Muss man um zu beichten in die Kirche?

13 Antworten

  1. Die Beichte = Bußsakrament gibt es nur in der kath. Kirche. Deshalb gilt die Beichtpflicht, also das Bekenntnis der bereuten Sünden, auch nur für Katholiken.
  2. Natürlich kann man im stillen Kämmerlein seine Sünden bekennen, denn Gott kennt sie ohnehin und vergibt auch, wenn wahre Reue und Bußgesinnung vorhanden ist - obwohl es praktischer und bequemer ist und es mehr Buße darstellt, sie auch vor dem Priester zu bekennen.
  3. Die kath. Lehre unterscheidet leichtere Sünden von schweren Sünden bzw. Todsünden. Letztere trennen uns von Gott und gefährden unser ewiges Heil. Deshalb ist es eine Pflicht, diese Sünden zu beichten, bevor man die Hl. Kommunion empfängt. Denn man darf sie nur im Stande der heiligmachenden Gnade empfangen. In Todesgefahr, wenn kein Priester gerufen werden kann, genügt die Liebesreue.
  4. Die kath. Kirche rechtfertigt das Bekenntnis der Sünden vor einem geweihten Priester durch die Worte und den Auftrag Christi an die Apostel "welchen ihr die Sünden nachlasst, dem sind sie erlassen, welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten". Um Sünden im Namen Jesu nachlassen zu können oder nicht, muss man sie erst mal kennen. Deshalb ist ein Bekenntnis nötig.
  5. Die katholische Kirche nennt sich apostolisch, das heißt, der Auftrag, den Jesus damals den Aposteln gab, gilt auch für ihre Nachfolger, die Priester. Sie sind nach dem Willen Jesu der Kanal, durch den bei der Beichte die göttliche Gnade fließt. Jesus vergibt und bedient sich dabei eines menschlichen Werkzeuges. Deshalb gilt auch die Binde- und Lösegewalt für die heutige Kirche bis zum Ende der Zeiten.
  6. Früher gab es die öffentliche Buße nach einem öffentlichen Bekenntnis. Heute haben wir die anonyme Beichte oder Beichtgespräche. Das enthebt uns aber der Buße nicht.

Aurofons  28.07.2023, 12:00
Bußsakrament gibt es nur in der kath. Kirche.

https://orthodoxe-bibliothek.de/index.php/themen/tsypin-leonid-erzpriester/44

Natürlich kann man im stillen Kämmerlein seine Sünden bekennen, denn Gott kennt sie ohnehin und vergibt auch, wenn wahre Reue und Bußgesinnung vorhanden ist - obwohl es praktischer und bequemer ist und es mehr Buße darstellt, sie auch vor dem Priester zu bekennen

Schwere Sünden müssen zwingend vor dem Priester gebeichtet werden, der dann meist die Lossprechung erteilt.

Früher gab es die öffentliche Buße nach einem öffentlichen Bekenntnis.

Es ist nicht verboten, öffentlich vor dem Priester seine Sünden zu bekennen.
Heute beichten die Leute lieber nicht öffentlich. Der Priester ist an das Beichtgeheimnis gebunden. Das Beichtgeheimnis zu wahren, gilt auch für andere Personen, die etwas zufällig hören, etwa, weil die beichtende Person zu laut spricht.

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Raubkatze45  28.07.2023, 22:16
@Aurofons

Schwere Sünden müssen zwingend vor dem Priester gebeichtet werden, der dann meist die Lossprechung erteilt.

Ich bin der Meinung, dass ich genau das unter Punkt 3 ausreichend erklärt habe.

Es ist nicht verboten, öffentlich vor dem Priester seine Sünden zu bekennen.

Das habe ich auch nicht behauptet. Natürlich ist das nicht verboten, aber mir ist nicht bekannt, ob und wo heutzutage noch öffentlich eine solche Möglichkeit besteht. Allenfalls an Wallfahrtsorten, aber das habe ich nicht gemeint. Ich meinte die Zustände im Mittelalter, wo man am Pranger stand und jeder die schweren Sünden kannte, die man begangen hatte und dafür oft lange büßen musste, bis man in die Gemeinschaft wieder aufgenommen wurde. Mit "öffentlich" meinte ich die schweren Sünden, die eben nicht nur dem Priester bekannt wurden.

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Wenn es um das katholische Beichten geht, brauchst Du zwar einen geweihten Priester, an einen bestimmten Ort ist es aber nicht gebunden, geht also durchaus auch zu Hause, wenn ein Priester zu Dir kommt.

Alles andere (bekennen der Sünden vor Gott) kannst Du immer und überall.

Mt 6,6 Du aber, wenn du beten willst, so geh in deine Kammer, schließe deine Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; dein Vater aber, der auch ins Verborgene hineinsieht, wird es dir alsdann vergelten.

Ja, bei schweren Sünden ist die Beichte Pflicht. Weil nur der Priester von Gott die Vollmacht hat, die Vergebung auszusprechen. Wenn ich es zu Hause mache, vergebe ich mir sozusagen selber, das geht nicht. Die Vergebung der Sünden ist ein unendlich wertvolles Geschenk. Dafür willst du noch nicht einmal einen kleinen Weg machen, etwas unbequemes auf dich nehmen? Mit so einer Einstellung ist die Gefahr groß, dass Gott die Vergebung verweigert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.
Muss man um zu beichten in die Kirche?

Nö - Du musst zumindest im christlichen Kontext gar nicht beichten.

Wenn Du Christ werden willst musst Du Buße tun - also zu Gott umkehren - dich immer wieder zu ihm ausrichten - aber das ist was anderes.

Eine Beichte kann Dir dann helfen, wenn Du eine Sünde immer und immer wieder vor Gott bringst und Du Dir z. B. emotional nicht sicher bist, ob es tatsächlich vor Gott angekommen ist - dann kann Dir ein Sündenbekenntnis mit einem Zeugen helfen die Gewissheit der Sündenvergebung besser zu realisieren.
Aber ob man so was "Beichte" nennen kann.... und vor allem genügt da eine Vertrauensperson, die NICHT der Pastor/Priester sein muss - aber sein darf. 😉

Funfact: Die römisch-katholische "Ohrenbeichte" soll ursprünglich aus dem Baahlskult kommen, wo sie streng genommen zum Ausspionieren der Volksmeinung genutzt wurde. Anyway: Du findest diese Art des Ritus nicht in der heiligen Schrift. 🤷‍♂️


wolfruprecht  28.07.2023, 10:20
Funfact: Die römisch-katholische "Ohrenbeichte" soll ursprünglich aus dem Baahlskult kommen, wo sie streng genommen zum Ausspionieren der Volksmeinung genutzt wurde.

Bis zum 4. Jahrhundert gab es die sogenannte "Exkommunikationsbuße" bei schweren Verfehlungen (Sünden). Das umfasste auch das Verleugnen des christlichen Bekenntnisses, um sein irdisches Leben unter Preisgabe des ewigen Lebens zu retten. Nach einer langen Zeit der Bewährung konnten die exkommunizierten und bußferttigen Christen zur Beichte beim Bischof kommen und wurden danach wieder zur vollen Teilnahme am Gottesdienst zugelassen. N. b. wurde in diesem Kontext auch die Frage einer vielleicht nötigen erneuten Taufe diskutiert, aber von der Kirche schließlich abschlägig entschieden. Etwa ab Ende des 4. Jahrhundert trat diese Form der Buße und Beichte zunehmend aufgrund der veränderten allgemeinen Situation für die Christen in den Hintergrund.

In englischen Klöstern entwickelte sich allmählich die sogenannte "Andachtsbeichte" für die Mönche. Diese bekannten am Abend einem anderen Mönch ihre Sünden und Verfehlungen des Tages. Heute hat sich ein Rest davon erhalten im allgemeinen Sündenbekenntnis am Anfang der Komplet, dem kirchlichen Nachtgebet. Aus dieser klösterlichen Andachtsform hat sich für die Gläubigen außerhalb der Klöster relativ bald eine Form der Beichte entwickelt, so wie wir sie heute kennen.

Also nichts mit "Baalskult und Kontrolle". Dass es ähnliche spirituelle Formen in anderen Kulten gegeben haben mag, heißt noch lange nicht, dass sie sich darauf zurückführen lassen. Also: Kein Funfact, wie du meinst.

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mchawk777  28.07.2023, 11:31
@wolfruprecht

Tja - viele Worte und doch so unbelesen - zumal von "Exkommunikationsbuße" im Speziellen nicht die Rede war.
Mal abgesehen von den gerenrellen unchristlichen Zeug der römisch-katholischen Kirche.... 🤷‍♂️
Ich lass das mal so stehen.

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wolfruprecht  28.07.2023, 22:51
@mchawk777
Tja - viele Worte und doch so unbelesen....

Hoppla, da wäre ich an deiner Stelle etwas vorsichtiger im Urteil. Aber na gut, lassen wir das.

...zumal von "Exkommunikationsbuße" im Speziellen nicht die Rede war.

Das mit der Exkommunikationsbuße war doch nur die Erklärung, warum sich im Nachgang die Beichte entwickelt hat, wie wir sie heute in der Katholischen Kirche kennen. Ohne diesen "Vorlauf" ist die weitere Entwicklung meiner Überzeugung nach nur sehr schwer zu verstehen.

Übrigens, ich hab das studiert, nicht nur persönlich, sondern richtig, mit Prüfung und Abschluss. Will ich nur angemerkt haben.

Mal abgesehen von den gerenrellen unchristlichen Zeug der römisch-katholischen Kirche.... 🤷‍♂️

Na ja, ich habe hier nur die geschichtliche Entwicklung sehr komprimiert wiedergegeben. Ich glaube kaum, dass du bessere Literatur zur Verfügung hast als ich. Ich habe eine sehr gut sortierte und umfangreiche "Bibliothek", mehrere tausend Bücher zum Nachschlagen, sehr viel Quellenliteratur, die komplette Ausgabe der Schriften der Kirchenväter. Will ich dir nur mal gesagt haben. Ich weiß, warum ich Katholik bin und nicht etwas anderes. Und die Schandtaten der Kirche im Laufe der Jahrhunderte kenne ich vermutlich auch besser als du. Und trotzdem bin und bleibe ich Katholik. Das wird wohl einen sehr guten Grund haben, oder denkst du nicht?

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