Ist Deutschland noch ein Land der Dichter und Denker?

10 Antworten

Wir sind zumindest noch immer EIN Land von Dichtern und Denken. Deutschland brachte im 18. Jahrhundert die meisten Dichter und Denker (Philosophen, Literaten, Lyriker, Menschen der Wissenschaft) hervor. Diese Werke und deren Bedeutung bleiben für die Ewigkeit.

Wir sind (oder gelten) wohl längst nicht mehr als DAS Land der Dichter und Denker, aber wir haben natürlich noch etliche Philosophen der Gegenwart, Lyriker ... So, wie es in anderen Ländern genug literarisch und philosophisch bewegende Personen gibt, die über die Landesgrenzen hinaus Beachtung finden. Die heutigen Philosophen sind auch öfter Gast in Talkrunden.

Der Titel "Land der Dichter und Denker" ist im Grunde alter Glanz und Gloria.

Wenn es rein ums selbständige Denken geht, so gibt es sicher noch genug, die das nicht verlernt haben. Aber damit stehen wir mit Blick auf die Weltengemeinschaft dann auch nicht im Ranking ganz oben. Ganz unten aber auch nicht.

Also, erst mal finde ich das ausgesuchte Gedicht nicht unbedingt stellvertretend für die hohe Dichtkunst. Es wird die Natur und das Schwelgen in Romantik und Naturverbundenheit gefeiert. Das Gedicht hat also mMn keinen tieferen Erkenntnisgewinn. Da gibt es ganz andere Beispiele.

Dann: Die Herkunft der Wendung ist ja nicht klar belegt, so dass nicht ganz klar ist, was sie denn genau aussagen möchte:

https://de.wikipedia.org/wiki/Dichter_und_Denker

Schreiben die Deutschen zu viel, handeln aber zu wenig? Schreiben die Deutschen nur zu viel, also produzieren haufenweise Bücher? (Das würde heutzutage tatsächlich wieder oder noch zutreffen.) Sind viele Deutsche Universalgelehrte bzw. schreiben und forschen? Universalgelehrte gibt es heute nicht mehr, die Qualität der Wissenschaftler ist in gewisser Weise heute viel höher als im 19. Jahrhundert, dafür aber auch viel enger abgegrenzt. Keiner ist mehr Universalgelehrter. Man kann sehr gebildet sein, aber wer forscht, tut das auf einem extrem eingegrenzten Bereich und das gilt für alle Nationalitäten.

Meines Wissens tun wir uns aktuell wissenschaftlich und literarisch nicht mehr hervor als andere Nationen. Ich glaube nicht, dass man heute noch ein Land nennen kann, dass da vor anderen Ländern besonders hervortritt. Möglicherweise war es früher auch mehr ein Bewundern "der anderen". Man kannte seines Landesliteratur sehr gut und an die fremde Landesliteratur war es schwerer zu kommen, sie speiste sich teilweise aus anderen Quellen, anderen Einflüssen und war daher per se interessanter. Schon immer gab es aber viele Literaten, und das waren früher ja sehr oft auch einfach gebildete Menschen, die keine Uni besucht hatten, besonders, wenn sie Frauen waren, die Literatur aus mehreren Nationen, in mehreren Sprachen lasen. Das tun wir heute tendenziell wieder, zumindest lesen die meisten Englisch, einige lesen auch auf anderen Sprachen, die sie noch gut genug beherrschen. Das war bei den Hochgebildeten im 19. Jahrhundert ebenfalls der Fall, meines Wissens im 20. Jahrhundert größtenteils die Ausnahme, weil man verbreitet englische Bücher erst so ab den 2000ern hierzulande kaufen konnte.

Interessant ist, dass viele "berühmte" Dichter teilweise eher triviale Gedichte geschrieben haben, wie das oben genannte. Das war natürlich Merkmal der gesamten Romantik, daher kann man es ihnen nicht vorwerfen, aber es fällt schon auf, dass es viele Gedichte gibt (in diversen Sprachen), die sich wirklich mit wichtigen Themen befassen und dann diese romantischen Gedichte, in denen es nur um triviale Gefühle geht oder um eine Sehnsucht nach einer tieferen Verbundenheit mit irgendetwas, nach Bedeutung im Leben.

Interessant finde ich heute eher, dass man immer wieder auf interessante Werke aus der gesamten Welt stößt. Das war ja früher gar nicht so einfach möglich. Man liest Bücher von Italienern, Dänen, Japanern etc. und meist werden da ja die gehyped, die schon eine gewisse Qualität haben.

Also denke ich gar nicht, dass der Begriff heute noch sinnvoll wäre.

Die Frage ist nicht mehr "aus welchem Land kommen die besten Literaten?", sondern die Frage ist "was sind die aktuell die interessantesten Werke und wer hat sie geschrieben?" Aus welchem Land der kommt und weitere Merkmale, die früher teilweise wichtig waren (Mann oder Frau, Religion etc.) ist fast komplett irrelevant geworden. Es geht um das Werk. (Ausnahme: Jemand hat ein großes Werk geschrieben und dann kommen Details aus seinem Leben ans Licht, die die Mehrheit heute für inakzeptabel hält. Das ist aber wieder ein ganz anderes Thema.)

Man bedenke auch, dass fast alle (wenn nicht alle) Dichter und Denker der höheren Schicht angehörten, also Bildung und oft sehr viel Zeit besaßen, was den unteren Schichten meist nicht vorbehalten war. Insofern ist auch die deutsche Literatur dieser Zeit, des 19. Jahrhunderts, kein Repräsentant des gesamten Volkes, sondern nur eines bestimmten Ausschnittes davon. Das ist heute, wo potenziell jeder selbst publizieren kann, komplett anders.

DE hat leider nicht mehr diesen Ruf. Aber den andern geht es auch nicht viel besser.

Nein, aber es gibt auch kein vergleichbares Land, das diesen Titel verdient hätte, meiner Meinung nach.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich denke einfach zuviel nach.

Eher das Land der Leistungsverweigerer, Bürokraten und Bullshitjobber…