Kennt oder verwendet jemand von Euch das Wort "Sitt"?
Ja, das frage ich aus reinem Interesse und ich verwende es stellenweise tatsächlich.
Irgendwann vor ganz ganz vielen Jahren wurde dieses Kunstwort für "nicht durstig" entwickelt und es hatte mir so gut gefallen, dass ich es sofort übernommen habe.
Leider scheint das keiner richtig zu kennen.
18 Stimmen
7 Antworten
Das Wort wurde offenbar vom Lateinischen ("sitis" = Durst) abgeleitet und stellt ferner eine klangliche Entsprechung zu "satt" dar.
Stimmt.
So ähnlich wurde es im Fernsehen erklärt. Ich erinnere mich.
...außer, wenn ich von Häuptling Sitting Bull sprech; der sollte wohl nie durstig werden und auch Antialkoholiker sein.
Existiert seit kurz vor der Jahrtausendwende.
Die Erfindung von sitt war der größte und bekannteste Versuch, eine vermeintliche Lücke in der deutschen Sprache durch einen Wettbewerb zu schließen.
WIKIPEDIA
Das war 1999 der große Hype, um die deutsche Sprache zu verbessern. Dabei wurde mal locker ignoriert, dass Sprache lebt. Die Sprache ändert sich ständig und passt sich den Sprecher:innen und deren Bedürfnissen an. Wenn es aber kein ausreichendes Bedürfnis gibt, direkt sagen zu können, nicht durstig zu sein, wird sich ein Begriff dafür kaum ausbreiten oder durchsetzen können.
Und mal ehrlich: Auf die Frage, möchtest Du was zu trinken? Antworte ich doch lieber mit: Nein, Danke! Statt mit: Danke, bin sitt.
Ein Beispiel für so fluide Sprache ist:
- sinnvoll – unsinnig / ein absolut schönes Gegenteilspaar, auch noch als Adjektiv, wird aber immer seltener eingesetzt
- ergibt Sinn – ergibt keinen Sinn / ursprünglich aus dem Hamburgischen Sprachraum, verbreitet sich seit vier Jahrzehnten immer weiter. Wird jetzt aber immer öfter verdrängt durch:
- macht Sinn – macht keinen Sinn / ein weiterer Anglizismus, der durch schlecht übersetzte, englische Serien und Bücher oder als "Faus-Amis" nach Serien-Schauen im Originalton in die eigene Sprache übernommen wurde. Finde ich schrecklich, aber ist halt so.
Danke für deine ausführliche Antwort.
Oh ja - "macht Sinn". Wie lange ich gebraucht habe, bis ich meine Weigerungshaltung aufgegeben hatte und es auch verwendete.
Bei "sinnvoll" ist mein Gegenteil "sinnlos".
Aber "unsinnig" verwende ich auch, aber da meist in Bezug auf Objekte und Meinungen. Für Tätigkeiten ist es "sinnlos".
An dem albernen Versuch, eine angebliche Benennungslücke mit einem Kunstwort zu schließen, werde ich mich nicht beteiligen.
Schade.
So albern kam es mir nicht vor. Ich habs damals als Bereicherung gesehen und fand es schade, dass es so schnell, wie es gekommen war, auch wieder verschwand.
(Andere Leute lernen Klingonisch. Warum stirbt dann ein neugeborenes Wort so schnell?)
Weil Sprache eben nicht so funktioniert. Es ist nicht notwendig, daß jedes Ding, das man sich vorstellen kann, einen Namen hat, denk mal an Fremdsprachen: Da gibt es jede Menge Begriffe, für die es im Deutschen keine "echte" Entsprechung gibt, wie auch umgekehrt. Schon die Tatsache, daß es für das fragliche Wort kein Vorbild in Dialekten oder Fremdsprachen gibt, ist ein Hinweis, daß es keinen Gewinn für die Kommunikation liefert.
Das Wort kenne ich - aber niemanden, der es auch verwendet
Die Sache mit "Sinn ergeben" und "Sinn machen" sehe ich etwas anders.
Beide Formulierungen sagen nicht das selbe aus. Ein Text beispielsweise kann durchaus Sinn ergeben, also verständlich und logisch sein, und trotzdem macht der Inhalt keinen Sinn, ist also weder durchdacht noch hilfreich.