Kindheit und Erziehung?

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Meine Mutter hat mich angeschrien, beleidig, geschlagen, runter gemacht, schlecht über mich erzählt, in meiner Anwesenheit und schließlich in ein Heim abgeschoben. Ständig bekam ich zu hören, dass sie es schöner gehabt hätte, wenn ich nicht geboren worden wäre und was sie gemacht habe, damit sie mich 'verdient' hat.

Das war sehr entwürdigend und ich habe das nie vergessen und ihr nie verziehen. Unsere Beziehung war nie eine gute und hat sich auch nie erheblich verbessert. Den Enkeln gegenüber verhielt sie sich total anders, ich denke, sie wollte wieder etwas gut machen.

Ich war kein schlechter Mensch, ich war beliebt, hatte viele Freunde, die ich jetzt noch habe. Beruflich war ich angesehen und wurde sehr geschätzt, hatte auch einige Leiterpositionen inne. Ich wurde nie gekündigt oder war nie arbeitslos.

Die Art meiner Mutter war für mich in schulischer Hinsicht förderlich. Ich wollte gute Noten schreiben, so schnell, wie möglich von zu Hause ausziehen und es weit bringen. Das habe ich geschafft.

Das schafft man aber auch mit liebevoller Erziehung, mit Achtung und Wertschätzung, sogar noch mehr, würde ich sagen.

Ich wurde von meiner Mutter nie geliebt, wurde nie gedrückt und geküsst oder in den Arm genommen, von meinem Vater hingegen schon, aber er hat viel nicht mitbekommen, weil er ständig auf der Arbeit war.

Du liebst deine Kinder, herze sie, drücke sie, küsse sie, sag es ihnen, dass sie das größte Glück für dich sind, zeige ihnen, wie wunderbar sie sind, lasse sie Fehler machen und Erfahrungen sammeln, ohne zu schimpfen, erkläre alles und zeige ihnen wie es geht, ohne Strafen und böse Worte, untestütze sie und ermutige sie, vertraue ihnen, lass los und lass sie ziehen, so werden deine Kinder immer eine gute Beziehung zu dir haben, dich lieben und ehren und du wirst viel, viel Freunde und Glück zurück bekommen.


Volkerfant  04.01.2022, 10:34

Vielen Dank für den Stern.

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Lisa2001 
Beitragsersteller
 02.01.2022, 17:30

Wow vielen lieben Dank für die tollen Tipps. Es tut mir aufrichtig leid für dich weil deine Mutter so schlecht zu dir war. Ich finde es großartig was aus dir geworden ist! Du kannst wirklich sehr stolz auf dich sein... und trotz der schlechten Erfahrung mit deiner Mutter, finde ich es suoer, dass du es scheinbar toll mit deinen Kindern machst. Ich werde mir deinen Rat zu Herzen nehmen und versuchen es umzusetzen. Ich mag leider aber Kinder die mehrmals nicht hören garnicht und gebe dann gerne mal strafen wie z.B. Fehrnsehrverbot. Ich versuche zukünftig geduldiger zu sein und es doch lieber mit reden versuchen.

Alles Gute dir für deine Zukunft.

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Volkerfant  03.01.2022, 11:33
@Lisa2001

Verbote und Strafen sind manchmal nicht unumgänglich, aber ich finde es toll, wenn du es vorher mit Alternativen versuchst.

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RedFlower320  02.01.2022, 11:35

Bei mir wars sehr ähnlich. Hab auch ständig gesagt bekommen, würde ich doch lieber sterben oder wäre tot geboren.

Habe seit Jahren nun keinen Kontakt zu beiden Elternteilen und baue jetzt erst vieles ab (von meinen Traumata). Das tut gut.

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Ich hatte nie das Gefühl mit meinen Eltern reden zu können, sie haben sich selber nicht unter Kontrolle, sie haben viel auf mich übertragen und an mir ausgelassen, meine Mutter benutzt mich immer als beste Freundin, ich bekomme kein Vertrauen und keine Freiheiten, meine Eltern sind extrem ängstlich, was sich auf mich übertragt und mich einschränkt, ich habe kein Selbstbewusstsein aufgebaut, weil ich runter gemacht und nicht ernst genommen wurde. Ich habe nie gelernt mit meinem Emotionen umzugehen, ich konnte durch Isolation und meine besondere Lebenserfahrung keine Sozialkompetenz oder ein Soziales Umfeld aufbauen. Ich glaube nicht an mich selber, ich habe nie das Gefühl von Unterstützung bekommen. Meine Eltern können nicht kommunizieren, was ich mir aber gut selber beibringen konnte. Meine Mutter ist sehr konservativ, weswegen ich das Gefühl habe ihre Lebensvorstellung leben zu müssen. Meine Mutter gibt mir immer das Gefühl wegen meines Alters keine Meinung haben zu dürfen, dumm zu sein, nicht selber entscheiden zu können usw.


Lisa2001 
Beitragsersteller
 02.01.2022, 01:01

Das tut mir wirklich sehr leid!

Ich hätte eine Frage: Warum findest du es negativ, wenn deine Mutter in dir eine beste Freundin sah? Hat sie dir dadurch nicht Aufmerksamkeit und Vertrauen geschenkt?

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Schmetterling02  02.01.2022, 01:12
@Lisa2001

Ich sehe es eher so, dass sie alles bei mir ablädt, als wäre ich eben ihre beste Freundin oder ihr Psychater. Ich finde es negativ, da man in einem jungen Alter mit den ganzen Sorgen usw. der eigenen Mutter überhaupt nichts anfangen kann und es einen natürlich auch belastet. Man versteht noch nichts von der Erwachsenen Welt und umso Älter ich geworden bin, desto mehr habe ich verstanden, dass ihre ganzen Sorgen von ihr aus gehen und überhaupt nicht der Welt da draußen entsprechen. Aber leider haben sich ihre Sorgen so bei mir eingeprägt, dass ich sie übernommen habe. Außerdem hat das Geben und Nehmen gefehlt. Sie hat mich immer vollgelabert und ich konnte ihr nie irgendwas erzählen. Sie hat selber kein soziales Umfeld und mit meinem Vater streitet sie sich sehr oft, da bin nur noch ich übrig geblieben.

Und dann gab es eben diesen Wiederspruch, dass sie mich mit ihren komplexen Sorgen aus der "Erwachsenen Welt" überschüttet hat aber gleichzeitig bin ich immer ihr kleines Kind, das noch viel zu jung für eine eigene Meinung, eigene Entscheidungen, eigene Erfahrungen usw. ist. Ich bin einfach viel zu schnell erwachsen geworden, dadurch dass ich mich so früh mit solchen "Erwachsenen Dingen" beschäftigen musste.

Ich bin übrigens erst 16 und lebe immer noch Zuhause. Noch weiß ich nicht wie ich von dem ganzen wieder los komme.

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Lisa2001 
Beitragsersteller
 02.01.2022, 01:18
@Schmetterling02

Oh je das klingt nicht gut. Tut mir echt leid, dass du deine Kindheit so negativ empfindest. Ich würde dir den Tipp geben, deine Sorgen mit deiner Mutter zu besprechen. Es ist nicht okay, wenn sie dir alle ihre Sorgen mitteilt, aber dich nicht anhört oder deine Meinung ernst nimmt. Evtl. ist ihr aber garnicht bewusst, was sie für einen Schaden bei dir anrichtet oder wie du dich dabei fühlst, daher empfehle ich dir wirklich dringend ein offenes Gespräch mit ihr. Ich wünsche dir alles Gute und ganz viel Kraft.

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Schmetterling02  02.01.2022, 01:42
@Lisa2001

Ich habe schon sehr oft darüber nachgedacht aber ich denke nicht, dass sie in der Lage ist ihr Verhalten zu ändern und ich habe zu sehr Angst vor Konsequenzen dadurch. Ich werde bestimmt mal mit ihr darüber reden aber wahrscheinlich erst wenn ich ausgezogen bin und ein eigenständiges Leben führe. Außerdem kann sie den Schaden nicht mehr rückgängig machen. Ich habe auch schon öfter versucht ein Gespräch darüber anzufangen aber sie lebt einfach in ihrer eigenen Welt und nach ihren eigenen Werten, nach denen sie einfach keinen Fehler in ihrem Verhalten sieht.

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Konstante Werte und Vertrauen.


Lisa2001 
Beitragsersteller
 02.01.2022, 00:37

Was meinst du genau mit "konstanten Werten"?

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dominant  02.01.2022, 00:43
@Lisa2001

Werte auf die ich mich verlassen konnte wie loyalität, fairness, das ein Wort ein Wort ist egal ob ja oder nein. ob im Guten oder im Bösen. So das sie sich auch auch auf mein Wort verlassen konnten.. immer. usw usw..

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Lisa2001 
Beitragsersteller
 02.01.2022, 00:47
@dominant

Danke, das werde ich mir zu Herzen nehmen. Ich glaub das ist ein wirklich guter Rat.

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Ich (Jahrgang 1964) kann erfreulicherweise auf eine sehr glückliche (und nicht unbedingt für damals typische) Kindheit zurückblicken.

Mein Vater war ein erfolgreicher Unternehmer und hat viel gearbeitet. Dennoch hat er Zeit für uns Kinder gefunden und am Wochenende und besonders im Urlaub etwas mit uns unternommen.

Meine herzensgute Mutter hat ihm den Rücken freigehalten und immer ein offenes Ohr für uns Kinder gehabt. Es gab keine Tabuthemen und wir wurden mit unseren Sorgen und auch Wünschen ernstgenommen.

Für mich war es normal, ihrem guten Beispiel zu folgen, nicht total durchzuhängen und aus eigenem Anspruch mein Abitur hinzukriegen, Sport zu machen und zuhause (im Betrieb) zu helfen.

Im Grunde wurde darüber gesprochen, wenn ich mich nicht „regelkonform“ verhalten habe und ein Kompromiss gesucht, mit dem meine Eltern und ich gut leben konnten. Ich bin weder geschlagen worden, noch gab es Hausarrest oder Fernsehverbot.

Absolut positiv bleibt in Erinnerung, wie frei, unkontrolliert und mit viel Ver- und Zutrauen meine Eltern mit uns Kindern umgegangen sind.

Vielleicht bin ich schon zu alt, um mich an Negatives zu erinnern. Wahrscheinlich war ich auch mal sauer auf meine Eltern - aber mit den Jahren vergisst man so manches, doch dann kann es wohl nicht so schlimm gewesen sein.

Als ich klein war, gaben sie mir Wurzeln, als ich groß war, Flügel! Sie haben es verstanden, mich zu einem selbst- und verantwortungsbewussten, liberalen und optimistischen Menschen zu erziehen.

So ahme ich die Erziehung meiner Eltern nach und auch meine Kinder sind mit viel Liebe, Respekt und Vertrauen erzogen worden (und tatsächlich gut geraten). 

Frohes Neues Jahr und alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

Lisa2001 
Beitragsersteller
 02.01.2022, 01:07

Vielen Dank für deine Antwort. Das hört sich wirklich sehr schön an, ich hoffe, dass meine Kinder spätermal ihre Kindheit auch so schön in Erinnerung haben werden.

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Hallo Lisa,

ich bin sehr froh darüber, dass kaum meine Eltern mich geprägt haben, sondern vor allem meine älteren Geschwister. Denn diese sind für mich viel mehr Mutter und Vater als meine leiblichen Eltern es sind. Ich erkläre dir gerne, warum:

Meine Eltern stritten sich immer. Es gibt fast nichts schlimmeres für ein Kind, als wenn die Eltern schreien, die Mutter weint, der Vater flucht und abhaut und man einfach selbst im Zimmer hockt und sich fragt, warum sie sich nicht einfach lieben können. Das war schlimm, und ich hätte mir sehr gewünscht, dass meine Eltern versucht hätten, in meiner Anwesenheit ruhig zu bleiben. Denn glaub mir: Bis heute bekomme ich richtig Angst, wenn ich jemanden schreien höre.

Und was vor allem meine Mutter schlecht gemacht hat: Sie dachte, es reiche aus, wenn man als Mutter einfach kocht, putzt und den Haushalt macht. Nein, tut es nicht. Lieber hätte ich mir eine Mutter gewünscht, die mit uns redet, mit uns Zeit verbringt, uns bildet, und bei der man einfach das Gefühl hat, dass sie für einen da ist. Und das ist wichtiger als jeder Haushalt.

Was ich mir aber am meisten gewünscht hätte: Wenn meine Eltern mehr auf sich selbst geachtet hätten. Meine Mutter tat dies nicht, verließ ihre Freunde, verkümmerte sozial und wurde am Ende des Tages geisteskrank. Und wer leidet darunter? Natürlich die Kinder, die sie ab und zu noch immer sehen müssen und ihren Wahnsinn ertragen müssen.

Und deshalb rate ich dir, Lisa: Sei für deine Kinder da, indem du dich mit ihnen entwickelst und nicht in deiner eigenen Welt erstarrst. Denn tust du das, so werden deine Kinder zu dir schon sehr früh eine starke Distanz aufbauen wollen, denn wer möchte schon mit jemanden zu tun haben, der in einer ganz anderen Welt lebt? Sei also offen für die Bedürfnisse, Wünsche und die Denkweise deiner Kinder, und du wirst sehen, dass sie dich dann nicht nur lieben, weil du ihre Mutter bist, sondern dich lieben, weil du es bist.

Ich wünsche dir dabei viel Erfolg. Liebe Grüße, Discordia ツ

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Lisa2001 
Beitragsersteller
 02.01.2022, 00:58

Ich danke dir von Herzen für deinen Kommentar. Das mit dem Streiten werde ich mir merken, da wir auch auch ab und zu vor unseren Kindern streiten. Ich werde darauf achten, es nicht in ihrer Abwesenheit zu tun!

Ich achte sehr darauf, dass es sauber ist und das frisch gekocht wird. Mir sind aber die Wünsche und Meinungen der Kinder sehr wichtig und ich versuche mir täglich Zeit für sie zu nehmen, was auch fast immer klappt.

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Discordia92  02.01.2022, 01:31
@Lisa2001

Gut, das freut mich. Hoffentlich werden deine Kinder glücklicher, als ich es bin. Ich wünsche euch alles Gute.

LG Discordia ツ

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