Sind Forstarbeiten mit schwerem Gerät im Wald Ende Juni zulässig?
Im Bad Nauheimer Stadtwald wurden Ende Juni mit schweren Fortmaschinen tonnenschwere Bäume aus dem Wald geholt. Über 5 Rückegassen wurden die Bäume heraustransportiert. Der von den kürzlichen starken Regenfällen völlig aufgeweichte Waldboden wurde bis zu einem halben Meter aufgewühlt.
Zu Beginn des Waldweges steht dieses Hinweisschild:
Gegenüber den Rückegassen steht dieses Schild:
Über 100 Bäume (teils Produktionsholz, teils Wirtschaftsholz) wurden aus Brut- und Setzgebieten herausgeholt. Das ist Lebensraum für zahlreiche selten und streng geschütze Amphibien. In der Nähe befinden sich große Waldteiche.
Aus 5 Rückegassen, die 100m weit und mehr in den Wald führen, wurden die Bäume bewegt.
Rückegasse 2 von 5
Rückegasse 3 von 5
Meine Frage: Sind solche Forstarbeiten zu dieser Zeit und zu diesen Bodenbedingungen legal und mit dem Deutschen Bundesnaturschutzgesetz vereinbar?
4 Antworten
Hallo,
wenn es um die rechtliche Seite geht, spielt bei Naturschutz und Forst immer auch das Landesrecht hinein. Im Hessischen bin ich da nicht so sattelfest. Grundsätzlich würde ich aber sagen, dass man immer unterscheiden muss zwischen den Rechten, die ich als Besucher habe und denen des Besitzers/Bewirtschafters. Auf Flächen außerhalb des Waldes ist das jedem klar: in manchen Flächen darf ich als Besucher nicht einmal einen Schritt neben den Weg machen, geschweige denn die geschützte Orchidee pflücken, die dort steht. Aber zehn Minuten nach mir kommt ganz legal der Landwirt und mäht sie ab. Das scheint allen klar und von jedem vollkommen akzeptiert. Im Wald wird kein Heu sondern Holz geerntet, eigentlich gelten aber dieselben Regeln. Nur ist es in der Bevölkerung viel weniger akzeptiert, wenn statt Heu auf der Wiese Holz im Wald geerntet wird.
Ich bin nicht der Meinung, dass das, was man auf deinen Bildern sieht, ideal gelaufen ist. Das Holz, das ich sehen kann, ist Buche und etwas Kirschbaum. Anzeichen für irgendwelche Schädigungen kann ich an den Stämmen nicht erkennen. Es könnte sich also um ganz normalen Einschlag gehandelt haben, der nach den Schnittflächen zu urteilen frühestens im Spätwinter gelaufen ist. Früher konnte man sich mal darauf verlassen, dass irgendwann noch einmal Frost oder dann spätestens im Frühjahr eine anhaltende Trockenperiode kommt, in der man das Holz bodenschonend herausbekommt. Heute ist das nicht mehr so. Außerdem sind sehr viele Maschinenkapazitäten mit Schadholzaufarbeitung (Borkenkäfer in der Fichte) gebunden, sodass man froh sein muss, überhaupt irgendwann einmal eine Maschine zu kriegen. Natürlich hätte man die Maschine lieber bei besserem Wetter eingesetzt. Stattdessen sieht man nun die Spuren. Was ich auf den ersten Blick sehe, sieht hässlich aus, sind aber eigentlich nur oberflächliche Fahrspuren sowie Verdrückungen an der Bankette eines befestigten, LKW- befahrbaren Waldweges. Ich habe natürlich keinen kompletten Überblick, aber ein zerstörtes Biotop sehe ich nicht.
Hallo TeoBN
Auf den ersten Blick sieht es nicht danach aus, dass Holz jetzt gefällt wurde. Das Holz scheint schon seit dem Winter da zu liegen. Im Winter ist Holzfällen auch in Schutzgebieten nicht unüblich. Es kommt auf den Nutzplan an. In der Schweiz gäbe es dazu eine GIS-Karte, auf welcher jeder diesen Nutzplan einsehen könnte.
Was die Schlammgruben angeht, so sind die für die Amphibien förderlich. Besser wäre die Schlammschlacht im Mai.
Letztendlich sehe ich hier einen Holztransport. Ob der Zeitpunkt dafür gut gewählt ist, kann man sich schon fragen. Ob dieses liegende Holz einen Lebensraum darstellt, kommt auf den Schutzplan des Gebietes an. Ich vermute einen legalen Abtransport von geschlagenem, gelagertem Holz.
Die Bäume wurden im Januar gefällt, es geht nur um den Abtransport der Stämme zu dieser Jahreszeit. Das liegende Holz ist kein Lebensraum, es wird ja auch kurzfristig abtransportiert.
Das Unverständnis (nicht nur bei mir) der zahlreichen Naherholungssuchenden liegt an dem gewählten Zeitpunkt. Einerseits wird, zu Recht, Rücksicht der Besucher eingefordert, auf den Wegen zu bleiben, die Hunde anzuleinen,... anderseits in der besten Jahreszeit für Fauna und Flora diese Verwüstungen angestellt, die ohne weiteres zu verschieben gewesen wären.
Ist einfach unsensibel, wird einige tote Tiere verursachen, Bruten vernichten, ... und die Gebote lt Schilder werden unglaubwürdig.
Ich kann auch woanders mit meinen Hunde gehen, dann sehe ich das nicht mehr.
Nach §39 Bundesnaturschutzgesetz betrifft das Fällverbot während der Brut- und Setzzeit nur Bäume außerhalb des Waldes, außerhalb von Kurzumtriebsplantagen und außerhalb gärtnerisch genutzter Flächen.
Ich sehe nicht die Berechtigung, in Schutzgebiete mit schwerem Gerät einzudringen zu dieser Jahreszeit. Siehe Hinweisschild der Unteren Naturschutzbehörde.
Die Bäume sind nicht im Juni gefällt worden, sie wurden aus dem Wald geholt.
https://dejure.org/gesetze/BNatSchG/39.html
Es gibt keine Erlaubnis, streng geschützte Arten und deren Biotope zu zerstören.
Holz wird ganzjährig aus dem Wald gefahren. Schon immer. Das ist gängige Praxis. Alle Versuche von selbsternannten Waldschützern das zu verhindern, sind aus gutem Grund vor Gericht gestoppt worden und werden auch weiterhin gestoppt werden.
Aus was besteht eigentlich das Gebälk des Hauses, in dem du wohnst? Aus was deine Möbel, dein Klopapier usw? Holz war der erste Rohstoff den Menschen verarbeitet haben und es wird irgendwann der letzte sein.
Gegen Ideologie ist halt kein Kraut gewachsen.
Bäume im Wald dürfen jederzeit gefällt werden. Frisch gefällt dürfen sie auch gerückt werden. Es gibt absolut keinen sachlichen Grund, weshalb vor einiger Zeit gefällte Bäume jetzt nicht gerückt werden dürften, wenn es bei frisch gefällten Bäumen kein Problem ist.
es wird wohl legal sein,sonst wäre es nicht zugelassen worden. Der Wald ist nunmal Arbeitsgebiet,da kann man nichts machen.
Vielen Dank für die gute Antwort !