Nach welcher Zeit kann man eine Fremdsprache sprechen wenn man nur Radio aus dem Land hört?
4 Antworten
Durch den allmählichen Verlust des intuitiven auditiven Spracherwerbs, wie er bei Kindern noch problemlos stattfindet, und die gleichzeitige Heranführung an Texte und Schrift in der Schule, wird der auditive Kanal sehr weit zurückgedrängt und stellt bei den meisten Menschen den schwächsten Lernkanal dar.
In der Kognitionswissenschaft hat man das dann duch jahrzehntelange Beobachtung von Fremdsprachlernen bestätigt. Das größte Problem beim Lernen ist das Vergessen und das, was wir nur hören, bleibt am kürzesten im Gedächtnis und schafft daher nur selten den Weg ins Langzeitgedächtnis. Daher ist es auch der langsamste Weg, eine Fremdsprache zu erlernen.
Ein zweiter entscheidender Nachteil der auditiven Lerner ist die enorm hohe Fehlerquote in ihrer produktiven Seite. Es beginnt bereits bei der Aussprache. Gehörtes wird nicht automatisch korrekt wiedergegeben, da man eine Fremdsprache nicht automatisch richtig hört. Das kann sogar bis zur Unverständlichkeit verzerrt werden. Sowohl das Sprechen als auch das Schreiben weisen überdurchschnittlich viele Fehler auf. Oftmals sind es nur aneinandergereihte Wörter, deren Bedeutung man meist nur durch einen gegebenen Kontext erschließen kann, da ihnen die Grammatik fehlt. Wir bezeichnen sie als "fließend Falschsprecher". Da sie ihre sehr fehlerhaften Sprachkenntnisse über viele Jahre und Jahrzehnte erworben haben, verfestigen sich diese falschen Strukturen und bis heute hat man noch kein Patentrezept gefunden, diese meist Fossilisierung genannten Strukturen wieder aufzubrechen, um sie im Anschluss zu korrigieren. Diese Sprecher haben ihre geringen Kenntnisse aber meist durch Sprechen am Arbeitsplatz erworben und damit sind sie keine reinen auditiven Lerner, die man in der Praxis auch nur selten antrifft.
Lange Rede kurzer Sinn:
Wenn du nur mit Radiohören lernen willst, sehe ich schwarz. Wie willst du denn die Bedeutung eines Wortes oder einer grammatischen Struktur erkennen, wenn du nichts über die Sprache weißt? Auditives Training ist nur eines der Elemente, die zum Spracherwerb gehören. Daher wachsen die auditiven Übungen parallel zum Spracherwerb, der besonders am Anfang auf Lesen > Hören > Sprechen (Wiederholen) basiert. Mit einem Radiosender kannst du das nicht machen.
Ich sage damit nicht, dass es nicht möglich ist. Es gibt in der Tat besondere Ausnahmen, die man z.B. unter Analphabeten findet. Da sie weder lesen noch schreiben können, bleibt ihr auditiver Kanal sehr aktiv. Aber auch sie benutzen das Gehörte in Alltagsgesprächen mit Nachbarn, Freunden usw.
Es gibt einige Ansätze, die den auditiven Kanal stärker in den Fokus bzw. an den Anfang stellen, aber auch hier gibt es meist einen Input durch den Lehrer, der die Anweisungen durch Gestik usw. verständlich macht. Ähnlich wie es die Eltern am Anfang bei ihren Kindern machen. "Schau mal, da ist ein Hund".
Statt deine Zeit mit unnötigem Radiohören zu verschwenden, solltest du dir z.B. eine (kostenlose) App installieren, die wenigstens mit Bildern arbeitet. Auf dem Anfängerniveau funktioniert das nicht unbedingt schlecht, hat aber natürlich auch schnell seine Grenzen erreicht.
Sprechen kannst du die Sprache nicht, wenn du sie nur hörst. Das sind zwei unterschiedliche Fähigkeiten, die separat gelernt werden müssen.
Durch sprechen, also den Prozess bei dem man Töne mit seinem Mund und den Stimmbändern produziert. Hören alleine hilft dabei nicht.
Aber die wissen ja nicht was das heißt. Auch wenn sie das nachsprechen können.
Weshalb sollte das der Fall sein? Gehst du davon aus, dass jedes Wort eine physikalische Entsprechung hat? Das ist nämlich nicht der Fall.
Genauso wie die meisten Menschen auch. In den Kinderjahren lernen sie es intuitiv durch Hören und Sprechen, später auch durch Lesen (Blindenschrift) und Schreiben. Es gibt schon lange Sprachprüfungen für Blinde. Wir führen diese auch an unserem Institut durch.
Aber erstmal die Anfänge. Stell' dir vor du bist ein Säugling und siehst nix. Das ist doch mega schwer.
Du scheinst ein fundamentales Missverständniss vom Erlernen einer Sprache zu haben. Blindheit hat keinen großen Einfluss darauf.
Meine Antwort bezieht sich auch lediglich darauf, dass du gefragt hast wie viele Jahre man eine Sprach gehört haben muss um sie zu sprechen. Das sind allerdings unterschiedliche Fähigkeiten, wie Lesen und Schreiben. Du kannst eine Sprache verstehen, aber nicht sprechen, weil du unfähig bist die notwendigen Laute zu produzieren.
Kinder lernen doch nicht ausschließlich visuell. Im Gegenteil, denn gerade in der Anfangszeit lernen sie das meiste durch den Input der Bezugspersonen, die in der Regel aus den Eltern und eventuell älteren Geschwistern bestehen. Es gibt so viele Konzepte, die man ohne konkrete Vorstellung im Kopf oder ein Bild erlernen kann. "Schlafen, essen, anziehen, baden, Wasser, warm, kalt, weh tun usw."
Und auch Blinde entwickeln eine Vorstellung von Hund, Katze, Maus usw., die natürlich nicht zwangsläufig mit deiner oder meiner oder generell mit der Realität übereinstimmen muss. Natürlich haben Blinde eine andere Wahrnehmung ihrer Welt, aber oft haben sie dafür mindestens einen anderen gestärkten Sinn. Da gibt es auch schon Untersuchungen, die zeigen, dass Blinde bessere auditive Lerner sind.
Wenn du jeden Tag Radio hörst, wirst du nach 6 Wochen schon ein bisschen können
Bloß wie kommt das? Ich weiß ja nicht, was das bedeutet.
Ich lebe z.B. seit zehn Jahren in einer Stadt mit vielen Türken. Ich kann aber nur ein Wort: "evet" oder so ähnlich. Das muss okay heißen. Aber für dieses eine Wort habe ich Jahre gebraucht.
evet heißt "ja".okay heißt "tamam". Nimm dir ein Wörterbuch bzw. ein Lehrbuch, dann kannst Du 100 Wörter am Tag lernen anstatt eines in Jahren.
hängt von vielen faktoren ab.
- wie begabt du im gebiet des sprachen erlernens bist
- wie viel zeit und mühe du darin investierst
- die schwierigkeit der sprache
- wie viel spaß du daran hast usw..
Und wie lernen Blinde sprechen?