Pferd „herdenunverträglich“?


30.04.2021, 23:42

NATÜRLICH waren IMMER mehrere Monate zwischen den Herdenumstellungen. Aber jetzt steht er seit ca. 4 Monaten in einer Herde, wo nie etwas vorgefallen ist und jetzt plötzlich benimmt er sich so aggressiv.

6 Antworten

Vor ein paar Wochen mussten wir leider seine beste Ponyfreundin verkaufen,

punkt 1: frust

Einmal ist er sogar einem Pony durch den ganzen Offenstall hinterhergerannt und hätte ohne uns vermutlich auch nicht mehr aufgehört.

was zu beweisen wäre.

womit wir bei punkt 2 wären: frust

warum verkauft man "die beste ponyfeundin" und nicht beide?

punkt 3: frust

Klar ist es normal, dass Pferde einen Ranghöchsten haben, aber diese sind ja in den meisten Fällen „fair“ und hören auf, sobald der Rangniedrigere weicht.

das ist ein gängiger irrtum. in einem normalen offenstall kann der rangniedrige gar nicht weit genug ausweichen (weit genug wäre in der regel, wenn das andere pferd einen abstand von etwa 250m zwischen sich und das andere pferd bringen kann, weshalb es in artgerechter aufzucht beispielsweise nur selten zu ernsthaften auseinandersetzungen zwischen den junghengsten kommen wird), wenn bei einem andern pferd punkt 4: frust in ein übersprungsverhalten mündet. das frustrierte tier kann durchaus rangniedrig sein.

indem man die situation unterbricht - was übrigens dumm wie nur sonstwas und generell lebensgefährlich ist, wenn man nicht abschätzen kann, was ursache des verhaltens ist - bleibt sie bestehen und wird nicht gelöst. bei nächster gelegenheit wird also dort angesetzt, wo man zuletzt aufgehört hat.

das andere pferd setzt sich schon irgendwann zur wehr - da würde ich sagen, kann man dann für das shetty schon mal das flickzeug raussuchen.

Meine Frage nun: Habt ihr irgendwelche Ideen, wie man dieses Problem lösen könnte, ohne ihn zu verkaufen oder alleine irgendwo einsperren zu müssen?

ja, sogar drei ideen.

  • idee nummer 1: man lässt den zwerg wieder ins gehege, vorzugsweise, wenn alle hungrig sind und es gleich heu gibt. nach der heugabe dreht man sich mit dem rücken zum gehege, steckt sich ohrhörer in die ohren, stellt die musiklautstärke auf anschlag und wartet ab. kurz vor der nächsten heugabe geht man rein, beträufelt die wunden mit beta und sammelt die fellstücke ein, die wohl vorwiegend die farbe des shettys haben werden. das wiederholt man, bis man die betalösung nicht mehr benötigt. in einer reinen wallachgruppe wird das schnell der fall sein. in einer gemischten gruppe muss man damit rechnen, dass es der ranghöchsten stute irgendwann reicht und sie das shetty apportiert.
  • das pony verladen und da absetzen, wohin die stute verkauft wurde. die stute wird nicht viel besser drauf sein.
  • wie StRiW bereits richtig bemerkte ist eingeschränktes sozialverhalten beim möglichen verkauf explizit im vertrag festzuhalten. dasselbe gilt für "hengstiges" verhalten bei einem wallach. eine alleinhaltegenehmigung ist für das shetty kaum zu erwirken, da es bereits problemfrei in einer gruppe gehalten wurde. die konsequenz wäre also statt eines verkaufs die tötung des tieres - die kann - by the way - auch angeordnet werden, da das tier keine zumutbare lebensqualität hat.

ginge es darum, dass ein grösseres tier ein kleines drangsaliert, wäre die lösung denkbar einfach. sie bestünde einfach nur in einem balkenzaun, unter dem die kleinen herlaufen können, das grosse aber nicht. diese lösung hat sich z.b. in einem laufstall bewährt.

Aber jetzt steht er seit ca. 4 Monaten in einer Herde, wo nie etwas vorgefallen ist und jetzt plötzlich benimmt er sich so aggressiv.

und natürlich ist etwas vorgefallen. seine beste ponyfreundin wurde vor ein paar wochen verkauft. damit wären wir bei punkt 5: frust.

das hauptproblem der meisten pferdehalter ist, dass sie pferde nicht wie pferde behandeln und ständig in das natürliche verhalten eingreifen. es gibt sehr gute bücher darüber, wie pferde ticken. warum liest man sie nicht einfach mal und hält sich dann daran, pferde pferd sein zu lassen?

sehr gute literatur zu dem thema:

vivian theby - so lernen pferde

dies buch sollte wirklich jeder, der sich um pferde kümmert oder der pferde hat, gelesen und verstanden haben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

StRiW  01.05.2021, 13:26

Je nach Herdenzusammensetzung, hätten die Großpferde, sich den Kleinen schon lange erzogen! Diese klappt natürlich nicht wenn, der Mensch nimmer dazwischen grätscht.

Der letzte große Diktator, der bei und eingestallt wurde, musste auch umziehen zu meinen eigenen Pferde, da agieren der alte und neue Herdenchef sehr harmonisch als Team(Brüder) und bringen jeweils mit etwas mehr als eine Tonne genug Überzeugungskraft mit! Bei denen ist mir eine Narbe mehr oder weniger total egal.

Da arme Pferd, kommt dann immer. Dabei ist es immer, wer Streit, mit den beiden sucht, bekommt ihn auch.

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StRiW  01.05.2021, 13:51
@pony

Och, oft haben es die Eigentümer der Kleinen, ja selbst in der Hand. Spätestens, wenn es beschlagendes Großpferd, so einen Ballast abtritt, ist das Geschrei recht laut! So eine gesprengte Schädelkalotte sieht schon beeindruckend aus .

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pony  01.05.2021, 14:46
@StRiW

halb abgebissene schläuche und bis auf die knochen runtergetretene kronränder sind auch nicht ohne. kann passieren, wenn die herdenchefin von den aufdringlichen norikern die schnauze voll hat.

in dem fall war die stute 78cm und teilte mit einer kleinpferdestute und einer pony G stute eine truppe von 65 pferden aller grössen und altersgruppen unter sich auf.

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Umso mehr Unruhe in einer Herde herrscht, je mehr drehen so Krawallbürsten auf.

Gerade wenn die Zusammensetzung der Herden nicht ausgewogen geschieht. Nicht alle Tiere, kommen mit einer Mischung GP / KP / PO klar. Besonders wenn einige einfach die absolute Minderheit da stellen.

Der Kleine ist nicht Ranghoch, der ist einfach nur ein Mistpferd. Im schlimmsten Fall, durfte er sich immer benehmen wie die Axt im Walde, schlecht sozialisiert, durch Menscheneingriff. Der arme Kleine, halt.

Verkaufen? Den nimmt kein Mensch geschenkt!(Das eingeschränkte Sozialverhalten, ist beim Verkauf Anzeigepflichtig, sollte das Unterbleiben, macht sich der Verkäufer bei Verletzung, des Tieres oder gar anderer Tiere Haftbar!) Kein Stalleigner, nimmt so ein Tier freiwillig auf(Da man sich hier eine erhöhte Gefährdung des Bestandes absichtlich in den Stall holt). Das Problem, müsst Ihr (Die Eigentümerin) schon selber lösen.

  • Haltung, unter reduzierten tierschutzrechtlichen Gesichtspunkten, Einzelhaltung mit Sicht und Geruchskontakt. Würde ich immer mit dem VetAmt abstimmen!
  • Herde stabilisieren(Verbot der Neueinstallung und Umstallung, Natürlich übernimmt, die Besi die Ausfallkosten des Stalleigners), von allen Einstallern(Aufgabe des Halters) die Erlaubnis einholen, das Pferd dazuzustellen(Haftungsausschluss), in der Hoffnung, das sich sein Verhalten bessert.
  • Tier abgeben, mit dem Hinweis, Tier ist nicht sozialverträglich! Ponyhaltung
  • Abwägung des Leides des Tieres und eine Finale Lösung anstreben!
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut

wie man dieses Problem lösen könnte, ohne ihn zu verkaufen oder alleine irgendwo einsperren zu müssen?

Nein habe ich nicht. Es gibt solche Pferde. Vermutlich nicht mal von Anfang an, aber irgendwann haben sie das Verhalten angenommen. Warum? Keine Ahnung.

Meins Stute stand mal mit einem Paint zusammen, das sie fast getötet hätte. Die Paintstute hatte gnadenlos zugeschlagen und laut TÄ nur 5 cm neben dem Ellenbogen. Meine Stute musste 1 Woche lang streng in der Box stehen. Sie wollte auch gar nicht laufen, da sie so zerschlage war, dass jede Bewegung schmerzte. Ich habe dieses Paint seitdem aus tiefster Seele gehasst und es nie wieder mit meiner Stute zusammen laufen lassen. Gott sei Dank hat dieses Pferd den Stall aber auch schnell verlassen. Es war übrigens tot, bevor es 7 wurde. Ich war nicht traurig deswegen.

Und wenn ich bei euch Einstellerin wäre, würde ich darauf dringen, dass das Shetty nicht mehr an MEIN Pferd herankommt.

Es kann sich um Frust handeln weil die Freundin jetzt weg ist. Kennt man von Menschen ja auch. Wenn man etwas verloren hat ist man stur und will sich auf nichts neues einlassen. Vielleicht kann man ja einen kleineren/größeren Paddock an den rand/die Mitte des Platzes/des Aufenthaltes stellen. Sodass er in der Herde ist aber die anderen schützt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Solche Pferde gibt es leider. Aber ist eher selten.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich reite seit meinem 6.Lebensjahr und habe zwei Pferde

pony  01.05.2021, 13:06

fast jedes pferd hat so einen schalter. wird der umgelegt, verhält es sich genau so.

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Shiraunddati  01.05.2021, 13:08
@pony

Naja, aber selbst unsere sind verträlich, sogar der Hengst von Mama dtand, als er noch Hengst war mit ihrem Wallach zusammen.

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StRiW  01.05.2021, 13:48
@Shiraunddati

Oft ist das Problem, der Stallaufbau an sich, zu viele Pferde, auf zu geringer Fläche, bzw. die falschen Pferde auf einer zu geringen Fläche.

Trift dann noch sonstige Haltungsschwäche zu, Herden die wechseln, mangelnde Auslastung. Staut sich Frust auf. Können Pferde diesen nicht abbauen, kommt es zu Unverträglichkeiten. Pferde dürfen sich auch mal richtig einen auf den Pelz geben. Bei uns Menschen fliegen Gerüchte weise ja auch mal die Teller!

Geht dann der Mensch dazwischen, kann es durchaus dazu führen, dass einige Pferd sich zu Diktatoren aufspielen, da sie nie eingebremst wurden. Ergibt aber auch oft eine schlechte Zusammenstellung der Herde. Eine Herde ohne wehrhafte Führung, zerfällt an so einem Pferd auch mal gern. So muss der ganze Verband sich wieder neu einfinden.

In starken Herden, nimmt sich früher oder später das Führungspferd oder ein Adjutant so eine Pferd zur Brust. Gerade so kleine Pferdchen werden oft nicht alt, der Schädel hat für so manchen Großpferd mit Eisen die optimale Höhe zum Schädel knacken!

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