Philosophiestudium sinnvoll?

8 Antworten

Von einem Philosophiestudium, das nicht von berufsbezogenen anderen Studienfächern begleitet wird, kann man nur abraten. Du solltest unbedingt primär Wirtschaftswissenschaften und/oder Mangement studieren, wenn du anschließend in diesem Feld deinen Beruf finden willst. Darüber hinaus kannst du dann als sog. "Nebenfach" noch Philosophie studieren.

Wenn du dagegen nur philosophische Studien betreibst und hier einen Master anstrebst, dann wird dir ein Einstieg im Bereich Wirtschaft oder Management anschließend sehr schwer fallen. Die Fachkompetenzen dieser beiden Bereiche sind einfach zu weit auseinander liegend. 

Bedenke außerdem, dass du auch Soziologie und politische Wissenschaften studieren könntest. Dann hättest du weit mehr fachspezifische Kenntnisse, um anschließend ein geeignetes Berufsfeld zu finden. Das weite Feld der Politik und der unterschiedlichsten Verwaltungs- und Organisationsberufe würde sich da sehr anbieten, weil hier viel Verantwortung gefordert ist und die spezifischen Fachkompetenzen dann noch obligatorisch nachentwickelt werden müssen, d.h., man muss sich in jedem Fall in die spezielle Materie dann noch einarbeiten.

Die Philosophie bereitet auf all dies nur wenig vor. Ethische Fragestellungen sind zwar interessant, doch in der Realität des Alltags wird es nur sehr selten Grundsatzdiskussionen geben, welchem Typus von deontologischer oder kontextualistischer oder gar hermeneutischer Ethik man sich hier primär anvertrauen sollte. Und andere Teilgebiete der Philosophie wie Ontologie, Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie, Philosophie des Geistes oder formale Logik werden dir im Berufsalltag noch viel weniger nützen. 

Bilanz: Ein Philosophiestudium sollte - solange man sich auf eine berufliche Karriere vorbereitet - immer nur begleitend verfolgt werden. Die Konzentration auf die Belange und spezifischen Fragestellen des anvisierten Berufsfeldes sollten ganz klar im Vordergrund stehen, weil in unserer Zeit auf allen Wissensgebieten eine substantielle Fülle an Kenntnissen bereits gefordert wird, wenn man seine ersten Bewerbungsschrieben abzugeben bereit ist. 

Ein Studium, das man aus Interesse und Neigung studiert, ist nie verkehrt. Für Philosophie gibt es keinen "festgelegten" späteren Berufsweg, aber es wird Dich vermutlich persönlich weiterbringen und Deine Problemlösungsfähigkeiten verbessern. Und das kann man immer und überall brauchen. Du kannst Dich ja schon parallel in Wirtschaft weiterbilden.

Ich will nicht sagen, dass es der Wirtschaft und ihren Managern nicht gut täte, mehr Philosophen in ihren Reihen zu haben. Allerdings kenne ich keinen Philosophen, der diesen Weg gegangen wäre. In der Wirtschaft findet man vor allem Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaftler, Juristen, Ingenieure und Naturwissenschaftler. Vielleicht noch ein paar Psychologen - aber Geisteswissenschaftler sind selten.


fernwehx 
Beitragsersteller
 05.02.2017, 23:25

Ich möchte auch nicht als "Philosoph" in einen Beruf einsteigen, sondern damit nur meine eigenen Kompetenzen in Sachen Denken und Handeln verbessern, was in der Wirtschaft schon von Vorteil sein kann.

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mattmattmattmat  05.02.2017, 23:27
@fernwehx

Wenn es als zusätzliche Qualifikation/Spezialisierung während deines Studiums angeboten wird: Sehr gut. Wenn du ein Zweitstudium parallel dazu schaffst: Gut. Wenn du vorher ein Philosophie Studium abschließen willst und danach ein Wirtschaftsstudium: Frag dich, ob es wirklich den zusätzlichen Zeitaufwand (3-5 Jahre wenn alles gut läuft) wert ist.

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zalto  05.02.2017, 23:32
@fernwehx

Ich würde einem Philosophen zwar Kompetenz im Denken zusprechen, aber keine Kompetenz im Handeln. Auf welcher fachlichen Grundlage denn auch?

Unternehmerisches Denken und Handeln ist häufig sehr pragmatisch und kurzfristig ausgelegt. Dem Philosophen würde es die Fußnägel nach oben krümmen, wenn er mit typischen Management-Argumentationen konfrontiert würde. 

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fernwehx 
Beitragsersteller
 05.02.2017, 23:29

Ich werde mich beraten lassen, danke für die Meinungen! :)

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Immer ein gute idee. Bringt dich im leben und deinem umfeld im mit mitmenschen weiter

Manche Fächer sind auch einfach ein schönes Hobby. Die Jobaussichten für Philosophen sind so lausig, dass das Fach meines Erachtens dazu gehört.
Dagegen kommt mir selbst mein eigenes Orchideenfach (ich bin Archäologin) wie eines mit großen Perspektiven vor. ;) (Wohlgemerkt aber auch nur im Vergleich zu Philosophie.)

Wenn du eh in die Wirtschaft gehen willst, spar dir den Umweg und behalte die Philosophie als Hobby. Beschaff dir Bücher, mach Volkshochschulkurse, schau vielleicht später, ob es die Möglichkeit zu einem Abendstudium gibt parallel zum Beruf.


fernwehx 
Beitragsersteller
 05.02.2017, 23:30

Klingt plausibel, ich werde auf jeden Fall darüber nachdenken, danke für die Meinung!

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