IT-Fachkräfte im Informatik Unterricht in Schulen?
Hallo,
der klassische Weg um in Deutschland Lehrer zu werden ist über ein Lehramtsstudium oder mit zunächst Berufserfahrung sammeln im jeweiligen Fachbereich und dann auch mit einem Studium Berufsschullehrer werden.
Doch sind wir uns selbst mal gegenüber ehrlich welcher Fachinformatiker wird freiwillig, wenn er nicht auf den Kopfgefallen ist und 9+ Jahre Berufserfahrung hat auf das Jahresgehalt von jenseits über den 50.000,€ verzichten, um in einer unterbezahlten Lehrer Position anzufangen ?
Dieses Phänomen macht sich an den grund- und weiterbildenden Schulen [Grundschule, Realschule, Gymnasium,...] bemerkbar.
In den ersten Schuljahren gelten wichtigere Prioritäten wie lesen und schreiben lernen.
Doch aller spätestens ab der 5. Klasse werden die ersten Grundkenntnisse zum Computer vermittelt .
Im Unterricht wird meist mit den wichtigsten Office Programmen aus dem Hause Microsoft oder Open Office angefangen, doch dies zieht sich meiner Erfahrung nach bis zum Erhalt des Abschlusses.
Schüler mit Technischem Interesse erledigen die Textformatierung- oder Tabellenkalkulationsaufgabe in unter 15 Minuten und langweilen sich dann die Restliche Zeit der Unterrichtsstunde.
Und trotz des Informatikunterrichts werden IT´ler Tagtäglich zu Fehlertickets her zitiert wie z.B. mein Drucker druckt nicht, Passwort vergessen, Herr/Frau Ich-weiß-alles-besser und weiteren gerufen.
Bei uns in der Kommune hat nun ein neuer junger Bürgermeister angefangen, der sich die Digitalisierung auf die Fahne geschrieben hat.
Meine Idee wäre ihn an sein Wahlprogramm zu erinnern ihm von meiner damaligen Erfahrung mit Win 2000 im Jahre 2009 im Informatikunterricht zu berichten und den späteren Erfahrungen in der weiterführenden Schule mit dem Quantensprung auf Windows 10.
Gleichzeitig möchte ich auch einen Vorschlag unterbreiten, um die Schüler für die sich stetig weiterentwickelte Computerwelt zu wappnen auch in Bezug auf das Internet [Social Media,..] und den damit verbundenen Risiken.
Also konkret IT-Fachkräfte planen aktiv den Unterricht gemeinsam mit den Lehrkräften, bieten außerdem eine Informatik AG an und kümmern sich um die IT-Infrastruktur der Schule.
Funfakt unser damaliges Netzwerk war so schlecht eingerichtet, dass jeder Schüler Admin Rechte am PC hatte und mit etwas Ahnung per Remote ganze Rechner herunterfahren konnte.
Wäre das rein rechtlich möglich das IT-Fachkräfte beratend ohne Lehrerstudium am Unterricht beteiligt sind ?
Bzw. der Bürgermeister das, wenn auch mit Abstimmung des KM einführen darf.
4 Antworten
IT-Fachkräfte sind teuer und mit einer einmaligen Beratung ist es nicht getan. Es braucht eine dauerhafte Betreuung, die immer ansprechbar ist, wenn sie gebraucht wird.
Unternehmen lassen sich das einiges kosten. 1000 Euro pro PC-Arbeitsplatz und Jahr wären da so die Größenordnung, über die man sprechen kann. So ein Budget hat keine Schule für ihre Computerräume.
Wenn Bürgermeister von Digitalisierung sprechen, meinen sie damit in erster Linie die Digitalisierung ihrer Verwaltung. In zweiter Linie vielleicht noch den Breitband-Ausbau in ihrer Kommune, damit das Gewerbe arbeiten kann.
Ich sehe da auch kein Patentrezept - an der Schule meines Sohnes werden die erforderlichen Hardware-Investitionen von den Eltern oder dem Förderverein gestemmt. Support machen engagierte Lehrer so nebenher. Wird aber auch nicht überall leistbar sein.
an der Schule meines Sohnes werden die erforderlichen Hardware-Investitionen von den Eltern oder dem Förderverein gestemmt
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das unglaublich wichtige Maßnahmen sind.
Auch extrem wichtig, dass die Kinder/Jugendlichen zuhause die Möglichkeit haben und nicht nur in der Schule.
Und selbstverständlich sehe ich, dass viel am heimischen Computer gezockt wird. Das habe ich auch, gar keine Frage. Aber jegliches Beschäftigen mit der Materie ist ein möglicher Schritt in Richtung Berufstätigkeit.
Jetzt wird nicht aus jedem Kind ein Software-Entwickler, das kann man wirklich nicht erwarten. Aber nur jene Kinder/Jugendliche die überhaupt Zugang haben, können in den Bereich weiter vorstoßen.
Und die wirklich guten Entwickler, das behaupte ich einfach mal, haben nicht erst mit dem Studium damit angefangen.
Gruß
Hey,
das ist tatsächlich ein Problem. Leute mit Berufserfahrung und Können verdienen auch gerne jenseits der 75k, das ist für Schulen natürlich gar nicht machbar.
Die Frage wäre aber: "muss es das?"
Klar ist es schön, wenn Kinder von absoluten Spitzenkräften (oha, es wird noch teurer) unterrichtet würden, aber ich habe Informatik-Unterricht in der Schule eher als ersten Berührungspunkt für viele gesehen. Jeder hat mal einen gewissen Einblick und kann so evtl. einen Einstieg finden sich privat weiter zu bilden.
Natürlich wäre es, besonders im schulischen Umfeld, fantastisch, wenn die Lehrkräfte schon mehr unterstützten könnten. Auf der anderen Seite wie oft hört man "bei Informatik kann ich dem Lehrer noch was beibringe"?
Zu meiner Zeit hatte ich in Informatik einen Lehrer der zuvor in der freien Wirtschaft gearbeitet hat und dann Lehrer geworden ist. Er fand die Arbeit zu stressig und das Lehren interessant. Rückblickend war er kein Überflieger, hatte aber wesentlich mehr Ahnung als viele andere Lehrer in dem Bereich.
Es kommt also nicht nur auf das Gehalt an, sondern eben auf die persönlichen Lebensumstände. Wenn jemand aus Idealismus gern Lehrer sein möchte und aus Idealismus Kinder und Jugendliche unterrichten möchte, klar, das gibt es. Allerdings, und das vermute ich mal, nicht wirklich häufig.
Auf der anderen Seite sehe ich aber auch, dass sich das gesellschaftliche Problem "wir haben zu wenig qualifizierte Software-Entwickler" von ganz alleine löst. Wir stellen fleißig über die Landesgrenzen hinaus ein. Sprachbarriere ist weniger ein Problem als man meinen könnte, denn Englisch funtioniert allgemein sehr gut.
Daher sehe ich das Problem des "Fachkräftemangels" eher weniger ausgeprägt. Deutschland ist als Arbeitsort (gerne auch remote) sehr, sehr beliebt.
Gesellschaftlich sehe ich dort also eher geringe Gefahren und wer sich als Jugendlicher vom mäßigen Informatikunterricht begeistern lässt, der hat noch immer extrem gute Chancen. Es ist nicht so, dass ein mäßiger Informatikunterricht in der Schule dafür sorgen würde, dass die Leute später zu schlecht qualifiziert wären. Viel mehr sind viele gar nicht näher mit dem Bereich in Kontakt gekommen und üben dann eben andere Berufe aus. Berufe, die aber ebenso benötigt werden.
Gruß
Hatten wir vor Jahrzehnten schon in anderen Naturwissenschaften. Hat nie wirklich funktioniert, weil die Fachkräfte auf viel höherem Niveau unterwegs waren, was kein Schüler verstanden hat.
Also konkret IT-Fachkräfte planen aktiv den Unterricht gemeinsam mit den Lehrkräften, bieten außerdem eine Informatik AG an und kümmern sich um die IT-Infrastruktur der Schule.
Eltern mehr in den Schulalltag einzubinden ist eine gute Sache. Das kann sehr vielfältig aussehen, je nach dem, welche Eltern man zur Verfügung hat.
Das halte ich für eine sehr gute Idee, die du ruhig weiter verfolgen solltest.
Am besten regelt man das mit den Schulen direkt. Die können dann entsprechende Anträge stellen.
Viel Geld wird es für sowas nicht geben. Das kann ich dir aus der Erfahrung sagen. Geld bekommst du nur, wenn du Projekte für Ausländer machst. Dann musst du aber aufpassen, dass kein deutsches Kind dabei ist.
Meines Erachtens nach, widmest Du der Schule in Bezug auf die Entwicklung von IT zu viel Aufmerksamkeit oder misst ihr zu viel Bedeutung bei. Frage: Was war zuerst da, der Computer oder der IT-Unterricht an Schulen? Will sagen, es bedarf nicht des Schulunterrichts, damit sich Menschen in der Computerwelt zurechtfinden.
Bill Gates und Steve Jobs haben ihre Firmen nicht deshalb gegründet, weil sie IT-Unterricht in der Schule hatten. Ich betrachte die Schule eher als Hemmschuh, denn als Treiber einer Entwicklung. Wenn Du wissen möchtest, was das Problem von Schulen, nicht nur in Sachen IT ist, höre Dir die gut 20 Minuten an. Auch Deine Letzte Frage wird beantwortet. Wenn es jetzt noch nicht rechtlich möglich wäre, brauchte man ja nur das Gesetz entsprechend anpassen. Das von Dir beschriebene Problem am Beispiel IT bleibt so lange bestehen, bis endlich der Lernende selbst bestimmt, wo, was und wie er lernt, anstatt sich dem Diktat eines Leerplans unterwerfen zu müssen.
Gruß Matti
Ich bin allgemein der Meinung, dass unser Schulsystem völlig daneben ist und Menschen ausbildet, die wir in der Wirtschaft nicht mehr wirklich brauchen, zumindest nicht für die gut bezahlten Tätigkeiten.
Und warum sind Tätigkeiten gut bezahlt? Viele eigene Ideen, Selbständigkeit, Fähigkeit in der Gruppe zu arbeiten, viel Eigenverantwortlichkeit, hohe Fähigkeit selbständig zu lernen, Initiative und Ideenreichtum.
Unser Schulsystem ist aber noch immer darauf ausgerichtet Leute hervorzubringen, die still sind und machen was man ihnen sagt. Das, was wir vor Jahrzehnten noch gebraucht haben.
Auf der anderen Seite "schaffen" es aber noch erstaunlich viele Menschen und das trotz Schulsystem. Da kann man sich fragen wie viel weiter man noch kommen könnte, wenn es nur etwas anders wäre.
Wirklich kritisch sehe ich das Thema aber auch wieder nicht. Der Wohlstand in der Gesellschaft ist bereits sehr hoch.
Gruß