Interpretationsansätze "Mondnacht" Eichendorff?
Hallo Ich möchte wissen, wie ihr das Gedicht "Mondnacht" von Eichendorff interpretieren würdet:
Es war, als hätt der Himmel die Erde still geküsst, dass sie im Blütenschimmer von ihm nun träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder, die Ähren wogten sacht, es rauschten leis die Wälder, so sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.
1 Antwort
Ich würde folgenden Ansatz wählen, den ich für mich gefunden, aber noch nirgendwo gelesen habe.
Dieses Gedicht hat drei Ebenen:
1. Eine Impression. Der Dichter ist emotional vor dem Natureindruck ergriffen und besingt diese Impression in volksliedhafter Weise (unreine Reime unterstützen das Volksliedhafte). Sie ruft in ihm folgende Gedankengänge wach:
2. Eine Darstellung des Jahresablaufs: Abgesehen von der Impression geleitet dieses Gedicht durch den natürlichen Bogen des Ablaufs des Jahres und seiner Jahreszeiten. Auf den Frühling (Blütenschimmer) folgt der Sommer (die Ähren wogten), dann folgt der Winter (die stillen Lande).
3. Die Darstellung eines Lebensablaufs in metaphorischen Bildern: Der Himmel küsst die Erde (der Kuss stellt die liebende Zeugung dar). Wir befinden uns in der Jugend. Dann folgt der Sommer (die Ähren stehen für Reife in der Mitte des Lebens). Dann folgt der Herbst des Lebens (die Seele breitet ihre Schwingen aus und schickt sich zum Flug in den Tod an ("nach Haus" steht natürlich für den Tod, das Ausruhen in der ewigen Stille).
Es ist ein wirklich geniales Gedicht. Wenn ich meinen Kanon der zehn schönsten Gedichte deutscher Sprache aufstellen müsste, wäre das auf jeden Fall dabei. Allerdings würde es mir für jedes, das ich liebe, das aber nicht dabei sein könnte, einen Stich ins Herz geben.
Ich hab das jetzt weniger für ihn als für mich geschrieben. Gruß
Sehr schön - aber warum machst du für einen bequemen User die ganze Arbeit?