Scheibenbremse (hinten) beim Fahrrad zieht nicht mehr?
Hallo Leute,
da mir bei meiner letzten Fahrradfrage so gut geholfen wurde, probiere ich es direkt noch einmal. Danke vorab für eure Mühe!
Mein Fahrrad hat Scheibenbremsen vorne und hinten. Beim Hinterrad reicht allerdings inzwischen die Bremskraft nicht mehr aus. Ich kann den Zughebel bis zum Lenkergriff durchziehen, ohne dass es zur Bremswirkung kommt (lediglich leichtes Quietschen). Von Backenbremsen bin ich es gewohnt einen Draht zu suchen, die Schraube zu lösen, den Draht von Hand anzuziehen und die Schraube wieder festzudrehen. Aber etwas Vergleichbares finde ich bei meinen Shimano-Bremsen leider nicht. Der Draht ist vollständig in so einem Kanal drin.
Muss ich für so eine neue Einstellung womöglich zum Reperaturservice? Ich kenne mich leider zu wenig mit der Technik aus ... muss man da irgendwas entlüften oder irgendetwas nachfüllen? Oder reicht es, da eine Schraube anzuziehen...
6 Antworten
Dass du keinen Draht findest liegt daran, dass deine Bremse hydraulisch ist.
Heißt, die funktioniert wie beim Auto mit Hydraulikflüssigkeit.
Im Fall von Shimano ist es Mineral-Öl.
Und diese müssen öfters mal entlüftet werden. Heißt, die Bremse zieht Luft, weswegen sie dann nicht mehr so gut bremst.
Also Rad zum Händler bringen. Solltest dich dabei auf Kosten von 30 - 50 € einstellen.
Gute Nachrichten: das Problem war tatsächlich die Hydraulik und ich konnte die Bremse erfolgreich entlüften. Ich habe mir einen Montageständer gekauft, dazu ein Entlüftungskit und auch gleich neue Bremsbeläge. Zuerst hab ich die alten Beläge ausgebaut und festgestellt, dass die noch fast wie neu aussehen - ich hab sie deshalb später wieder eingesetzt. Dann hab ich ganz in Ruhe jeden Schritt wie im Video gemacht und es wäre nur an einer Stelle fast zum Unglück gekommen, weil ich oben am Lenker vergessen hatte den Stift aus der Dichtung zu ziehen, während ich unten mit viel Druck das Öl ins System gepresst hatte. Gott sei Dank noch rechtzeitig bemerkt. Allgemein war für mich das Schwierigste, dass ich alle Tropfen mit dem Tuch auffange und nichts auf irgendwelche Bremsteile kommt. Ich hab die Entlüftung zweimal wiederholt und jetzt zieht die Bremse wieder 1A!
Das sehe ich am Bild ja. Selbstverständlich kann man auch selber entlüften.
Solch Entlüftungskit kostet auch 20 - 40 €.
ABER, da du ja selber noch nicht einmal erkannt hast, dass du hydraulische Bremsen hast, habe ich dir ehrlich gesagt nicht zugetraut, dass du selber dazu in der Lage bist.
Fair enough. Ich hab mir Videos dazu angeschaut und es sieht aus, als könnte man es mit dem richtigen Equipment gut hinbekommen. Sagen wir so: ich kenne mich (noch) nicht gut aus, aber ich bin äußerst lernwillig.
Ich berichte später vom Erfolg oder Debakel. Wetten werden noch angenommen ;)
Das ist eine hydraulische Bremse.
Bei zwei Jahren einigermaßen regelmäßiger Nutzung ist meine erste Frage, ob die Bremsbeläge überhaupt noch existieren. Es kann passieren, dass die nach 1000 km schon runter sind, aber sie können auch 6-7000 km halten. Das ist bei denen sehr unterschiedlich.
Schaue doch mal oben in dieses rechteckige Loch des Bremssattels hinein. Du siehst da quasi rechts und links die Trägerplatte der Bremsbeläge und das silbrige Federblech - diese Teile sind oben durch den Splint gesichert, damit sie nicht nach unten aus der Bremse fallen. So, und dann solltest du zwischen Trägerplatten und Bremsscheiben beiderseits noch Bremsbelag sehen. Wenn nicht, sind sie verschlissen.
Hydraulische Scheibenbremsen stellen sich selbstständig mit dem Verschleiß der Beläge nach. Aber irgendwann ist da eben Schluss und wenn nur noch die Trägerplatte an der Bremsscheibe reibt, schleift eben Metall auf Metall - was bekanntlich kaum Bremswirkung erzeugt. Die Nachstellung muss zurückgestellt werden, wenn man neue Beläge einbaut - einfach die Kolben der Bremse zurück drücken.
Luft im System, also dass du entlüften müsstest, passiert normalerweise nicht von selbst. Gerade Shimano-Bremsen sind da wirklich wartungsarm, ich habe meine seit mehreren Jahren nicht entlüftet. Solange du also nichts an der Bremse verändert (insbesondere irgendwelche Schrauben am hydraulischen System gelöst) hast, bezweifle ich dass dein problem daran liegt.
Mein nächster Gedanke wäre eher, ob die Bremsscheibe mal Fett oder Öl abbekommen hat. Das ist ein Bisschen die Achillesferse von Scheibenbremsen - einmal mit nem fettigen Lappen an die Bremsscheibe zu kommen kann die komplette Bremskraft zunichte machen.
Danke! Ich habe mir in der Zwischenzeit auf YouTube Videos angesehen, wie man Bremsbeläge wechselt. Macht schon alles Sinn soweit. Auch das Zurückdrücken des Kolbens ist dort gut gezeigt.
Dass die Bremsscheibe fettig ist, das möchte ich nicht ausschließen, aber das würde für mich nicht erklären, warum ich auch im Stand beim Betätigen des Zughebels keinerlei Widerstand spüre. Ich kann den Bremshebel mühelos so weit zurückziehen, dass er am Griff des Lenkers ansteht. Schiebe ich in der Position das Rad, dann knarzt es nur ein wenig, aber ich kann es ganz locker bewegen. Deshalb dachte ich eben daran, dass die Hydraulik keine Bremswirkung mehr hinbekommt. In einem anderen Kommentar wurde erwähnt, dass man solche Räder nicht auf den Kopf stellen dürfe - das habe ich z.B. regelmäßig gemacht.
Natürlich darf man Fahrräder mit hydraulischen Bremsen auf den Kopf stellen. Man darf dann nur nicht den Bremshebel betätigen!
Hab ich garantiert oft genug gemacht. Einmal habe ich die Scheibe z.B. neu zentriert, da hab ich ziemlich lang dran rumgebastelt und immer wieder auch den Hebel betätigt um das Rad wieder abzubremsen.
Ich habe mir jetzt aber einen Montageständer gekauft, weil unsere Hofeinfahrt abschüssig ist und auf dem Kopf abstellen zerkratzt mir am Ende auch dauernd den Lenker. Dann werde ich das in Zukunft nicht mehr machen müssen.
Ja gut, dann kann das mit der Luft im System tatsächlich sein.
Doch, es ist eine hydraulische. Man sieht ja den Schlauch.
Wenn du nur rechts gebremst hast, das machen ja viele, hast du den Bremsbelag vielleicht schon abgenutzt. Das geht schnell bei dieser Art Bremsen. Dafür lassen sich die Beläge einfach wechseln. Den Bremsgriff müsstest du ein bisschen nachstellen können.
Habe gestern alles erledigt. Die Bremsbeläge waren noch tiptop. Ich hab die Dicke mit den neuen verglichen und da war fast kein Unterschied. Es lag tatsächlich daran, dass Luft im System war. Danke die trotzdem für deine Hilfe - das Wissen, wie man die Bremsbeläge tauscht, werde ich sicher auch wann anders wieder brauchen!
Du meinst also, bevor ich mir jetzt Utensilien zum Entlüften kaufe, sollte ich lieber gleich zum Händler und die Beläge austauschen lassen? Ich habe das Fahrrad erst 2 Jahre und ich denke, ich hab es eigentlich sehr ausgewogen gebremst...kein Downhill oder sowas, nur Straßenverkehr.
Die Beläge lassen sich kinderleicht austauschen. Das musst du nun wirklich nicht machen lassen. Du hast sie noch nie tauschen lassen müssen? Das wundert mich. Ich war erstaunt, wie oft man die wechseln muss. 10 Euro jedesmal fand ich auch nicht billig. (Es war das Rad von einem Mitbewohner. Der hat nur mit der rechten Hand gebremst und deshalb war es seine hintere Bremse, die die Beläge nur so gefressen hat.)
Irgendwann muss die Hydraulik auch entlüftet und nachgefüllt werden, schon richtig, doch üblicherweise sind die Beläge viel früher fällig.
Kann sein, dass das im "Checkup" bisher gemacht wurde. Da gebe ich das Rad normal im Frühjahr immer hin. Dieses Jahr wegen Corona ausgefallen, aber ich hab es ja auch nicht so viel benutzt. Ich fahr damit vielleicht 1x pro Woche zum Einkaufen und alle 2 - 3 Monate mal 30 oder 40 km als Tour.
Kann ich das irgendwie nachmessen mit einer Schiebelehre? Vom Augenmaß sehe ich keinen Unterschied zwischen dem Bremsbelag vorne und dem hinten. Und kann es tatsächlich sein, dass die wenigen µm weniger Belagdicke dafür sorgen, dass ich den Zughebel ohne Bremswirkung bis zum Lenker drücken kann?
Ich bin handwerklich leider sehr ungeschickt. Das Hinterrad auszubauen ist mir ein Graus... ich musste das mal machen, als ich einen Platten hatte. Da hab ich über ne Stunde für gebraucht, bis der neue Schlauch drauf war. Aber ich will es ja auch lernen. Dann bestell ich mir einfach mal noch neue Bremsscheiben mit.
Ja, kann sein. Hydraulische Felgenbremsen (Magura) habe ich gerade in Ordnung gebracht. Auch denen hätte eine Entlüftung wahrscheinlich gut getan. Ein passendes Set mit Spritzen und allem hätte ich sogar noch gehabt. Habe es aber gelassen. Mit neuen Bremsschuhen waren die Bremsen wieder ok, also habe ich mir das Geklecker erspart.
Ja, gut möglich, dass dir dieser Service diesmal gefehlt hat.
Habe nur selten mit hydraulischen Bremsen zu tun. Was ich noch weiß, ist, dass man Räder mit hydraulischen besser nicht auf den Kopf stellt. Solltest du das getan haben, wird dann doch die Entlüftung fällig sein.
Neue Bremsscheiben? Nein, nein. Es geht um Bremsbeläge.
https://www.bike-components.de/de/Shimano/Bremsbelaege-B01S-p63858/
Äh, ja, das habe ich schon öfter mal getan tatsächlich. Ich bin eben auch überrascht, dass die Bremswirkung mehr oder weniger von heute auf morgen so stark nachgelassen hat.
Ich mach es jetzt so: ich kaufe mir eine Schiebelehre und ein Entlüftungsset. Beides kann ich ohnehin sicher mal gebrauchen. Dann messe ich die Dicke der Scheiben nach, weil ja scheinbar darauf notiert ist, welche Stärke sie mindestens haben müssen. Wenn sie zu dünn sind, kaufe ich dann noch eine neue Scheibe, ansonsten belasse ich es beim Entlüften.
Edit: Achso? Ich dachte immer, es ging um die Scheiben!
Und neue Beläge willst du nicht ausprobieren? Das würde ich zuerst tun, allein schon weil es das Billigste ist. Dann das Set und mit Sicherheit keine neuen Scheiben, wenn die alten nicht verbogen oder ausgeglüht sind.
Schieblehre sollte man im Haushalt haben, ja.
Nein, die Scheiben reiben sich nicht ab (oder wenn dann nur in einem Bereich, in dem selbst die Schieblehre versagt). Die zeigt nur Zehntelmillimeter. Das Abreiben ist den Belägen vorbehalten.
Ich hab gedacht, wir reden die ganze Zeit von der Scheibe. Ich hab mir nie darüber Gedanken gemacht, wo die eigentlichen Beläge sitzen.
Interessanterweise kosten die Bremsbeläge bei deinem Link 6 Eur, bei Amazon die gleichen 13 Eur. Krass... ich werd aber vielleicht mal zum Händler schauen und sie vor Ort kaufen.
Man muss nur diesen Splint rausziehen und dann den Belag. Das ist schon alles. Neuer Belag rein, neuen Splint rein, der ist ja dabei, fertig. Der Splint ist sehr gut auf deinem Foto zu sehen. So sieht er aus:
Ja, es gibt verschiedene Beläge für verschiedene Shimano-Bremsen. Wenn du die selber kaufen wolltest, müsstest du wissen, wie deine Bremse heißt. Irgendwo steht das, vielleicht unter Dreck.
Wenn ich das richtig sehe, sind B01S die mit Abstand am häufigsten verbauten Systeme. Ich werde aber mal noch nachprüfen.
Aber das Laufrad abmontieren muss man schon, oder?
Nein. Wozu? Man zieht den Belag raus uns steckt einen neuen rein.
Oh, im Video war es so gezeigt. Ok, dann ist es ja wirklich überhaupt kein Problem. Bin gespannt und werde berichten!
So was ähnliches hatte ich auch mal.
Du ziehst also durch und es passiert nix oder wenig oder wie darf ich das verstehen?
Dann hört sich das sehr danach an, als solltest du mal deine Bremse entlüften.
So ist es. Abgenutzte Bremsbeläge können ja nur einen Milimeter ausmachen - unwahrscheinlich, dass ich hier etliche Zentimeter mehr Zugweg am Griff haben sollte. Entlüftung scheint mir ein realistisches Problem zu sein...
Das könntest du ja einfach selber machen, auch als Laie.
Einfach in den Baumarkt o.ä (am besten nicht mit dem Fahrrad) und ein Entlüftungskit besorgen.
Aber pass auf, manchmal ist das Mineralöl nicht dabei und du musst es separat noch im Markt dazukaufen.
Ich hab ein YouTube-Video gefunden, dort nutzt der eine Spritze mit Schlauch, einen Trichter mit Stöpsel und ein Shimano-Mineralöl. Sowas meinst du mit Entlüftungskit?
Wenn das eine mechanische Bremse ist, sprich mit Zugkabel, dann muss diese ab und zu nachgestellt werden. Die Bremsbeläge nutzen sich ja mit der Zeit ab.
Dazu sollte es eine relativ leicht zugängliche Schraube geben die du einfach eine oder zwei Rasten weiter im UZSinn drehst. Das Ganze wiederholst du alle paar Monate (je nachdem wie oft du fährst) sobald die Bremskraft wieder nachlässt - so lange bis die Bremsbeläge an der Verschleißgrenze sind.
Den Draht selbst zu lösen und enger wieder zu fixieren ist nicht notwendig.
Falls du eine hydraulische Bremse hast, ist nichts davon notwendig. Entweder ist dann Luft im System (entlüften!) oder die Bremsbeläge sind bereits abgenutzt.
Ich finde kein Zugkabel und auch keine passende Schraube, die ich nachziehen könnte. Die Bremsbeläge sollten eigentlich noch nicht abgenutzt sein, das Fahrrad ist relativ neu. Danke dir!
Siehst du am Bild, dass sie hydraulisch ist, oder schätzt du das?
Ist es möglich, das irgendwie selbst zu entlüften und mir den Gang zum Händler zu ersparen oder sollte ich das einen Profi machen lassen?