Ontologischer Gottesbeweis von Descartes?
Hallo Leute,
ich muss für Philosophie diesen Text von Descartes zusammenfassen und auch erklären können. Leider habe ich nicht verstanden, was er meint. Also ich weiß dass er die Existenz von Gott beweisen möchte, aber Ich verstehe das Argument nicht wirklich.
Danke schon mal im voraus.
2 Antworten
Eines vorneweg: Ontologie ist grundsätzlich nicht belegbar oder widerlegbar. Daher bringt sie grundsätzlich auch keinen Erkenntnisgewinn. Dies trifft auch auf sämtliche ontologischen Gottesbeweise zu.
Descartes argumentiert folgendermaßen:
Zunächst muss man zwischen einem Ding an sich sowie der Idee bzw. den Begriffen, mit denen wir dieses Ding beschreiben, unterscheiden. Da gibt es grundsätzlich zwei verschiedenen Möglichkeiten:
1) Eine Idee/Begriff ist willkürlich gewählt und lässt deshalb keine Rückschlüsse darauf zu, ob diese Idee/Begriff auch tatsächlich real existiert. Es handelt sich also zunächst einmal um ein reines Fantasieprodukt.
2) Es gibt Ideen/Begriffe, die sind derart plausibel, dass es keinen Zweifel daran geben kann, dass sie die Realität beschreiben.
Nun wirds mit drei Beispielen konkreter.
1) Wenn man sich mit der Idee "Gott" nur oberflächlich beschäftigt, kann man leicht zu dem Schluss kommen, hier handele sich bei der Idee/Begriff "Gott" um die Kategorie 1)
2) Wenn man sich mit einem Dreieck beschäftigt, ist offensichtlich, plausibel und unbestreitbar, dass die Summe aller drei Winkel immer 180° (= Summe von 2 rechten Winkeln) ergibt. Daher gehört die Idee/Begriff "Dreieck" in die Kategorie 2). Die Idee, dass die Summe aller Qinkel immer 180° ergibt, beschreibt die Realität.
3) Wenn man sich mit der Idee/Begriff "Gott" sehr intensiv beschäftigt, insbesondere mit den Attributen, dass es sich bei Gott um ein höchst vollkommenes, ewiges und vornehmstes Wesen handelt, muss man zwangsläufig, ähnlich wie bei einem Dreick, zu dem Schluss kommen, dass diese Idee eines vollkommenen Gottes die Realität beschreiben muss und daher ebenfalls in Kategorie 2) fällt.
Das Argument geht ungefähr so:
Gott ist das höchste vorstellbare.
Das höchste vorstellbare muss existieren weil wenn es nicht existieren würde man sich ein Wesen vorstellen könnte das alle Eigenschaften hat die Gott hat PLUS Existenz.
Und somit muss Gott existieren.
Er zieht dann noch ein Vergleich zum Dreieck:
Ein Dreieck hat ne Innenwinkelsumme von 180grad und 3 Winkel. Hätte es das nicht wäre es kein dreieck.
Was schön den Fehler verdeutlicht:
Ich definiere Gott als Wesen das die Eigenschaft existent hat. Wäre es nicht existent dann wäre es nicht Gott.
Ergo: Gott existiert.
Jup.
Zu deine beschreibungen zu den beiden Kategorien: Kat 2 würde ich als bottom Up Definition sehen. Sprich: wir haben ein Ding wie z.b. ein dreieck und leiten davon Eigenschaften und eine Definition ab welches dieses Ding beschreibt.
Kategorie 1 wäre dann top down. Wir haben eine Idee bzw. Vorstellungen von einem Ding. Mit allen Eigenschaften. Müssen aber schauen ob es dieses Ding überhaupt gibt. Beispiel: die Urknall theorie (damals natürlich Hypothese)
Unterschied zwischen kat1 und Kat 2 ist imgrunde die Existenz. Bei kat2 wissen wir daß das Ding existiert und bei Kat 1 eben noch nicht.
Und ein Zirkelschluss kommt dann zustande wenn man kat1 Definitionen in kat2 quetschen will.
Kommt das ungefähr hin was damit gemeint ist?
Ja, das hast du schön analysiert. Hätte ich selber nicht so kurz und treffend formulieren können.
Nur nebenbei: Von einer Theorie im strengen Sinn kann man beim Urknall nur bis zum Zeitpunkt von ungefähr 380.000 Jahren sprechen. Damals entstand die Hintergrundstrahlung und das Universum wurde durchsichtig. Alles bis dahin (zurückgerechnet) können wir durch Beobachtungen verifizieren oder falsifizieren. Alles, was davor liegt, ist rein ontologisch und bislang durch Beobachtungen nicht zu belegen, stellt also nach wie vor nur eine Hypothese dar.
Im Sinne Karl Poppers kann eigentlich nur das seriös als "relative Wahrheit", sprich Theorie, bezeichnet werden, was sowohl ontologisch als auch epistemisch allen Falsifizierungsversuchen standhält.
Soweit ich weiß gibt es mittlerweile andere Belege für den Zeitraum der älter ist. Also indirekte Belege. Man kann einiges aus den unterschieden in der Temperatur der Hintergrund Strahlung herauslesen.
Ja, das stimmt. Inzwischen versucht man aus den extrem geringen Unterschieden in der Hintergrundstrahlung Informationen herauszufiltern, die man mit den bisherigen Hypothesen abgleichen kann. Wesentliche Ergebnisse sind mir allerdings bislang nicht bekannt geworden, was allerdings nicht heißt, dass es noch keine gibt.
Ich definiere Gott als Wesen das die Eigenschaft existent hat. Wäre es nicht existent dann wäre es nicht Gott.
Ergo: Gott existiert.
Das ist übrigens der klasssiche Zirkelschluss, an dem fast alle ontologischen Gottesbeweise ihren Mangel haben. Letztlich wird damit aber nur gezeigt, dass die Annahme, Gott existiert real, nicht zwangsläufig zu einem inneren Widerspruch führen muss. Bewiesen ist damit aber gar nichts.