Ist die evangelikale Bewegung im Kern antidemokratisch?
Mit dem Fernsehprediger Billy Graham nahm die evangelikale Bewegung in den USA ihren Aufschwung.
https://www.arte.tv/de/videos/093034-000-A/evangelikale-mit-gott-an-die-macht-1-3/
Weltweit wächst die Bewegung deutlich stärker als die Weltbevölkerung. Ihre Anhänger haben Typen wie Donald Trump oder Bolsonaro in Brasilien an die Macht gebracht. Bildungsferne begünstigt die Ausbreitung der Bewegung, besonders in Afrika.
8 Antworten
Bei evangelikalen Gruppen gibt es eine große theologische Bandbreite. Viele sind zum Beispiel Kreationisten und glauben an eine irrtumslose Bibel, und andere nicht.
Bei einer Umfrage hatten 36% der befragten Evangelikalen kein Problem mit Homosexualität:
Teile der Evangelikalen in den USA haben sich stark politisiert, sind oft Republikaner, lieben Trump und Verschwörungstheorien:
White evangelical Christianity is actually undergoing a sort of schismatic split between one camp that favors Trump-style messaging, politics, and conspiracy theorizing, and those who follow the traditional evangelical path of avoiding politics as antithetical to biblical, University of Illinois Chicago sociologist Michael Emerson tells The New York Times.
Sie sind somit auch oft ein Teil der "Christlichen Rechten".
ZB Pat Robertson ist antifeministisch und gegen eine Gleichstellung von Frau und Mann. Und für eine Aufhebung der Trennung von Staat und Kirche:
Aufhebung der Grenze zwischen Kirche und Staat und seine strikte Ablehnung von Homosexualität und Feminismus. Robertson predigt einen nicht vergebenden, sondern strafenden Gott; er vertritt die Ansicht, dass Gott die Menschen regelmäßig für moralische Verfehlungen bestrafe, und hat daher wiederholt auch Naturkatastrophen als göttliche Rache erklärt
Er sieht die USA in der Hand von bösen Mächten und liebt entsprechend Verschwörungstheorien.
Nur Christen und Juden sollten an der Macht sein:
Am 23. März 1995 äußerte sich Robertson über Hindus und nannte ihre Religion „dämonisch“.[22] Er betonte, ginge es nach ihm, dürften nur Christen und Juden an der Regierung der Vereinigten Staaten beteiligt werden, da sie dazu besser geeignet seien als Hindus, Muslime oder Atheisten
https://de.wikipedia.org/wiki/Pat_Robertson
Also durchaus antidemokratisch.
Viele sind zum Beispiel Kreationisten und glauben an eine irrtumslose Bibel
Nur als Ergänzung: Die Mehrheit der Evangelikalen, die an die Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit der Bibel glauben, vertreten tatsächlich den Kreationismus (im Sinne von wörtlicher Auslegung des Schöpfungsberichtes). Es gibt aber auch Exoten, welche Inerranz der Bibel und theistische Evolution für kompatibel halten (die meisten Vertreter der theistischen Evolution lehnen die absolute Irrtumslosigkeit der Bibel ab).
Die Evangelikalen beziehen sich sehr stark auf das alte Testament und nehmen die Texte wörtlich. Zur Zeit des alten Testaments war die Demokratie noch nicht erfunden, allerdings gab es auch noch keine Menschenrechte.
Natürlich.
Denn wer kann schon frei (demokratisch) abstimmen, wenn der Führer behauptet, dass sein Weg von Gott vorgeplant ist?
Ich bin evangelikal-charismatischer Christ und WEIT davon entfernt antidemokratisch zu sein. Ganz im Gegenteil: Aus meiner Sicht ist die Demokratie die beste Notlösung zwischen Sündenfall und Wiederkunft Jesu und deswegen bin ich dafür sehr dankbar, dass ich in einem Land mit einer (parlamentarischen) Demokratie leben darf.
Kirche und Staat sollten strikt getrennt sein, daher bin ich auch mit dem partnerschaftlichen Verhältnis beider in Deutschland (z. B. Einzug der Kirchensteuer durch den Staat) nicht einverstanden. Evangelikale Positionen, die eine christliche Theokratie (vor der Parusie) fordern, lehne ich daher sehr entschieden ab!
Ja und zwar radikal. Ich verweise auf die Monographie: Jennifer Stange "Evangelikale in Sachsen" erschienen in der Reihe ""SchriftEn zur DEmokratiE" zu lesen unter: https://www.weiterdenken.de/sites/default/files/evangelikale_download_2014-08-19.pdf
Es gibt Überschneidungen, aber die Zusammenhänge sind historischer Natur, angefangen vom "Tal der Ahnungslosen" über Herbst 1989, Wiedervereinigung, Deindustrialisierung bis Flüchtlingskrise.
Danke für den Literaturtip.
Ob es da besonders in Sachsen einen Zusammenhang gibt zwischen Evangelikalen und AfD, rechter Gesinnung, Wut- und Reichsbürger, Querdenker usw.?