Kapitalismus = Egoismus?

6 Antworten

Der Kapitalismus führt zu verstärktem Egoismus und Habgier, genau richtig erkannt. Bei manchen mehr und bei anderen weniger. Letztere streiten es ab.

Egoismus und Habgier sind einer der unmoralischsten Eigenschaften, die ein Lebewesen in sich tragen kann.

Kapitalismus ist der größte Schmutzhaufen.

Kommunismus umso mehr, noch viel schlimmer.

Beides eine reine Schandtat. Aber es gibt nix anderes, das funktionieren kann


corod 
Beitragsersteller
 08.09.2024, 10:38

Wenn ich mir die anderen Antworten so ansehe merke ich, dass die Leute im Kapitalismus aufgewachsen sind und dessen soziale Ungerechtigkeiten für normal (oder gar von den Betroffenen selbst verschuldet) halten. 'Mir doch egal, wenn die Intensivkrankenschwester mit Wechsel- und Doppelschichten verheizt wird, soll sie doch Investmentbanker werden wie ich!'). Ekelhaft.

Von dem her: danke für deine menschliche Antwort und einen schönen Sonntag!

MenschDNA  08.09.2024, 10:44
@corod
Wenn ich mir die anderen Antworten so ansehe merke ich, dass die Leute im Kapitalismus aufgewachsen sind und dessen soziale Ungerechtigkeiten für normal (oder gar von den Betroffenen selbst verschuldet) halten. 'Mir doch egal, wenn die Intensivkrankenschwester mit Wechsel- und Doppelschichten verheizt wird, soll sie doch Investmentbanker werden wie ich!'). Ekelhaft

Ohja. Du, ich war damals nicht anders. Glücklicherweise und ich bin so dankbar dafür, dass ich einen Wandel in meiner Weltanschauung hatte. Unser System ist auf Wettbewerb ausgerichtet, wodurch sich flächendeckend innerhalb unserer Gesellschaft eine Ellenbogenmentalität heraus entwickelt. Befürworter argumentieren mit dem Fortschritt der menschlichen Spzezies. Das stimmt, ist wohl aber der einzig positive Faktor am Wettbewerb.

Die Menschen sind so dermaßen kalt geworden, das ist unglaublich. Den Menschen ist inzwischen Geld wichtiger als das Leben. Alles dreht sich nur um Geld, Geld, Geld. Lieber wollen sie 70h bei Goldman Sachs oder Big4 arbeiten und sich todschuften, und das nur für mehr Geld, das sie zeitlich bedingt nicht mal ausgeben können. Der einzige Lebenssinn besteht dann also nur darin Geld zu vermehren und zu reinvestieren. Das so lange, bis man alt und verschrunpelt stirbt. Man muss es so hart ausdrücken.

Der Mensch rennt dem Geld hinter her, wird zum Sklaven des Geldes. Als Kompensation wird zu unbedeutend materiellen Sachgütern zurückgegriffen, welche für Endorphinausstöße sorgen, damit man kurzfristig wie eine Droge befriedigt wird.

Und man hat es erst geschafft, wenn dann der Sportwagen vor der Stadtville steht. ERST DANN ist man ein Mensch mit Standing.

Das ist so dermaßen pervers und widerwärtig, dass mir extrem schlecht wird

NeonSchaf  12.09.2024, 18:52

Als was definierst du Kapitalismus? Ist es exklusives Privateigentum an Produktionsmitteln oder doch was anderes?

FrecherKnilch  08.09.2024, 10:46
Kommunismus umso mehr, noch viel schlimmer.

Kommunismus ist ein politisches System, Kapitalismus ist ein Wirtschaftssystem.

Die Antithese zu Kapitalismus ist Sozialismus. Unter welchem politischen System beide laufen ist erstmal egal.

Kapitalismus führt dazu, dass Egoismus belohnt und Altruismus bestraft wird.

Er schafft ihn nicht. Der ist in den Leuten schon drin. Normalerweise würden sie den für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Funktionieren einer Gemeinschaft etwas im Zaum halten. Im Kapitalismus hingegen können sie sich gehen lassen, mit allen Folgen für die Menschheit und die Umwelt.

Mir egal zu was Kapitalismus führt. So oder so führt er zu Wohlstand. Uns geht es besser als allen Menschen vor uns zusammen. Kommunisten wählen ist ein Fehler.


Roland Sperling  08.09.2024, 21:33

Geht es den Menschen in Afrika, in arabischen Staaten, in Guatemala usw. - alles kapitalistische Staaten - auch allen besser? Und könnte es sein, dass ein Teil unseres Reichtums schlicht darauf beruht, dass diese Völker bis heute von uns wirtschaftlich ausgebeutet werden?

froschers  08.09.2024, 10:33

Tja, deine Gefühle mögen dir das sagen, aber die FAKTEN in Form von ZAHLEN sprechen einfach eine andere Sprache. Insgesamt geht es der Gesellschaft natürlic besser, aber die Ungleichheit - das, was Gesellschaften im Kern zerstört - ist aktuell wieder auf dem Niveau von vor dem ersten Weltkrieg.

Niemand würde widersprechen, wenn man sagt, dass der Kapitalismus in gewissen Phasen gut darin ist, Wohlstand zu erschaffen. In der Wohlstandsverteilung ist er allerdings überhaupt nicht effektiv und daher wird er immer Gesellschaften hervorbringen, die zum Scheitern verurteilt sind.

Mal abgesehen davon, dass die DDR, UdSSR oder China keine sozialistischen Staaten, sondern Staatskapitalismen sind.

NeonSchaf  12.09.2024, 19:18
@froschers

Die Fakten sagen eindeutig, dass ein freier(er) Markt zu höherer sozialer Wohlfahrt und Lebensstandard führen, sowohl historisch als auch ökonomisch. Sozialismus führt zum Gegenteil.

froschers  13.09.2024, 09:08
@NeonSchaf

Nein, das zeigen sie nicht. Nach dem 2. WK waren sich alle Ökonomen einig, dass die Einkommensungleichheit im Kapitalismus, und diese ist dem Kapitalismus inhärent, maßgeblich zur Entstehung des 2. WK beigetragen hat. Die CDU hatte das sogar damals in ihr Wahlprogramm geschrieben.

Und wenn ein Wirtschaftssystem in dem größten Menschehitsverbrechen der Geschichte mündet, muss es weg. Plain and simple.

Mal abgesehen davon, dass die Ausbeutung von Sklaven, Kolonien und Minderheiten im Wesentlichen zum Wohlstand beigetragen hat und nicht nur ein freier Markt.

NeonSchaf  14.09.2024, 19:47
@froschers
Nein, das zeigen sie nicht. Nach dem 2. WK waren sich alle Ökonomen einig, dass die Einkommensungleichheit im Kapitalismus, und diese ist dem Kapitalismus inhärent, maßgeblich zur Entstehung des 2. WK beigetragen hat. Die CDU hatte das sogar damals in ihr Wahlprogramm geschrieben.

Das ist vielleicht schön, wenn sich alle Ökonomen einig waren (was übrigens auch nicht stimmt), aber das würde trotzdem nichts an den Tatsachen ändert, da Wissenschaft darin besteht, Realität herauszufinden und sie nicht zu machen. Unter Umständen waren sich Ökonomen einig darin, dass der Kapitalismus den Weltkrieg hervorgebracht hatte, dennoch ist das falsch. Leider kann ich nicht darauf eingehen, da du nur erwähnt hattest, dass es jemand behauptet, aber nicht auf welcher Basis diese These beruht … was ich aber sagen kann, ist, dass eine "inhärente Einkommensungleichheit im Kapitalismus" völlig irreführend ist. Unterschiede im Einkommen von Menschen sagen nichts über den allgemeinen, oder spezifischen Wohlstand aus. Es ist klar, dass Not und Armut (in vorzählend maßgeblichen Schichten) zum Weltkriege beigetragen haben; diese sind aber Ergebnis der großen Depression und von Inflation, die nicht durch den Kapitalismus an sich verursacht worden (was nämlich nicht möglich ist), sondern erwiesenermaßen von den Zentralbanken und Intervention.

Und wenn ein Wirtschaftssystem in dem größten Menschehitsverbrechen der Geschichte mündet, muss es weg. Plain and simple.

Ich stimme zu, dass der Interventionismus, der im großen Stile Armut, Krieg und Sozialismus hervorgebracht hat, furchtbar ist. Soviel sei gesagt.

Mal abgesehen davon, dass die Ausbeutung von Sklaven, Kolonien und Minderheiten im Wesentlichen zum Wohlstand beigetragen hat und nicht nur ein freier Markt.

Leugnest du wirklich den Nutzen, den technischen Fortschritt aus der Industrialisierung und dem großen 20. Jahrhundert, sowie die Errungenschaften in der Entwicklung der interregionalen (und globalen) Arbeitsteilung? Es ist kaum bestreitbar, dass freiwillige Kooperation mit beidseitigem Profite effektiver als Ausbeutung ist, selbst wenn man nur eine Partei betrachtet. Der Einfluss von Ausbeutung auf den Lebensstandard für die Massen ist, vor allem heute, marginal, Produktivität ist es anstelle. Denn auch in den amerikanischen Nordstaaten, welche entwickelt und industrialisiert waren, war der Lebensumstand höher als in den sklaventreibenden Südstaaten, wiewohl Baumwolle ein wichtigstes Exportprodukt war. Gleichzeitig konnte die Tuchproduktion nach der Abschaffung der amerikanischen Sklaverei (global) substituiert werden. Auch der Effekt einer Ausbeutung von Afrika hält sich in Grenzen, denn diese würde einen proportionalen Fall im Lebensstandard jener bedeuten, im Vergleich zu unseren, was aber nicht geschah; diese sind in etwa so arm wie vorher. Ja, ich behaupte gar nicht, dass heutzutage alle Produktionsprozesse perfekt oder gerecht wären. Die historische Wohlfahrt allerdings aufs Äußerste auf die Ausbeutung und Kolonialisierung zu beziehen, ist wirklich mangelhaft.

Ich glaube nicht, dass man das so sagen kann. Egoismus ist eine natürlich im Menschen angelegte Eigenschaft und in reinster Form sichert er einfach nur das Überleben.

Man kann sicherlich sagen, dass die kapitalistische Ideologie die egoistischen Tendenzen in jedem Menschen anspricht und diese verstärkt, aber ich denke nicht, dass der Kapitalismus verursacht.

Der Kapitalismus führt notwendigerweise zu Egoismus.

Die Freiheit in der Marktwirtschaft bezeichnet in erster Linie die Freiheit des Privateigentums. Das bedeutet, dass jeder Mensch über sein Quantum Eigentum verfügt und damit als Privateigentümer in das gesellschaftliche Leben tritt. Hierbei ist Privateigentum ökonomisch gemeint.

So muss nun jeder, um Geld zu verdienen und in der Marktwirtschaft zu überleben, mit seinem Quantum wuchern. Dabei ist der maximale Nutzen des Einen mit dem maximalen Schaden des Anderen verbunden. Das beginnt bereits beim einfachen Warentausch: Der Bäcker versucht sein Brötchen so teuer wie möglich zu verkaufen, der Käufer möchte es so billig wie möglich haben. Das geht bis zur Arbeitswelt: Bekommt Person A einen Job, kann ihn eine andere nicht mehr bekommen. Bekommt Person B eine Beförderung, kann sie Person X nicht mehr bekommen. So wird das gesellschaftliche Leben in der Marktwirtschaft komplett über die Konkurrenz definiert, in welcher jeder zwecks eigener Erhaltung und eigenem Reichtum darauf angewiesen ist, so egoistisch wie möglich zu sein.

Es wird zwar immer gerne gesagt, dass die Menschen egoistisch seien und deshalb der Kapitalismus die beste Wirtschaftsweise sei. Warum, selbst wenn das so wäre, wäre es dann sinnvoll, genau ein System zu etablieren, in welchem der Egoistischste belohnt wird? Es verhält sich offensichtlich anders: Das System formt die Menschen, nicht die Menschen das System.


NeonSchaf  12.09.2024, 19:15
Hierbei ist Privateigentum ökonomisch gemeint.

Wie das gemeint ist, verstehe ich wiederum nicht. Was ist rein "ökonomisches Privateigentum"? Warum soll es nicht auch rechtlich gemeint sein. Wie auch immer.

Dabei ist der maximale Nutzen des Einen mit dem maximalen Schaden des Anderen verbunden. Das beginnt bereits beim einfachen Warentausch: Der Bäcker versucht sein Brötchen so teuer wie möglich zu verkaufen, der Käufer möchte es so billig wie möglich haben.

Halt, Moment mal. Wenn der Kunde beim Kauf eines Brötchens nur Schaden erhält, warum kauft er es dann überhaupt? Genauso beim Bäcker. Das ergibt nicht wirklich Sinn … das Gegenteil ist der Fall. Der Kunde kauft stets nur dann ein Brötchen zu gegebenen Preis, wenn ihm der Wert des Brötchens diesen Wert übersteigt, den er dem zu zahlenden Preis zumisst. Genauso dem Bäcker, dem das Geld (in jener Quantität) mehr wert ist als das Brötchen. Man sieht, dass einvernehmlicher Tausch nur zu beidseitigem Profit (ex ante) führen kann. Bei einem Tausch gewinnen beide.

Das geht bis zur Arbeitswelt: Bekommt Person A einen Job, kann ihn eine andere nicht mehr bekommen.

Hier verwechselst du leider die Kunden und Produzentenseite. Der "Job" ist keine Ware, die sich A kauft, sondern seine Arbeitskraft ist die Ware. A ist Unternehmer in dieser Situation. Der "Arbeitgeber" (irreführender Begriff) ist der Kunde.

Doch selbst dann kann das unmöglich als eine Kritik des Kapitalismus durchgehen. Wenn ich einen Apfel kaufe, dann kann kein anderer denselben kaufen. Das ist richtig. Dies liegt aber an der Natur der Welt an sich, nämlich der Knappheit, bedauerlicherweise kann ein gegessener Apfel nicht erneut verspeist werden. Man kann seinen Kuchen nicht gleichzeitig behalten und essen. Die einzige Lösung dafür kann die Produktion sein, dann können andere Menschen andere Äpfel haben (dennoch nicht meinen).

Auf der Nachfrage-Seite gilt ähnliches. Nur weil ich etwas produziere (B), heißt das nicht, dass ein Kunde (Arbeitgeber) nicht bei einem anderen Produzenten (hier A) kaufen kann. Ich kann als B den Arbeitgeber nicht dazu zwingen, mich (meine Arbeitskraft) nicht auch noch anzuheuern. Realistisch betrachtet ist die Nachfrage nach Arbeit aber recht hoch (da jeder menschliche Produktionsprozess immer menschliche Arbeit, gemeint Einwirken, benötigt).

So wird das gesellschaftliche Leben in der Marktwirtschaft komplett über die Konkurrenz definiert

Nein, nicht grundsätzlich. Selbstverständlich "Konkurrenz" in der Marktwirtschaft möglich, indem man ein Produkt anbietet, wofür Käufer ihr Geld eher ausgeben als für ein anderes. Dabei bereichert man die Gesellschaft aber nur. Das prägende Modell der Marktwirtschaft ist die "Konsumentensouveränität", Konkurrenz ist ein Nebenprodukt.

in welcher jeder zwecks eigener Erhaltung und eigenem Reichtum darauf angewiesen ist, so egoistisch wie möglich zu sein.

Sofern dieser Reichtum unmittelbar erwünscht ist. Dass jemand mehr Güter haben will, als weniger Güter, steckt in den Definitionen eines Guts (wörtlich ein Gut ist gut [Adjektiv]). Tatsächlich aber können auch nicht-austauschbare oder nicht-materielle Güter Priorität zu gewissen Zeitpunkten für einen Menschen werden. Dieser "Egoismus" erstreckt sich nicht unbedingt aufs persönliche Leben. Der Mensch will einen psychologischen Profit mit jeder Handlung erzielen, ja, das stimmt, gilt aber unabhängig von Kapitalismus und universell. In diesem Sinne gilt Egoismus bereits, aber Kapitalismus hat damit nichts zu tun (bis auf, dass diese Bedürfnisse dort optimal befriedigt werden können).