Meditieren Buddhisten den ganzen Tag?

5 Antworten

Ich kann Dir das nur für Nichiren-Buddhisten beantworten - und auch da nur für deren Laienorganisationen:

Die müssen ja Berufen nachgehen - haben gar keine Zeit, den ganzen Tag zu meditieren.

Zudem ist deren Praxis das Chanten von "NamMyohoRengeKyo" - Titel des Lotos-Sutra, welches über den japanischen Mönch Nichiren Daishonin auf den Ur-Buddha Gautama Siddharta zurückgeht.

Das kannst Du also bestenfalls "nebenher" machen, wenn Du alleine im Auto bist oder im Wald spazierengehst. - Am Arbeitsplatz ode inder Öffentlichkeit kommt sowas komisch.

Wir sind angehalten, täglich mindestens 1 Stunde zu meditieren d.h. "NamMyohoRengeKyo" zu chanten. - Und wie es so ist bei den Menschen: Einige machen deutlich mehr (es gibt welche, die kommen mitunter auf 6 Stunden täglich), andere nur 1 Stunde pro Woche - wieder andere gar nicht - wie bei anderen Religionen auch;)


RobinIch 
Beitragsersteller
 12.10.2019, 10:24

wie kommt es, dass das Meditieren nicht als Zeit- und Lebensverschwendung gesehen wird?

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Buddhinator  12.10.2019, 10:26
@RobinIch

Weil es hilft, Dich in einen besseren Lebenszustand zu versetzen.

Damit gelingen Dir die Dinge in Deinem Alltag besser, was wiederum Zeit spart.

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Reigel  12.10.2019, 19:11
@RobinIch

Man könnte auch fragen: "Wie kommt es, dass sich-waschen, Zähneputzen, essen und trinken, schlafen usw. nicht als Zeit- und Lebensverschwendung gesehen wird? Man kann viel tun, um den Körper zu pflegen, damit er gesund bleibt und man sich in ihm wohl fühlt. (Warum machen das bloß nicht alle? Viele verschwenden ihre Zeit im Wartezimmer von Ärzten.)
Ebenso ist es sinnvoll, sich um geistige und emotionale Gesundheit zu kümmern. Dafür - und für noch mehr - ist Meditation gut geeignet, auch vorbeugend. Deshalb ist es keine Zeitverschwendung, sondern Zeitnutzung. Vielleicht kann man das erst richtig verstehen wenn man es selber erfahren hat. :-)

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Ich bin Soto-Zen-Buddhist und bei uns wird gelehrt, dass jede alltägliche Handlung Zen-Praxis sein sollte, es also keine Trennung zwischen "heilig" und "profan" gibt.

Man solle also mit einer achtsamen Geisteshaltung und ohne persönliches Gewinnstreben, also mit "mushotoku"-Geist handeln.

Man kann z.B. natürlich nicht immer formelles Kinhin (Gehmeditation) machen, aber man kann bewusst laufen, anstatt mit Scheuklappen hektisch durch die Gegend zu rennen.

Mahlzeiten und sei es auch nur ein Imbiss zwischendrin, sollten bewusst gegessen werden und nicht gedankenlos zwischen Kaffeetasse, Monitor und Tastatur.

Es findet ja auch nicht jeder Zeit, ganz traditionell morgens und Abends 2x45 Minuten mit einer Runde Kinhin sich auf sein Kissen zu setzen und Zazen zu üben.

Daher ist "Zen-Geist" im Alltag nicht ein ein fauler Kompromiss, sondern gleichwertige Praxis, die jedoch in Zazen verwurzelt sein sollte - und seien es auch nur 15 Minuten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren Praxis buddhistischer Meditation

Sei gegrüßt,

vielen Dank für deine relevante Frage. Die mannigfachen Herangehensweisen der Buddhisten sind sehr unterschiedlich und man kann sagen, aber man kann ganz allgemein sagen, dass sie in überwältigender Mehrheit nicht den ganzen Tag meditieren, geht man von der Allgemeinheit der Buddhisten aus. Es gibt aber solche, die dem sehr nahe kommen--Ordinierte sowie Laien. Es ist von gewissem Belang hierbei auch, ob sie beispielsweise in einem Kloster leben (oder ähnlichen spirituellen Einrichtungen) oder einen eigenen Haushalt führen, mit Beruf und Familie und/oder anderen Dingen, die der Aufmerksamkeit verlangen.

Klöster sind auch sehr verschieden. Es gibt Studienklöster und Klöster, in denen hauptsächlich meditiert wird. In Letzteren finden sich Praktizierende (meist Mönche), die nahezu den ganzen Tag formell meditieren, ausgenommen Schlafzeit und Aktivitäten des Alltags. Schlaf ist hierbei bei einigen stark reduziert (4--5 Stunden) und der Alltag nimmt nicht mehr als zwischen 2--4 Stunden ein in freien Klöstern, inkl. Essen. Viele nehmen nur eine Mahlzeit am Tag zu sich und allgemeine Regel ist, dass nach Sonnenhöchststand nicht mehr gegessen wird, d.h. zwei Mahlzeiten sind im Prinzip das Maximum.

Ich kenne Theravāda-Mönche, die um die 14 Stunden am Tag meditieren und einige wenige Fälle kommen sogar auf erstaunliche 16--18 Stunden. Alltagsaktivitäten sollten meditativ ausgeführt werden, ja und dies passiert, man kann sagen, automatisch bei dem Momentum, das über den Tag aufgebaut wird. Die Aktivitäten sind allgemein auch sehr ruhefördernd--Fegen, Almosenrunde (falls vorhanden) etc.

Das ist es, was es braucht für schnellen und effektiven Fortschritt zur Realisation des Nibbāna (Sanskrit: nirvāna), in Verbindung mit anderen, essenziellen Dingen. Dies ist eine grundlegende Herangehensweise im graduellen Training, wie er vom Buddha für Ordinierte und ernsthaftigst Praktizierende erklärt wurde. Ein seliger und beglückender Weg. Dieser Aspekt der Praxis wird im Pāli mit dem Wort jāgara beschrieben und wird gängig mit Wachsamkeit übersetzt. Hierbei läutert man am Tag und in Teilen der Nacht in Geh- und Sitzmeditation seinen Geist von hinderlichen Dingen und schläft mit Achtsamkeit und Klarheit ein und steht früh wieder auf, um dort weiterzumachen, wo man aufgehört hat.

Ich hoffe, die Antwort war hilfreich für dich. Liebe Grüße und alles Gute.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Leeres Blatt

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Nein, tun sie nicht. Das hat Buddha auch nicht gelehrt. Hör dir mal den kurzen ( gut 5 Minuten ) Beitrag von Lama Tilmann Lhündrup an "Studium, Kontemplation und Meditation ":

https://www.youtube.com/watch?v=qExhbNy_kC8

Dann verstehst du, warum "Meditation" nicht an erster Stelle stehen kann...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 45 Jahren praktizierender Buddhist ( Theravada )...