Machen immer mehr Menschen Abitur?

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Statistisch gesehen machen

42 % Vollabitur und 11% Fachabitur, dann bleiben also nur noch 47 % übrig, die sich auf Haupt- und Realschulabluss oder auch gar keinen Abschluss verteilen. Immer bezogen auf einen Altersjahrgang!

Bei uns im Stadtteil gibt es nur noch 2 Gymnasien, die Hauptschule musste schliessen. Zur Gesamtschule fahren von hier aus eigentlich nur abgeschossene Gymnasiasten. LOL!

Ja, diese Tendenz gibt es definitiv. Die eine Ursache ist, dass sich unsere Wirtschaft langsam Deindustrialisiert und sich mehr in Richtung Dienstleistungen bewegt - das ist ein automatischer Prozess und die Arbeitsplätze werden demzufolge wesentlich komplexer (in intellektueller Hinsicht) und weniger "händisch". Die dafür benötigte Ausbildung wird dementsprechend auch anspruchsvoller. Höhere Qualifikationen werden folglich gefordert.

Zum anderen gab es in den letzten Jahren enorme gesellschaftliche Öffnungen für den höheren Bildungssektor, die Spaltung durch die Herkunft der Eltern ist nicht mehr so groß wie einst. Davon profitieren vor allem Mädchen, die wohl die größten "Bildungsgewinner" des 20. Jahrhunderts sind (Meiner Mutter wurde z. Bsp. immer gesagt, dass für eine Frau ein Realschulabschluss auch vollkommen ausreichend sei, sie brauche ja als Ehefrau kein Abitur), aber auch Kinder aus Arbeiterfamilien und jene mit Migrationshintergrund.

Ja, das ist der Zug der Zeit - voran mit Hamburg, Berlin und Bayern auf dem letzten Platz ...

Ja, das stimmt, und ja, dafür gibt es bestimmte Gründe. Anfangs war es so, dass viele Realschüler keinen Ausbildungsplatz bekommen haben, und dann lieber noch drei Jahre Schule gemacht haben, als zu Hause rumzusitzen. Dann haben sich diese Schüler nach dem Abitur für die gleichen Ausbildungsplätze beworben. Und dann auch bekommen. Klar, denn nach dem Abitur hat man nicht nur viel mehr theoretisches Wissen, sondern ist auch noch über 18 Jahre alt, was bedeutet, die Firma braucht keinen Jugendschutz mehr beachten und die Azubis können Führerschein machen und sind um einiges reifer als die Jüngeren. Dann haben wiederum noch weniger Realschüler Ausbildungsstellen bekommen. usw.

Dazu kommt, dass heutzutage viel über Computer läuft und auch deshalb eher Leute gebraucht werden, die sich eben auch mit theoretischen Inhalten auskennen. Deshalb versuchen viele Eltern, ihre Kinder auf Biegen und Brechen durchs Abitur zu kriegen, weil sie ja sonst keine Chance haben. Und weil sie mit einem höheren Schulabschluss einen "besseren" Beruf lernen können und mehr verdienen.

Schlussendlich ist heute das Abitur keine reine Vorbereitung für ein Studium mehr, und es machen nicht nur die besten Schüler Abitur. Mittlerweile macht fast die Hälfte aller Schüler ein Abitur, d.h. auch als durchschnittlicher Schüler kann man da noch durchrutschen.

Ist auch so. Weil immer wieder vermittelt wird ohne Abi sei man wertlos. Und es ist auch wirklich schwer ohne zumindest Fachabitur. Selbst für eine Kustschule braucht man das. Was meine Eltern locker mit Haupt- oder Realschulabschluss erreicht haben, benötigt jetzt schon zum Eistieg ein perfektes Abitur.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Schulische und normale Ausbildung + an der Uni gearbeitet