Latein, (dumme) Frage zur Grammatik?

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Hi!

Mach dir keinen Kopf, deine Fragen sind nicht dumm, sondern komplett normal. Lieber einmal zu viel nachfragen als zu wenig!

Aber wie ist die wörtliche Übersetzung vom PNA? 

Wörtlich ist ein laudaturus einer, der loben wird.

Außerdem: kann das PNA auch im PC verwendet werden oder gibt es da nur das PVP und das PGA?

Ja, kann es. Bei Partizipien gibt es ja die Möglichkeiten

  • Relativsatz: magister laudaturus - ein Lehrer, der loben wird
  • wörtlich: der loben werdende Lehrer (klingt natürlich nicht sonderlich deutsch)
  • Adverbialsatz: Achtung! Hier kannst du das Partizip im Futur fast nur final, d.h. mit damit(um zu übersetzen: Cives auxilium petituri ad condulem adierunt. - Die Bürger wenden sich an den Konsul, um Hilfe zu erbitten.
Ist das Gerundium, also das Verbalsubstantiv, nichts anderes als das Gerund im Englischen? Also im Grunde einfach ein nominalisiertes Verb, das, wie im Deutschen, nur im Singular existiert und nach der o-Deklination geht?

So ist es - aber nach der o-Deklination im Neutrum.

Wir haben aufgeschrieben, im Nominativ und Akkusativ ist die Form der Infinitiv, wird es dann auch so übersetzt?

Da habt ihr was Falsches aufgeschrieben. Dass der Nominativ einfach der Infinitiv ist, stimmt schon. Aber der Akkusativ ist einfach der Akkusativ Neutrum, in der Regel verbunden mit der Präposition ad:

ad vocandum - zum Rufen

Außerdem hab ich im Kopf, im Akkusativ wird es final gebraucht, gibt es solche "Regeln" auch für die anderen Kasus?

Das hast du ganz richtig im Kopf :-)

Für den Ablativ gibt es eine ähnliche Regel. Auch dieser Kasus wird mit Präpositionen verbunden:

in vocando - beim Rufen

Und gilt das finale im Akkusativ immer? Werden die anderen Kasus dann "logisch" übersetzt und heißt dann zum Beispiel "laudandi" "des Lobens"?

Der Genitiv wird in der Regel mit einem Infinitiv aufgelöst:

Ars vivendi virtus magna est. - Die Kunst zu leben ist eine wichtige Tugend. (Sinnfreier Satz, es geht aber um die Grammatik dahinter).

Ich habe gelesen, das Gerundivum kann attributiv oder prädikativ übersetzt werden. Prädikativ ist mir klar, es wird mit einer Form von esse Teil des Prädikats und drückt eine Notwendigkeit/ein Verbot aus, aber auf einer Website stand, attributiv hat es die Bedeutung eines Gerundiums mit einem Akkusativobjekt, das verstehe ich nicht wirklich.

Das Gerundium an sich kann kein Akkusativobjekt bei sich haben, weil es ein Verbalsubstantiv ist. Das Gerundivum allerdings ist ein Verbaladjektiv, kann daher ein Objekt bei sich haben. Sobald ein Gerundium ein Akkusativobjekt bei sich tragen würde, muss es ein Gerundivum sein.

Attributiv bedeutet, dass du das Gerundivum als Attribut konstruierst. Zum Beispiel ist Pompeius, imperator nobilis ein Attribut. Im Deutschen hieße das Pompeius, ein vornehmer Herrscher oder Der vornehme Herrscher Pompeius. Das beschreibt einfach das Substantiv näher und steht in KNG-Kongruenz zum Bezugswort. Wenn du jetzt einen ager colendus hast, hast du im Deutschen einen zu bebauenden Acker. Das kannst du nicht mit einem Gerundium ausdrücken.

Anderes Beispiel: Milites ad bella gerenda parati sunt. - Die Soldaten sind zum Krieg Führen bereit = Die Soldaten sind bereit, Krieg zu führen. Du kannst zwar sagen Milites ad pugnandum parati sunt, sobald aber ein Objekt dazu kommt, musst du ins Gerundivum wechseln.

Zum Thema Konjunktiv: Man unterscheidet den Konjunktiv im Haupt- und Nebensatz. Stimmt es, dass er im Nebensatz in der Regel (also in ut- und cum-Sätzen) als Indikativ übersetzt wird? 

Ja, stimmt so, da ut und cum mit Konjunktiv einfach bestimmte Bedeutungen ausdrücken:

  • ut: Konsekutiv, Final, Begehrssatz
  • cum: narrativ, kausal, adversativ, konzessiv

Da es die Wörter auch mit Indikativ gibt (ut = wie, cum = temporal und iterativ), ist der Konjunktiv eben für andere Bedeutungen da. Ausdrücken musst du den Konjunktiv in der Regel nur in Hauptsätzen.

Im Hauptsatz gibt es je nach Tempus unterschiedliche Funktionen: Bei Imperfekt (Irrealis der Gegenwart, also eine unerfüllbar gedachte Bedingung/Wunsch der Gegenwart) und Plusquamperfekt (Irralis der Vergangenheit, also eine unerfüllbar gedachte Bedingung/Wunsch der Vergangenheit) muss utinam stehen. Der Konjunktiv Perfekt kann einen Optativ, also einen erfüllbar gedachten Wunsch der Vergangenheit, einen Potentialis oder den Prohibitiv ausdrücken und im Konjunktiv Präsens kann ein Optativ, den erfüllbaren Wunsch der Gegenwart, ein Iussiv, ein Potentialis oder ein Adhortativus ausgedrückt werden. Stimmt das so?

Nicht ganz. Du musst zwischen Wunschatz und Irrealis unterscheiden. Ein unerfüllbar gedachter Wunschsatz kann zwar auch etwas nicht Reales ausdrücken, dieser wird allerdings - im Gegensatz zum Irrealis - mit utinam konzipiert:

Wunschsätze (Optativ; optare - wünschen)
Die Wunschsätze werden darin unterteilt, ob der Sprecher diese für erfüllbarcoder nicht erfüllbar hält. Prinzipiell gilt: Bei Konjunktiv Präsens(Gegenwart) und Perfekt(Vergangenheit) gilt ein Wunsch als erfüllbar; Bei Konjunktiv Imperfekt(Gegenwart) und Plusquamperfekt(Vergangenheit) hält der Sprecher diese für nicht erfüllbar.
Die Wunschsätze werden mit utinam oder utinam ne (bei erfüllbaren Wünschen oft, bei unerfüllbaren Wünschen immer!) eingeleitet. Als Hilfsübersetzung kann man Formulierungen wie „hoffentlich“, „mögen“, „ach wenn doch“ o.ä. benutzen:

utinam maneas- Hoffentlich bleibst du! (Erfüllbar Gegenwart)
utinam maneres- Bliebest du doch! (Unerfüllbar Gegenwart)
utinam mansisses- Wärst du doch geblieben! (Unerfüllbar Vergangenheit)

Irrealis
Die Aussage wird für unwirklich gehalten. Für die Gegenwart verwendet der Lateiner den Konjunktiv Imperfekt, für die Vergangenheit den Konjunktiv Plusquamperfekt:

Quid vita sine canibus esset? - Wie wäre das Leben ohne Hunde?

Deine Sätze bezogen auf Konjunktiv Präsens und Perfekt sind allerdings komplett richtig.

Wird außerdem im indirekten Fragesatz, der lateinisch mit einem Konjunktiv stehen muss, im Deutschen als Indikativ oder als Konjunktiv wiedergegeben?

Der Konjunktiv:

Rogavit quam viam ire posset. - Er fragte, welchen Weg er gehen müsse.

Indirekte Fragen kommen nämlich meist in indirekter Rede vor, da nimmt man eh den Konjunktiv.

Steht der NcI, also der Nominativ mit Infinitiv, mit einem einen AcI auslösenden Verb im Passiv und wird übersetzt wie ein AcI?

Ja:

Socrates sapiens esse dicitur.
=> wörtlich: Es wird Sokrates gesagt weise zu sein.
= Es wird gesagt, dass Sokrates weise sei.

Es wird gleich übersetzt, nur, dass das den NcI auslösende Verb im Passiv steht und dementsprechend auch so übersetzt werden muss.

Ich hoffe, das hat dir geholfen!

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Das Partizip Futur kannst du in einem PC verwenden.
libros portaturus discipulus
wörtlich: der die Bücher tragen werdende Schüler
mit Nebensatz: der Schüler, der die Bücher tragen wird

Der Abl. abs. ist allerdings auf Partizip Präsens sowie Perfekt beschränkt (gleichzeitig sowie vorzeitig).

Das Gerundivum kann jederzeit attributiv benutzt werden:
urbs delenda - die zu zerstörende Stadt
= die Stadt, die zerstört werden wird (oder soll), ...

cum, ut, ne: Konjunktiv in Latein; deutsch Indikativ

Der NcI ist so eine Art Passiv des AcI. Aber nicht die Konstruktion steht im Passiv, sondern das Kopfverb:
Cornelius in foro stare creditur. – Es wird geglaubt, dass Cornelius im Forum steht.

Man merkt es zunächst gar nicht, weil der Nominativ des NcI fast wie
das Subjekt des Satzes daherkommt. Aber das Passiv im Prädikat fällt auf.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb

Volens  01.03.2019, 19:21

Gerundium (nur Neutrum Singular)
portare - das Tragen
portandi - des Tragens
portando - dem Tragen (selten)
ad portandum - zum Tragen (Akkusativ nur mit Präposition)
portando - durch das Tragen

Die Fragen sind keineswegs dumm. Die Antworten könnten vielen helfen, wenn sie sie läsen.

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4) Ja es wird nach ut, cum (glaube auch ne) der indikativ benutzt