Kinderheime früher - hast du Erfahrungen damit?

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Zum Glück habe ich da keine persönlichen Heimerfahrungen, aber ich habe darüber viel gehört und bin auch ein Kind der Zeit. Ich denke, man muss verstehen, dass heute der gesellschaftliche Stellenwert von Kindern und deren Schutz, ein ganz anderer als damals war. Ich glaube, bis 1977 durften Lehrer ihre Schüler noch schlagen. Die Eltern sowieso. Und bei Heimkindern wurden dann die Erzieher körperlich, wenn es nicht so lief, wie sie es wollten.

Wenn du da nach Hause bist und hast erzählt, dass dich dein Lehrer geschlagen hat, dann bekamst du bestenfalls zu hören, dass du es bestimmt verdient hast und im schlechtesten Fall, hast du dir dann zu Hause direkt noch eine eingefangen. Die Pädagogik und Erziehung war eine ganz andere.

Bei diesen Heimen, kam auch dazu, dass das ja auch ein in sich geschlossener Kosmos war und Erzieher kamen selten in die Verlegenheit sich rechtfertigen zu müssen, wenn sie ein Kind misshandelten. Man hat Kinder auch sicherlich weniger ernst genommen, wenn sie von sowas berichteten. Aber davon abgesehen, war Gewalt einfach ein übliches Erziehungsmittel.

Nein, Kinder hatten damals keine wirkliche Lobby. Selbst heute kann man sich fragen, welchen Stellenwert Kinder gesellschaftlich haben, wenn der Tierschutzbund mehr Mitglieder hat, als der Kinderschutzbund?


PepiamStart 
Beitragsersteller
 27.05.2024, 08:33

Ich danke Dir sehr.

WalterE  13.12.2024, 00:33

Das Schlagen in den Schulen war unterschiedlich, in Bayern wurde es erst 1980 an Grund und Hauptschulen verboten, ich wurde dennoch auch danach noch an den Haaren gezogen und eine völlig "unberechtigte" Ohrfeige die ich und mein Banknachbar und Freund bekam, werde ich auch nie vergessen. Auch wurden wie hin und wieder mit leichten Schlägen auf den Hinterkopf geweckt. Am Gymnasium war das schon länger verboten, ein Lehrer meinte sich nicht daran halten zu müssen und blieb dann bis zum Abitur Studienrat, der vormalige Oberstudienrat :) Ich vermute mal der würde heute aus dem Dienst entfernt, mit einer Schülerin hat er dann auch noch was angefangen, wobei er die dann geehelicht hat und mit ihr ein Kind hat - inzwischen sind sie allerdings geschieden.

körperliche Züchtigung und demütigende Strafen waren lange Zeit sehr üblich. Ich wurde in meiner Grundschulzeit auch noch von Lehrern geschlagen. Auf dem Gymnasium gab es nur noch einen Lehrer der oft Kinder schlug. Andere nur ausnahmsweise. Aber es war dann schon für Lehrer verboten. Eltern stand noch bis 2000 diese Möglichkeit offen. Erst dann wurde in § 1631 "ein Recht auf gewaltfreie Erziehung" verankert. Und wirklich angekommen ist es bei vielen Eltern noch lange nicht.

In den 70er Jahren waren nicht nur die Körperlichen Züchtigungen sondern vo allem ein Mangel an Zärtlichkeit und Zuwendung sowie völlig fehlende Intimität ein großes Problem. Außerdem wurden viele Kinder sexuell mißbraucht (sowohl durch Erzieher als auch durch andere, ältere Kinder). Das Heim war kein guter Ort zum Aufwachsen.

In der Nähe meines Gymnasiums war ein SOS Kinderdorf. Einige Schulkameraden in den Parallelklassen oder drüber oder drunter lebten dort. Mit wenigen davon habe ich mich auch darüber unterhalten. Alles sagten, dass dort das Leben in familienähnlichen Gruppen viel besser wäre als die Heime davor. Über die Heime wollte niemand etwas erzählen, alle wollten das nur vergessen.

Ich hätte das sehr gerne erlebt in einem Erziehungsheim. Ich wurde sehr streng zu Hause erzogen, mir wurde regelmässig der Po verdroschen - bin Baujahr 1965. Wenn ich bestraft wurde, wurde mir mit Heim gedroht und das es dort täglich den Rohrstock gibt und die Erzieher/innen sehr streng wären, die Popos immer Spuren hätten.

Irgendwann hatte ich den Wunsch von zu Hause weg, und genau mit dieser Strenge aufzuwachsen. Ich dachte dann, ich wäre dann frei und unabhängig. Hat aber nicht sollen sein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung