konnte man als Jude im 3. Reich ,,begnadigt'' werden?

5 Antworten

Nur wenige Nazis glaubten wirklich an die Rassenlehre. Gerettete gab es nur ganz wenige, das war nicht dem Aussehen zu verdanken, sondern weil Juden einem Nazi zuvor geholfen hatten.

Fast allen ging es nur um eines, in den Besitztum der reichen Juden zu gelangen.

Das mit der Rassenlehre war nur ein Mittel, die Juden als minderwertig darzustellen. Wie unsinnig das ist, zeigt nur schon die Tatsache, dass es unter den Nobelpreisträgern prozentual viel mehr Juden gab als andere.


Shimon83  08.12.2021, 14:39

Es stimmt nicht ganz, ich habe als 6jähriger in Ungarn überlebt weil ich als Kind versteckt wurde! Es gab in ganz Europa versteckte Kinder, mit "arischen" Papieren. ich bin sicher nicht der einzigstes, verstecktes Kind. (Siehe auch: "Child Survivors Deutschland").

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Bodesurry  08.12.2021, 14:48
@Shimon83

Ja, solche Geschichten kenne ich natürlich auch. Bei meiner Antwort ging es um Juden, welche von Nazi-Grössen gedeckt wurden und dank diesen ausreisen durften oder sonst geschützt wurden.

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Was heisst "belangt"? Du meinst ermordet? Ja, die Deutschen hatten die Absicht, alle Juden, derer sie habhaft werden konnten, zu ermorden, unabhängig davon, wie sie aussahen, auch wenn sie blond und blauäugig waren.

Die Sache war die, dass man falls man gefälschte Papiere hatte, wenn man blond und blauäugig war oder "arisch" aussah, vielleicht leichter durchkam... doch es hing auch von anderen Faktoren ab... z.B. wenn man denunziert wurde, dann nützte das ganze "arische Aussehen" auch nichts.

Es ist selten vorgekommen, dass hochrangige Nazis sich dafür eingesetzt haben, dass Juden, die sie besonders brauchten oder die ihnen einen besonderen Gefallen erwiesen hatten, am Leben blieben, und manchmal klappte das. In den meisten Fällen setzte sich jedoch Eichmann durch, der dafür sorgen wollte, dass alle Juden ermordet wurden.

Es gab immer wieder Konflikte zwischen Eichmann von "Reichssicherheitshauptamt" und anderen Behörden, die z.B. Juden als Zwangsarbeiter am Leben halten wollten, entweder weil sie sie brauchten (z.B. wegen besonderer Qualifikationen, oder einfach weil eine Arbeit gemacht werden musste und sonst niemand da war, um sie zu tun), oder auch weil sie an den Juden Geld verdienten. Allgemein sackte die SS das Geld ein, das den deutschen Industriellen für die "Miete" von jüdischen Zwangsarbeitern verrechnet wurde, doch im Fall des Warthegaus war es direkt der dortige Gauleiter, Arthur Greiser. Deshalb konnten die Juden des Ghetto Lodz, die noch Arbeit hatten, bis 1944 im Ghetto Lodz bleiben (während überall sonst in Polen die Ghettos 1942/43 aufgelöst wurden und die meisten Juden aus den Ghettos ermordet wurden): denn Greiser verdiente mit ihnen Geld, und er wollte auf diese Einnahmen nicht verzichten. Leider wurden die Juden des Ghettos Lodz dann 1944 nach Auschwitz deportiert und zum grössten Teil dort ermordet.

Die Schwiegertochter des KOmponisten Richard Strauss war angeblich jüdisch und konnte in Deutschland überleben (hatte aber Ausgangssperre), weil ihr Schwiegervater sich für sie eingesetzt hat. Vereinzelt konnte so etwas vorkommen, doch es war eher selten...


abcdefghgh  28.11.2021, 16:40

Hallo,

Tut mir leid, dass hier ist keine Antwort auf deine Frage, sondern eine Bitte:

ich schreibe dieses Jahr meine Facharbeit und habe dazu eine anonyme Umfrage erstellt. Diese ist nur für Menschen, die dem jüdischen Glauben angehören. Es geht um Moral und die Verwendung einiger geprägter Begriffe. Falls euch keine Antwortmöglichkeit anspricht, schreibt das und eine andere Antwort bitte in die dafür vorgesehenen Felder.

Der Link zur Umfrage lautet: https://www.umfrageonline.com/s/3nu4qde

Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn Leute die dem jüdischen Glauben bzw. dem Judentum angehören sich die 10 Minuten Zeit nehmen und die Fragen beantworten :)) Nehmt bitte nur Teil, wenn das auf euch zutrifft!

Bitte nehmt die Umfrage ernst!!!

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Freaking0ut  28.11.2021, 16:42
@abcdefghgh

Wie gesagt: ich habe das schon gemacht und fand die Umfrage sehr komisch, aber dir hat mein Feedback dazu nicht gefallen...

Schulterzuck.

Hätte ich das alles gewusst, hätte ich nicht daran teilgenommen.

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abcdefghgh  28.11.2021, 16:44
@Freaking0ut

Könntest du mir bitte noch einmal genau sagen, was du an der Umfrage "komisch" fandest? Ich bin immer offen für Kritik und würde es das nächste Mal gerne besser machen...

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AriRosh  19.01.2022, 09:48
@abcdefghgh

Es gibt keine Menschen "Juedischen Glaubens". Alleine diese Bezeichnung ist antisemitisch, weil man dadurch jedem Juden vorschreibt, was er glauben darf und was nicht. Mein bester Freund in Haifa ist Atheist. Nach seinen Dokumenten ist er Jude, aber wenn man ihn mit "Juedischen Glauben" anspricht, fuehlt er sich beleidigt, denn er glaubt nunmal an nichts.

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Freaking0ut  19.01.2022, 11:56
@AriRosh

ach, die Arme! Jetzt hat sie es schon von mir bekommen, weil ich die Umfrage schlecht finde, jetzt noch von dir... dabei bemüht sie sich so...

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Mir ist kein Fall bekannt, in dem eine jüdische Person wegen eines germanischen Erscheinungsbilds von der Verfolgung ausgenommen wurde.

Hitler schützte Eduard Bloch, den Arzt seiner verstorbenen krebskranken Mutter, aus Dankbarkeit und Stéphanie zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, weil sie ihm als Spionin nützlich war. Göring unterstützte Ilse Ballin und deren Schwester, nach Argentinien zu fliehen, weil sie ihm nach dem Hitlerputsch erste Hilfe geleistet hatten. Es gab einige weitere Fälle.

Es gab Juden, die einfach Glück hatten. Zum Beispiel, weil sie "geschönte" oder falsche Papiere hatten.

Dazu ein interessantes Buch: Cioma Schönhaus: "Der Passfälscher". (Der Film soll im Oktober 22 in die Kinos kommen!)

Es gab auch Ärzte, die "Gefälligkeits-Atteste" ausstellten: Dass man aus medizinischen Gründen beschnitten werden musste. So etwas klappte aber nur, wenn man jetzt keinen typisch jüdischen Namen hatte (oder wie oben schon erwähnt, falsche Papiere).

Dass allerdings manche in der NS-Zeit ausgesprochen blöd waren, zeigt das Beispiel von Sally Perel. Sein Buch "Ich war Hitlerjunge Salomon" ist sehr spannend und wurde auch verfilmt.

Begnadigung - Ausnahme von den Maßnahmen der "Nürnberger Rassegesetze"

Es gab in der Tat, theoretisch, die Möglichkeit einen Schutz zu erhalten.

In § 7 der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz [Nürnberger Rassegesetze] behielt sich Hitler persönlich die Zustimmung für Ausnahmen vor:

  • „Der Führer und Reichskanzler kann Befreiungen von den Vorschriften der Ausführungsverordnungen erteilen".

Das war die "Ernennung zum Ehrenarier" (kein offizieller Begriff)

Wer in den Genuß kam, war vor Verfolgung geschützt und Ariern gleichgestellt - von rd. 10.000 bekannten Anträgen hatten aber nur wenige einzelne Erfolg.

Hitler hatte dem jüdischen Arzt seiner Mutter eine solche "Begnadigung" erteilt.

Ansonsten nahm sich, ohne dafür eine Kompetzenz zu haben, Hermann Göring die Freiheit raus, einzelne Juden vor Verfolgung zu schützen, wenn sie ihm nützlich waren - ihm wird folgender Satz zugeschrieben:

"Wer bei mir Jude ist, bestimme ich."

Der gleiche Mann, der bei seiner Verhaftung gesagt hat:

"Wenigstens 12 Jahre anständig gelebt!!"