Kants Ethik und der Nationalsozialismus Text Verständnisfrage?
hallo,
Im online Unterricht behandeln wir momentan das Thema Eichmann und Hannah Arendt. Wir haben ein Text über Eichmann bekommen, wo er sich im Verhör auf die Ethik Kants berief. Anschließend äußerte sich Hannah Arendt dazu. Das war ein Ausschnitt aus dem Text. Nur leider verstehe ich es nicht. Kann mir bitte jemand das kurz erklären. Ich soll nämlich noch eine Aufgabe machen und ich gehe stark davon aus, dass sich die Aufgabe genau auf diese Textstelle bezieht. Diese lautet: "Welche problematischen Konsequenzen ergeben sich für Hannah Arendt aus dem typisch deutschen Verständnis von Pflicht und Gesetzestreue? Diskutieren Sie, ob man für dieses Verständnis auch bestimmte Elemente von Kants Ethik verantwortlich machen kann."
Die Textstelle lautet folgendermaßen:
"Viel von der gespenstisch peniblen Gründlichkeit, mit der die „Endlösung" in Gang gesetzt und gehalten wurde - einer Gründlichkeit, die auf Beobachter meistens als typisch deutsch oder doch als Charakteristikum des perfekten Bürokraten wirkt -, lässt sich auf die eigentümliche, in Deutschland tatsächlich sehr verbreitete Vorstellung zurückführen, dass Gesetzestreue sich nicht darin erschöpft, den Gesetzen zu folgen, sondern so zu handeln verlangt, als sei man selbst der Schöpfer der Gesetze, denen man gehorcht. Daraus entwickelt sich leicht die Überzeugung, mehr als seine Pflicht zu tun sei das mindeste, was man von sich verlangen müsse."
Danke im Voraus :D
1 Antwort
Hannah Arendt war, soviel ich mich erinnern kann, empört darüber, dass Eichmann sich auf Kant berief. Sie hat, glaube ich, ziemlich deutlich gesagt, dass der ganze Nationalsozialismus dem kategorischen Imperativ von Kant, ziemlich genau entgegegensetzt ist.
Was die Deutschen 1933-45 machten basierte ja darauf, dass sie als "deutsche Arier" alle Macht hatten und anderen (Slawen, Juden, Sinti und Roma, etc.) sämtliche Menschenrechte, ja sogar das Recht auf Leben, absprachen.
Sie behandelten andere also nicht so, wie sie selbst gerne behandelt würden, sie handelten nicht nach einer Maxime, von der sie sich wünschte, sie solle universell gültig sein - denn wären sie an Stelle der von ihnen verfolgten, ausgeplünderten, versklavten, ermordeten gewesen, hätten sie sich ja nicht darüber gefreut.
Legt man die NS-Rassenideologie zugrunde, so wird innerhalb des System Kants katigorischer Imperativ geradezu pervertiert. So war das von Kant aber ganz sicher nicht gedacht gewesen!