nicht. Neidisch schaut man nach Frankreich, wo die Trennung zwischen Staat und Kirche vollzogen wurde.
Ja, das ist lange überfällig !
"Religion" ist ein Hobby, eine Freizeitbeschäftigung wie jede andere auch.
Der Staat hat alle Freizeitvereine gleich neutral zu behandeln. Es haben Freizeitvereine keinen Einfluss auf den Staat und /oder staatliche Einrichtungen auszuüben, das gilt insbesondere für Kindergärten und öffentliche Schulen.
"Religiöse" Symbole sind aus allen staatlichen und öffentlichen Einrichtungen zu entfernen, sie sind ausschließlich Privatsache. "Religions" - Vereine haben sich aus den Mitgliedsbeiträge der Vereinsmitglieder zu finanzieren wie jeder andere Freizeitverein auch, kein Geld mehr vom Staat. Sollte ein "Religions" - Verein nicht in der Lage sein historische Gebäude wie z. B. Kathedralen aus eigenen Mitteln zu unterhalten so gehen diese in staatlichen Besitz über und werden aus Steuergelder unterhalten, der "Religions" - Verein hat die Option das Gebäude zu mieten wie jeder andere Verein auch.
In einem laizistischen Staat herrscht "Religions" - Freiheit. Jeder darf irgendwelche unsichtbaren Phantasiefiguren feiern wie er möchte - aber nicht auf Kosten aller Steuerzahler.
"Religion" ist ein Hobby, eine Freizeitbeschäftigung wie Wandern, Schützen- oder Karnevalsvereine.
Gleiches Recht für alle Freizeitvereine.
Die Kirchen auch viele soziale Einrichtungen betreiben. Wer nicht will, kann ja austreten.
Ja, aber von den Spenden alleine kann nicht viel gemacht werden. Wie gesagt, jeder kann austreten.
Du hast die Frage nicht verstanden. In einem laizistischen Staat ist jede Religionsgemeinschaft erlaubt und diese dürfen sich gerne auch sozial betätigen. Nur den Staat dürfen sie mit ihrer Weltanschauung weder prägen noch darf dieser eine Religion irgendwie begünstigen oder bevorzugen.
Diese sozialen Einrichtungen von denen Du hier sprichst, werden ja vom Staat finanziert. Da steht nur Kirche drauf. Mehr nicht. Es gibt übrigens auch viele Mäzene, die sich sozial engagieren. Trotzdem dürfen sich diese ihr Engagement auch nicht durch den Staat finanzieren lassen.
Wie rückständig und rückwärts gerichtet ist doch dieses Land, auch Wertestaat genannt, das noch immer keinen Laizismus druchgeführt hat. Heinrich Heine würde sich erstaunt die Augen reiben und sagen, "wie, noch isses ja fast so wie zu meinen Lebzeiten, als ich von Altdeutschland sprach."
Was viele Leute hierzulande nicht wissen ist die widerwärtigkeit, dass der Staat jährlich mehr als 800 Mill. € den beiden Großkirchen in den Rachen wirft, dies schon seit Napoleons Zeiten, wo das mal ausgehandelt war. diese Riesensumme hat nix mit der Kirchensteuer zu tun und sonstigen Zuwendungen auf der freiwilligen Ebene, sondern ist ein stolzer Posten extra.
Du meinst es gibt einen absoluten Maßstab der immer gültig ist in Anbetracht der Ewigkeit und Unendlichkeit ganz egal was passiert? Vergleichsweise wie die Gesetze der Physik, dass man sagen kann das ist der höchste moralische Maßstab? Wie kommt man dazu ohne Gott?
Ich stelle einfach nur mal fest, welche Sauereien es in Sachen Kirche so gibt.
Der Staat ist aber nicht die Caritas. Es gibt genügend Hilfsorganisationen den man sein Geld spenden kann.