Ist es moralisch zu rechtfertigen, politisch engagierte Schüler*innen (fridays for future) für ihre Fehler zu bestrafen?

7 Antworten

Es geht also um die moralische Bewertung des Verhaltens der Schulleitung bei der Behandlung von Schülern, die ihre Schulpflicht "aus moralischen Gründen" oder wegen eines "allgemeinen schlimmen Notstandes" (Klimakrise) verletzen.

Meiner Meinung nach lassen sich Sanktionen gegen demonstrierende Schüler*innen und Schüler moralisch rechtfertigen, wenn die Demonstrationen absichtlich in die Schulzeit gelegt werden, um dadurch eine höhere Aufmerksamkeit zu generieren ("Schulstreik für das Klima").

Wären derartige Sanktionen nämlich nicht zu rechtfertigen und würden unterlassen, dann würde man Tür und Tor öffnen für Schüler, die den Klimastreik nur zum Vorwand nehmen, um, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, dem Unterricht fernbleiben "dürfen". Schüler könnten sich auch weitere super-wichtige Themen aussuchen, die moralisch der Teilnahme am Unterricht vorzuziehen wären und bräuchten schließlich das Bildungsangebot gar nicht mehr wahrzunehmen.

Ein Fernbleiben vom Unterricht ist nur dann moralisch gerechtfertigt, wenn man ganz konkret in einer Situation medizinische Erste Hilfe oder sonstige Nothilfe leisten muss.

Auf die Klimakatastrophe hinweisen kann man als Schüler auch nach Unterrichtsschluss.

Nachdem noch niemand auf Deine Frage eingegangen ist, mache ich das jetzt mal:

Ob es nach Kant moralisch ist, dafür hat der Philosoph den kategorischen Imperativ formuliert:

Folgt derjenige (hier die Schüler) Grundsätzen, die

  • für alle gültig sind?
  • jederzeit und ohne Ausnahme akzeptabel sind?
  • Und sind alle Betroffenen nicht nur Mittel zum Zweck, sondern auch Zweck an sich?

Jeder hat das Recht zu streiken bzw. zu demonstrieren, wenn ihm eine Sache wichtig ist. Dabei ist es egal, ob es um ein höheres Gehalt geht oder um die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen, die Freiheit von XY oder für den Frieden. Also kann man die erste Frage mit "ja" beantworten.

Streiks und Demos sind nicht immer für jeden akzeptabel, vor allem, wenn man z.B. auf die Bahn angewiesen ist, man sie aber aufgrund eines Streiks nicht nutzen kann. Wenn man aber nachhakt, haben trotzdem die Meisten Verständnis dafür, denn niemand hat etwas dagegen, wenn z.B. Lokführer besser bezahlt würden. Diese Frage ist schon schwieriger zu beantworten.

Bei der dritte Frage ist das "ja" eindeutig, denn die Schüler sind nicht nur Mittel zum Zweck, sondern beim Streik für Klimaschutz die, um die es geht. Klimaschutz ist gut für jeden Menschen.


Paguangare  23.06.2023, 19:11

Nicht jeder hat das Recht zu streiken, und auch nicht für alle Zwecke. Das Streikrecht bezieht sich auf Arbeitnehmer. Schon Beamte (z. B. verbeamtete Lehrer) haben nicht das Recht zu streiken.

Schüler sind keine Arbeitnehmer, die für einen Arbeitgeber eine Leistung erbringen und dafür mehr oder weniger üppig entlohnt werden. Vielmehr erbringt der Staat eine Leistung für die Schülerinnen und Schüler, die auf seinem Staatsgebiet wohnen. Er finanziert ihnen nämlich die Bildung. Es ist quasi eine "freiheitseinschränkende Maßnahme", aber gesellschaftlicher Konsens und rechtsstaatlich so geregelt, dass die Schüler eine Schulpflicht haben.

Und das Streikrecht der Arbeitnehmer erstreckt sich auch nur darauf, tarifliche Forderungen im Zusammenhang mit der Arbeit durchzusetzen, also so etwas wie höhere Löhne oder bessere Arbeitsbedingungen. Allgemeine politische Streiks sind unzulässig.

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Meiner Meinung nach besteht bei vielen dieser fridays for future- Aktivisten, das einzige politische Engagement darin, nicht in die Schule zu gehen.... und ja darüber sollte mit den Schülern gesprochen und Konsequenzen geklärt werden.


Pyramesse27806  23.06.2023, 08:03

Man sollte das Begehren für ein besseres Klima doch eher auf den Samstag verlegen.

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nanninna  23.06.2023, 08:16
@Pyramesse27806

So ist es. Aber dann würden die Teilnehmerzahlen ja massiv schrumpfen und das ist wohl nicht das Ziel.

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Was heißt Fehler? Wenn sie Schule schwänzen, ist es gerecht, sie zu bestrafen, z. B. durch Nachholen des Unterrichts an einem zusätzlichen Nachmittag.

Außerdem ist FfF eine Sache von 2019. Es ist vorbei. Der Lehrer sollte nicht den kalten Kaffee aufwärmen.


Chris428  23.06.2023, 07:33

"Es ist vorbei"?

FfF ist eine globale Bewegung und auch heute (Freitag) finden Streiks in Deutschland statt. Allerdings nicht mehr während der Schulzeit, meist geht es um 14 oder 16 Uhr los.

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Wenn jemand einen Fehler macht, sollte ihm dieser auch vor Augen geführt werden, den wie soll er sonst lernen diesen Fehler nicht mehr zu machen. Unabhängig davon, für welche Sache er sich einsetzt.