Sind Native Americans denn besonders schützenswert?
Gerade läuft ein Winnetou-Kinderfilm an und gerade privilegierte Vorstadt-Deutsche entrüsten sich über den 'Rassismus' und 'Kolonialismus' in diesem Film. 'Kulturelle Aneignung' ist ein viel zitierter Begriff.
Ich nehme diese Debatte durchaus ernst und finde sie auch gut. Gleichzeitig frage ich mich, warum ausgerechnet die Native Americans in dieser Hinsicht besonders schützenswert sein sollen.
So regt sich niemand über die Serie "Vikings" auf. Auch Filme über die alten Ägypter, die alten Griechen, die alten Römer bringen niemanden zur Weißglut.
Ich finde die aktuellen Debatten gut, doch frage ich mich, warum immer nur bestimmte Gruppen herausgegriffen werden, die besonders schützenswert sein sollen.
So z.B. auch bei der Frage um Dread-Locks. Diese sind momentan ein großer Skandal. Dass allerdings auch Tattoos kulturelle Aneignung sind, möchte dann wiederum niemand hören.
15 Antworten
Du nennst drei Dinge, die thematisch zwar miteinander zu tun haben, aber in den öffentlichen Diskussionen unterschiedlich behandelt oder bewertet werden, d. h., dass es etwas komplizierter ist. Die Kolonialisierung außereuropäischer Ländereien durch die Europäer war von Ausbeutung der Ländereien und der dortigen Einheimischen geprägt. Um das zu legitimieren, wurden die Nichteuropäer zu Nichtmenschen oder Menschen mit viel geringerem Wert eingeordnet. So entstand der Rassismus, um die menschliche und kulturelle Ausbeutung zu rechtfertigen. Dabei war das Leben dieser Menschen für die Kolonialisten nicht viel Wert, außer deren Arbeitskraft.
Das liegt schlicht daran, dass wir alle Menschen sind, die sich natürlicherweise denen am nächsten fühlen, mit denen sie sich in irgendeiner Weise identifizieren können. Und weil wir hier in Deutschland mit Karl May und seinen Erzählungen aufgewachsen sind, ist uns die Figur des Winnetou natürlich sehr nah.
Karl May war ein echter Wegbereiter, denn er war einer der ersten, die Kulturen, die vom "weißen Mann" eher verächtlich angesehen wurden, Größe und Charakterstärke zuerkannte. Und es ist ihm vortrefflich gelungen, dies in zahllosen Menschen zu verankern - auch wenn er selbst nie in Amerika war.
Auch Hadschi Halef Omar gehörte weder zu den Weißen noch war er groß oder sonstwie erhaben, aber er war der Freund des Kara Ben Nemsi. Aber im Gegensatz zu Winnetou wurde er nicht erschossen und wer weiß, ob heute noch so viel über James Dean geredet würde, wenn er sich nicht tot gefahren hätte.
Ich würde mich also gar nicht an der Frage stoßen, warum wir uns so besonders für "Native Americans" einsetzen, sondern bin einfach dankbar, dass diese Bewegung ein so starkes Zugpferd hat - weil andere indigenen Völker ja ebenfalls von dieser Haltung profitieren. Es hätte nämlich keiner etwas davon, wenn wir uns weniger für die "Indianer" einsetzen würden - also ist das auch kein wirkliches Problem.
Ein Häuptling eines Stammes (welcher es war, weiß ich nicht mehr), hat 1929 Karl May an dessen Grab dafür gedankt, dass er das Schicksal seines Volkes vor dem Vergessen bewahrt hat.
Und ein anderer Indianer, der jahrelang mit dem Zirkus Sarrasani unterwegs war, wollte unbedingt in Radebeul begraben werden. Er schätzte die Deutschen, weil sie ihm mit Respekt und Achtung begegneten, was ihm die Weißen in seiner Heimat verweigerten.
Das dürfte viele Gründe haben, ich weiß ja nicht, wer da mit "man" gemeint ist. Es handelt sich meines Wissens nach um eine zusätzliche Geschichte des jungen Winnetou. Im Grunde ist es mir egal - wenns hilft, dass Menschen anderer Kulturen den Weg in die Herzen von Kinobesuchern finden, dann ist es okay. Dennoch dürften sich einige Anhänger der Karl May-Erzählungen ein bisschen angepi**t fühlen, weil sich da "jemand mit fremden Federn schmücken" will.
Auch ich war erst ein bisschen angefressen, weil man diese Story ja auch mit einem anderen "Indianer" hätte drehen können, aber Winnetou ist halt ein Zugpferd und da ist eher mit Erfolg (und Gegenwehr) zu rechnen. Wobei die Proteste ja auch sowas wie Werbung sein können, schon weil so ein Gezeter mehr Menschen erreicht und weil einige von ihnen schlicht neugierig werden.
Aber im Grunde wirds immer Menschen geben, die sich über neue Ideen aufregen, die sich nicht mit vertrauten Gewohnheiten in Einklang bringen lassen. Und da nehme ich mich keineswegs aus, denn auch in mir regt sich Unwillen, wenn "mal wieder" etwas umgekrempelt wird, an das ich mich jahrzehntelang gewöhnt habe. Wenn man sich dessen bewusst ist, kann man anders damit umgehen, aber ich fürchte, dass die meisten gar nicht darüber nachdenken, dass sie selbst und ihre Gewohnheiten der Auslöser sind. Deswegen ist es ja auch so ungeheuer schwer, gegen Traditionen vorzugehen.
Ein Häuptling eines Stammes (welcher es war, weiß ich nicht mehr), hat 1929 Karl May an dessen Grab gedankt, dass er das Schicksal seines Volkes vor dem Vergessen bewahrt hat.
Und ein anderer Indianer, der jahrelang mit dem Zirkus Sarrasani unterwegs war, wollte unbedingt in Radebeul begraben werden. Er schätzte die Deutschen, weil sie ihm mit Respekt und Achtung begegneten, was ihm die Weißen in seiner Heimat verweigerten.
Arme Menschen sind schützenswert, egal welche Hautfarbe, Ethnie oder Aussehen
Das ist ganz einfach! Die alten Ägypter bzw. die alten Römer sind nicht fast ausgerottet worden! Die native Americans dagegen schon!
Es ist halt rassistisch und rassismus ist schlecht und es ist auch schwer dir das zu erklären, wenn du es nicht verstehen willst
Ich kann dir sehr zustimmen. Dann ist doch aber die Frage, warum man sich dann gegen einen neuen Winnetou-Kinderfilm stellt, wenn das Engagement für die Indianer gerade von Karl May beeinflusst wurde.