Pferd ist ängstlich alleine im Stall?
Hallo,
ich versuche mich so kurz wie möglich zu halten. :)
Ich habe mir vor 2 1/2 Monaten meinen Traum von einem eigenen Pferd erfüllt und ihn zu uns in den Stall geholt. (Kurz zu meinem Pferd: er ist ein 19 Jähriger Lewitzer-Pinto Wallach-stand vorher an ein und demselben Stall mit Junghengsten. Dementsprechend wirklich ruhig im Gemüt.- Die Vorbesitzerin ging mit ihm alleine ins Gelände und früher sogar auf Turniere. Er ist super zu reiten, bisschen träge aber im Gelände findet er seine Lebensfreude und gibt sich die größte Mühe. In der letzten Zeit hat sie sich nur eher selten um ihn gekümmert und er liebt es deshalb viel gekuschelt zu werden)
Nun steht er wie gesagt seit ca. 2 1/2 Monaten bei uns im Stall. Wir haben 24 h Weidegang mt einer Herde von ca. 13 Pferde. Er ist super in die neue Herde angekommen und liebt es mit ihnen zu spielen und sich zu wälzen.
Ich gehe mit ein paar Freundinnen auch schon ins Gelände und da ist er super brav! Klar sind die einen oder anderen Hoppser dabei, weil er sich mal erschreckt, aber total liebenswert (klar ist ja noch vieles neu)
Nun zu meinem Problem:
Ich kann nicht immer auf andere angewiesen sein und warten, bis sie mal Zeit haben, um ins Gelände zu gehen. Deshalb wollte ich letzte Woche ihn zum Putzen und Satteln holen und eine kleine Runde das erste Mal alleine drehen.
ABER sobald ich ihn hole und die Herde außer Sicht ist (klar der Stall ist ja zu) dreht er total ab. Beim Anbinden dreht er sich hin und her. Er macht ständig kleine Haufen vor Aufregung und schnauft wie ein Drache. In die Box gestellt, um ihn zu füttern und runter zu bringen (möchte ihn nicht unnütz stressen) dreht er seine Kreise , läuft hin und her und wiehert wie verrückt. Seinem Futter wirft er nicht mal einem Blick zu. (Obwohl er das verfutterste Pferd der Welt ist) Er zittert an Vorder- und Hinterbeinen und schwitzt sogar an Brust und Vorderbein.
Als ich ihn rausholte und ihn wieder zurück führen wollte, sah er annähernd ein Pferd von uns und er ist wie ausgewechselt! Total entspannt, senkt den Kopf und kuschelt wieder.
Sobald wir zu zweit ausreiten und die beiden zusammen holen und in die Box stellen und fertig machen ist alles entspannt und wir können stundenlang putzen und satteln.
Nun zu meiner Frage an euch: Klar weiß ich, dass er jetzt erst 2 1/2 Monate am neuen Stall ist und noch alles neu für ihn ist und Routine braucht. Ich möchte einfach ihn auch mal alleine holen und ihn zumindestens putzen. Aber das ist leider nicht möglich.
Kann ich es trainieren, dass er sich auch alleine im Stall wohl fühlt? Und sich entspannen kann? Ich möchte ihn nicht jedesmal Stress aussetzen, nur weil ich ihn fürs Longieren fertig machen möchte. Ich möchte das er sich bei uns wohl fühlt und die Liebe und Zuneigung braucht, die er von seiner Vorbesitzerin nicht bekommen hat.
Ich mache mit ihm Longierarbeit, Bodenarbeit und reite in Gruppen mit ihm ins Gelände, um seine Muskulatur zu verbessern.
Ich bitte euch um Ratschläge oder Trainingstipps
5 Antworten
Täglich in kleinen Schritten üben. Hole ihn vllt am Anfang erstmal nur aus der Koppel raus, führ ihn 2 m weg und putz ihn dann halt da (Putzkasten mitnehmen). Oder mach halt eben Bodenarbeit "parallel" zur Koppel, sodass er die anderen erstmal noch sieht. Danach kommt er wieder zurück. Im Idealfall könntest du sowas mehrmals am Tag machen, damit er lernt, dass es auch mit dir alleine voll okay ist.
Wenn es entspannt läuft, dann gehst du nen Schritt weiter und führst ihn ein Stück weiter weg, machst dort wieder dein Ding (bist vorallem selbst total entspannt und cool). Usw.
Alleine ausreiten würde ich erst, wenn du mit ihm völlig entspannt alleine spazieren gehen kannst. Und auch dann nimm bitte ein Handy mit und sage jemandem am Stall Bescheid wo du in etwa lang reitest.
Sehr vernünftig. 👍 Dieses "Kleben" legt sich mit dem Ratschlag von GillyDi dann mit der Zeit.
Babysteps...
Mein Hengst glaubt auch, dass er für immer alleine ist, wenn mal kein Pferd in seiner Nähe ist. Sieht er ein anderes Pferd ist er ein chilliger kleiner Kerl, der alles mit macht :D
Geh zu ihm auf die Weide, halftere ihn und lauf mit ihm über die Weide, Richtung Ausgang. Bleib im Sichtkontakt und dirigiere ihn (mal anhalten, rückwärts richten, dir folgen, etc.).
Irgendwann verlässt du die Weide, bleibst aber noch in Sicht und Rufreichweite der anderen Pferde. Auch hier, sorg dafür, dass er sich auf DICH konzentriert und dir vertraut.
Irgendwann kannst du dann kurz aus dem Sichtkontakt raus, aber zeitnah (2-5 Minuten) wieder zurück zum Sichtkontakt.
Mach eine schrittweise, langsame Entwöhnung von den anderen Pferden und bau eine Bindung zu dir auf. Dir muss er vertrauen, als wärst du das Leittier der Herde. Bei dir ist er sicher, bei dir weiß er dass nichts passiert, bei dir ist er entspannt.
Bitte verabschiede dich von der Vorstellung, dass Pferde unsere menschliche Form der Liebe und Zuneigung brauchen, um sich wohl zufühlen. Klar gibt es Pferde, die ganz gerne beschmust werden, aber das ist nicht ausschlaggebend und führt auch nicht dazu, dass das Pferd dir vertraut. Ebenso ist es völlig falsch, ein aufgeregtes Pferd in die Box zu packen und dabei noch Futter zu geben.
Wichtig ist eine klare Ansage deinerseits. Konsequenz, und zwar immer. Das Pferd will wissen, ob es sich auf dich verlassen kann. Du bist die Herde bzw. idealerweise der Herdenchef, wenn ihre alleine seid. Daher musst du dem Pferd vermitteln, es ist ok sich auf dich zu verlassen. Du hast einen Plan und sorgst für Sicherheit. Du willst dein Pferd zum Putzen raus holen und es findet das doof? Dann ist es dein Job ihm zu erklären, dass du verstanden hast, dass es das doof findet, du aber trotzdem möchtest, dass es das jetzt macht. Klar ist das Pferd anfangs gestresst, das lässt sich nicht vermeiden. Den Stress nimmst du ihm, indem du ruhig und bestimmt dein Programm durchziehst. Nicht in Mitleid verfallen und innerlich "mitheulen", wenn du es von den anderen wegholst und vllt noch die ganze Zeit steicheln und tüddeln.
Du musst ja nun auch nicht direkt zum Putzplatz marschieren und 1 Stunde putzen. Du holst das Pferd erstmal aus der Herde und gehst ein paar Schritte, so dass es die anderen sieht. Dann gehst du auch mal um die Ecke, ein paar m weiter und steigerst das so weit, bis ihr am Putzplatz angelangt seid. Und so baust du kleinschrittig aber konsequent dein Vorhaben auf und aus. Dein Pferd wird merken, wenn du eine klare Linie hast, es muss dich ja auch erstmal kennen lernen, also gib ihm und dir ein bisschen Zeit.
Genau das ist meine Einstellung. Naja mit Liebe und Zuneigung meinte ich das nicht vermenschlicht. Ich meine einfach nur, dass er von der Vorbesitzerin als Sportgerät gesehen wurde. Und ich möchte einen Freund fürs Leben. Ich möchte auch mla nur spazieren gehen oder mit ihm aufm Platz Bodenarbeit machen und nicht immer reiten reiten reiten.
wenn du das pony als reitpferd gekauft hast (muss im kaufvertrag stehen) handelt es sich bei dem verhalten um einen verschwiegenen mangel, also arglistige täuschung.
mit dieser nutzungseinschränkung kannst du das pferd zurückgeben oder kaufpreisminderung verlangen.
in der box stresst du das pferd jedenfalls extrem.
es kann jahre dauern, das problem in den griff zu kriegen, wenn es überhaupt klappt.
frag die vorbesitzerin mal, wie sie es mit dem allein ausreiten gemacht hat und speichere die antwort ab. könnte ein wichtiges beweismittel sein.
Naja soweit würde ich jetzt nicht gehen. Ich denke einfach, dass er sich noch nciht sicher im neuen Stall fühlt. Aber das möchte ich unterstützen. Er ist nicht bösartig, aber er ist einfach nur ängstlich und hat keine Sicherheit sich wohl zufühlen. Und das möchte ich trainieren.
Oh weh, ein Pferd das so erheblich reagiert wen es alleine sein soll.
Ich würde den Rat von Ponyfliege beherzigen und das Tier retour gehen lassen.
Etwas Stress ist ja ok aber solche Aussetzer sind für einen Laien zu Viel. Bei einem 19 Jährigen Pferd ist wahrscheinlich auch ein Trainer mehr als unwirtschaftlich. Dieses sauber und nachhaltig zu beseitigen würde ich mal auf mindestens 6 Monate ansetzen. Würde er bei mir im Stall stehen und ich kann jeden Tag mindestens 1 Stunde daran arbeiten.
Du solltest auch immer Deine Sicherheit nicht außer acht lassen, Pferde die so unter Dampf sind wirklich immer mit Vorsicht zu genießen. Pferde kennen nur Flucht oder Kampf. Im Stall kann es nur in die Teilnahmslosigkeit flüchten oder Kämpfen. Kämpfen ist immer für den Menschen lebensgefährlich.
Das ist mir schon klar. Aber wenn ein Pferd aus der Herde dabei ist, ist er total tiefen entspannt. Und lässt alles mit sich machen. Er wird nicht bösartig aber ist halt total nervös. Und dieses Stress möchte ich ihn nciht aussetzen.
Ich danke dir für den Rat. Daran habe ich auch schon gedacht. Dann fasst er wahrscheinlich mehr Vertrauen zu mir und spürt wahrscheinlich die Sicherheit, die er braucht. Er stand 19 Jahre an einem und demselben stall also ist ein Umzug eine ganz schöne Umstellung.