Selbstverlag oder Verlag suchen?
Hallo.
Ich habe einen Roman geschrieben und vor einigen Jahren (anderer Roman) keinen Erfolg bei Verlagen gehabt (Ablehnung oder alles selber zahlen). Jetzt ist die Frage, probier ich es mit dem aktuellen nochmal bei Verlagen oder gehe ich direkt in den Selbstverlag?
8 Stimmen
3 Antworten
Direkt an einen Verlag geht seit einiger Zeit schon praktisch gar nichts mehr. Du musst Dir eine Agentur suchen.
Ansonsten: Selbstverlag.
Nein, die bekommen dann Geld, wenn das Buch veröffentlich wird. Aber auch da ist es schwierig, überhaupt reinzukommen.
Hast Du schon mal ein "Bewerbungstraining" gemacht? Pitch, Exposee, Leseprobe ...
Wir haben es mit dem ersten Buch schon versucht. Entweder waren wir bei falschen Verlagen oder hatten einfach Pech, weil die immer Haufen Geld im Voraus verlangt haben.
weil die immer Haufen Geld im Voraus verlangt haben.
Das sind definitiv die falschen Verlage.
Wie gesagt, direkt an den Verlag geht gar nichts mehr. Und es ist schwierig genug, über einen Agenten reinzukommen. Da muss alles passen.
Danke für die Info. Naja ich versuchs mal. Zur Not eben als E-Book. Auch OK. :)
Die Erfolgsaussichten in Hinblick auf eine Veröffentlichung durch ein klassisches Verlagshaus betragen grundsätzlich für einen neuen Autor höchstens rund 2 - 3 Prozent - und je jünger ein reiner Hobby-Autor ist, umso unwahrscheinlicher die Veröffentlichung.
Es gibt nun drei realistische Möglichkeiten für Neuautoren:
Möglichkeit eins: Die allerschwierigste: Du googlest gezielt nach Publikumsverlagen, die auch dein Schwerpunktthema in ihrem Sortiment bedienen. (Es ergibt natürlich keinen Sinn, z.B. mit einem Piraten-Roman an einen Verlag für Sportliteratur heranzutreten.) Dann sieht die weitere Vorgehensweise wie folgt aus: Du sendest dem Lektorat "blind" eine Leseprobe deines fertigen Werks zu (also niemals das vollständige Manuskript ! Der Tipp "schick dein Manuskript an einen Verlag" wäre direkt der erste Anfängerfehler!) Bedeutet: Rund 30 Buchseiten, idealerweise natürlich die besten, nicht zwingend der Buchbeginn. Diese müssen komplett fehlerfrei und korrekturgelesen sein, sonst wandern sie sofort in den "Rundordner" .
Füge der Leseprobe noch ein Exposé plus Inhaltsverzeichnis bei - und dann heißt es abwarten und Tee trinken, denn auf keinen Fall darfst du im Nachgang hinterhertelefonieren. "Quengeltelefonate" mögen Verlagshäuser nämlich überhaupt nicht, (denn die ersticken im Regelfall an unverlangt eingereichten Manuskripten - und gehen daher eher etwas "genervt" an neue Projekte). Damit macht man sich möglicherweise eine Tür zu, die bereits einen Spalt breit geöffnet war. No-Go! Die Spielregel lautet: Man meldet sich entweder bei dir - oder man tut es eben nicht, was dann ebenfalls einer Absage gleichkommt. Für dich als Neuling bedeutet dies, dass du überdurchschnittlich gut sein musst, so dass deine Leseprobe das Lektorat geradezu "umhaut". Doch ist dies durchaus möglich, wenn auch nur mit geringen Chancen, denn sonst gäbe es ja überhaupt keine neuen Autoren wie zum Beispiel den Lehrersohn Bastian Bielendorfer mit seinem damaligen Newcomer-Bestseller "Lebenslang Pausenhof". Kalkuliere ruhig bis zu 50 Absagen ein, ist wie eine Bewerbung. Aber mit etwas Glück kommt ja von Nr. 51 eine Zusage!
Möglichkeit zwei: Self-Publishing. Hier nimmst du alle Fäden in die Hand und musst dich selbst um Layout, Textgestaltung und Korrektur sowie auch Preiskalkulation und Vertrieb kümmern. Wichtig ist für Dich ist aber zu wissen, dass eine weitere Vermarktung des gleichen Werkes über einen Publikumsverlag dann kaum noch möglich ist. Dieser Weg wäre dann in den meisten Fällen versperrt. Aber es wäre ein gangbarer Einstieg für das erste Werk. Verkauft sich dieses einigermaßen, so wäre das eine gute Referenz für einen Publikumsverlag, wenn du dein zweites Buch veröffentlichen möchtest. Nachteil: Es tummeln sich inzwischen eine Menge Schund und Mist am mittlerweile fast unüberschaubaren Markt der Self-Publisher, so dass selbst ein tatsächlich gutes Buch auf diesem Weg schnell untergeht, nicht beachtet wird und in der Versenkung verschwinden kann.
Möglichkeit drei - und hier bitte aufgepasst, damit du gewarnt bist:
Du gehst einem so genannten Druckkostenzuschuss-, Bezahl- oder Pseudo-Verlag auf den Leim. Der Ablauf sieht dann aus wie folgt: Du schreibst ein solches Unternehmen (eher aus Versehen) an und bekommst binnen weniger Tage einen salbungsvollen Brief, dass man von deinem Werk absolut begeistert sei - und die so genannte "Lektoratskonferenz" eine Veröffentlichung auf jeden Fall unterstützt - wenn du eben dafür bezahlst. Diese Schreiben sind äußerst manipulativ und geschickt formuliert, und so manch ein hoffnungsfroher Hobbyschriftsteller fühlt sich zum allerersten Mal wirklich ernstgenommen, doch kann ich dazu nur sagen: Vorsicht - Falle! Diese "Verlage" würden jeden Schulaufsatz und jeden Einkaufszettel veröffentlichen, wenn man dafür zahlt. Da geht es gerne um Summe zwischen 1.500,- und 30.000,- Euro, die der Autor blechen soll! So arbeitet aber kein seriöses Verlagshaus, das vielmehr das unternehmerische Risiko zu tragen hat und daher selbst mit allen Kosten in Vorlage geht (diese können durchaus in Höhe des Preises für einen Kleinwagen liegen, deswegen sind Verlage auch recht wählerisch) und nach Ablauf einer festgesetzten Frist das Honorar an den Autor ausbezahlt - nach Abhängigkeit der Anzahl der bis dahin verkauften Bücher (im Regelfall sind das rund 10 Prozent des Verlagsumsatzes). Ein Pseudo-Verlag muss aber keine Bücher mehr verkaufen, denn das Geld ist über den naiven Schreiberling ja bereits verdient. Diese Verlagshäuser erkennt man im Netz leicht an der Werbung "Verlag sucht Autoren", was in der Realität nicht vorkommt (!). Die angepriesenen Vertriebsleistungen dieser Häuser kann man eher als schleppend bis nachlässig bezeichnen; die Druckerzeugnisse vergammeln irgendwo auf Halde - und in den Redaktionen der Tagespresse kennt man seine Pappenheimer bereits. Bücher aus Druckkostenzuschussverlagen wandern sofort ins Altpapier. Eine schwarze Liste, veröffentlicht vom Bund Deutscher Schriftsteller, findest du hier:
https://neinzudruckkostenzuschussverlagen.blogspot.com/p/blog-page_53.html
Good Luck!
Noch eine Frage, weil Du ja vom Fach bist:
Gibt es einen besseren Weg in Verlage reinzukommen? Wie Du schon sagst, ungefragt etwas einzusenden ist wie Lotto spielen.
Ich habe bei einem Verlag die Email dafür gelesen: papierkorb@...
Das sagt schon viel aus. Aber wie macht man das dann "anders"? Anrufen ist ja schlecht. Eine Mail schicken und fragen ob derzeit gesucht wird oder Kapazitäten frei sind, ist bestimmt auch ungünstig (wenn auch höflicher). Hast Du da einen Geheimtipp?
Es gibt leider keinen Geheimtipp, es ist alles nur ein Gesetz der "großen Zahlen". Ich vergleiche das immer gerne mit einer Bewerbung. Niemand ist schließlich so naiv zu glauben, er sendet drei Bewerbungen an drei verschiedene Unternehmen - und hat danach direkt Auswahl zwischen drei gut bezahlten Jobs. Es ist doch vielmehr so, dass man mitunter 30 Bewerbungen im Monat schreibt - und sich dann nach der 120sten ein Unternehmen mit leisem Interesse meldet.
Und noch schwieriger ist es eben bei der Verlagssuche. Mit meinem Verlag hatte ich ein bisschen Glück und zudem gerade einen frischen WM-Titel (plus WM-Bronze) in der Tasche, also schmiedete ich das Eisen, solange es noch heiß war. - und rannte bei meinem Verleger quasi offene Türen ein. Dagegen verfasste ich 2008 einen Survival-Krimi, der immer noch im "Giftschrank" liegt, da kein einziger Verlag angebissen hat. Vielleicht probiere ich es im Ruhestand nochmals, wenn ich dann wieder mehr Zeit habe. Ist ein eben leider ein hart umkämpfter Markt mit einer Menge unfairer und unredlicher Methoden, wenn man nicht auf der Hut ist.
Ich wünsche weiterhin viel Ausdauer. Good Luck !
Hallo.
Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Weg 1) ist schwer, das ist klar. Mein ganzes Buch würde ich nie einsenden und das Exposé habe ich gestern/heute geschrieben. Leseprobe muss ich noch raussuchen. Drei Verlage habe ich schon gefunden, die passen. Mein Buch fällt in ein unglückliches Subgenre, bei welcher man echt Glück haben muss.
Weg 2) Bin ich mit dem ersten Buch gegangen. Wir verkaufen inzwischen gar nichts mehr.
Weg 3) Haben wir schon kennengelernt. Zusage und dann... "Lektorat zahlen und Marketing ist nicht dabei."
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Theoretisch wäre der zweite Weg schon lohnend. 50 Bücher drucken und diese in regionalen Buchläden verkaufen. Die Frage ist, ob es sich schlussendlich lohnt. Der Gewinn wäre bei 4-5 Euro pro Buch, dem gegenüber steht aber der Aufwand rumzufahren und darauf zu hoffen, dass einige gekauft werden. Und wenn es richtig blöd läuft, sitzt man am Ende mit 50 Büchern (250€) daheim, die man nicht loswird.
Vielleicht hätte ich doch einfach ohne Veröffentlichung schreiben sollen. 😅
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Einen Verlag zu haben ist in den meisten Fällen besser, als selbst zu verlegen; Versuchen kostet schließlich nichts und der Selbstverlag bleibt dir im Zweifel immer noch als andere Option.
LG
Agentur verlangt vermutlich was. Und dann ist das genauso gut wie eines der Selbstzahl-Verlage. Mhm... Trotzdem Danke für den Input!