Ist das unkollegiales Verhalten?

3 Antworten

Erster Schritt: Knallharte, schonungslose Selbstreflexion! Dieser Schritt ist enorm wichtig - aber auch potentiell ziemlich schmerzhaft und schwierig. Geh mit dir selbst hart ins Gericht - welchen Anteil hast du selbst an der Situation? Fragst du vielleicht echt wiederholt Dinge, die dir bereits erklärt wurden? Machst du selbst Fehler (die der anderen sind hier egal!)? Wirst du wirklich bewusst und absichtlich bloßgestellt - oder fühlt es sich "nur" so an, weil es nun mal unangenehm ist, kritisiert zu werden, selbst wenn die Kritik gerechtfertigt ist? Sind die Bemerkungen wirklich abfällig - oder ist das nur deine Interpretation davon aufgrund der Gesamtsituation, mit der du gerade unzufrieden bist? Und wenn die Kolleg*innen dir gegenüber wirklich feindselig eingestellt sein sollten - hast du eventuell etwas gesagt, getan oder nicht gesagt oder nicht getan, was der Auslöser dafür hätte sein können?

Zweiter Schritt: Mach dir bewusst, dass die Einarbeitungszeit - insbesondere die nach den ersten paar Wochen und vor dem Ende der Probezeit bzw. des ersten Jahrs - in JEDEM Job eine Gefühlsachterbahn, anstrengend, belastend und verunsichernd ist.

Dritter Schritt: Überlege ehrlich und genau, ob das Gras auf der anderen Seite des Zauns wirklich grüner ist! Also, wäre bei einem Jobwechsel wirklich sicher, dass die jetzigen negativen Aspekte dieses Jobs wegfallen? Kämen eventuell andere negative Aspekte hinzu? Würden positive Aspekte des aktuellen Jobs auch in einem anderen wieder existieren? Welche Seite auf der Pro- und Contraliste ist länger?

Wenn du all das - für dich, musst du ja nicht hier öffentlich machen, insbesondere Schritt 1 - durchgegangen bist und dann am Ende dabei landest, dass ein erneuter Jobwechsel der beste und sinnvollste Weg ist, dann geh diesen Weg. Wenn du hingegen feststellst, dass ein Jobwechsel keineswegs die Garantie ist, dass es woanders besser laufen würde, dann gib dir, dem Job und den Kolleg*innen eine zweite und auch dritte Chance sowie Zeit zum Aneinander-Gewöhnen!

Das Ende der Probezeit ist der erste Moment, wo du dann noch mal zurückschauen und reflektieren kannst. Aber selbst da würde ich noch nicht unbedingt die Segel streichen, sondern überlegen, der Sache doch zumindest mal das erste volle Jahr zu geben. Das ist meist die Zeit, die man braucht, um wirklich alle Abläufe kennengelernt zu haben, Routine zu entwickeln, sich richtig einzuleben - und somit eine fundierte Entscheidung treffen zu können.


Sunlight74 
Beitragsersteller
 02.10.2024, 22:37

Ach, es ist einfach schwierig. Habe mittlerweile schon manchmal Panik und Bauchweh vor der Arbeit, weine viel.

Es ist eigentlich so, dass ich mir das Wissen relativ schnell und problemlos aneignen konnte, dafür einige Komplimente bekam. Dann fing dieses kontrollierende Verhalten an. Diese eine Sache, die ich wissen wollte, hatte man mir vorher nur 1x gesagt und da war es schon einige Monate her. Und die abfälligen Bemerkungen bilde ich mir nicht ein. Hab dafür schon einen 6. Sinn, weil ich am vorherigen Arbeitsplatz gemobbt wurde.

Aber andauernd wechseln ist einfach nur sche!ße :(

HappyMe1984  02.10.2024, 22:45
@Sunlight74

Gerade die vorherige Mobbingerfahrung solltest du nicht als "sechsten Sinn", sondern eher als Grund für potentielle Trigger betrachten! Also, dadurch, dass du diese Erfahrung gemacht hast, kann es jetzt umso eher dazu kommen, dass bestimmte Äußerungen, Bewegungen, Blicke oder Stimmlagen genau diese negative Erfahrung triggern, ohne dass das in diesem Moment unbedingt wirklich wieder genau das gleiche sein muss. Du bist da sensibilisiert - aber eben auch im Sinne von Überreaktionen und dadurch Fehleinschätzungen der Situation!

Übrigens spreche ich da mehr oder weniger aus eigener Erfahrung. Hab im vorherigen Job unter einem Chef gelitten, der so ziemlich alle Merkmale einer narzisstischen Persönlichkeit(sstörung) aufwies. Drei Jahre insgesamt - und erst in den letzten Monaten habe ich das realisiert, als er mich schon ziemlich kaputt gespielt hatte (zwei Beinahe-BurnOuts in der Zeit, ziemlich angeknackstes Selbstwertgefühl, totale Verunsicherung - das komplette Programm eben...).

In meinem jetzigen Job gab es dann so ein paar Momente, wo meine neue Chefin etwas gesagt oder getan hat, was bei mir extrem heftige, teils auch körperliche, Reaktionen ausgelöst hat. Konnte ich anfangs kaum einordnen, hatte sofort Panik, war schon halb im Fluchtmodus. Aber als ich das dann mal mit etwas Abstand in Ruhe reflektiert habe, wurde mir eben bewusst, dass ich da einfach nur getriggert war. Dass sie es keineswegs so wie mein früherer Chef meinte, dass sie absolut nicht wie er ist, dass es nicht "Schon wieder diese Situation!" war, sondern eben einfach nur so ein mieser, fieser Trigger...

Inzwischen bin ich in diesem Job 2,5 Jahre. Mittlerweile sitze ich dort sehr fest im Sattel, hab meinen Kram im Griff, komme mit meiner Chefin wunderbar zurecht. Triggersituationen gibt's immer noch, aber mittlerweile kann ich die viel schneller und besser als solche einordnen. Und auch, wenn dieser Job sicherlich ebenso seine Häkchen und Fehlerchen hat - mir sind inzwischen die positiven Aspekte auch so klar, dass ich keineswegs leichtfertig wechseln würde, denn diese positiven Aspekte würde ich so woanders wahrscheinlich nicht vollständig wiederfinden!

HappyMe1984  02.10.2024, 22:50
@Sunlight74

Ach ja, und unter diesem Aspekt noch ein Tipp: es war sehr hilfreich für unsere Zusammenarbeit und für mich im Umgang mit den Triggern, dass ich mit meiner Chefin mal offen über die Situation im vorherigen Job gesprochen habe! Danach konnte sie auch viel besser so manche "merkwürdige" Reaktion von mir einordnen, wusste, dass ich nicht gerade sinnlos auf Abwehr gehe oder mich von berechtigter, sachlicher Kritik übertrieben aus der Bahn werfen lasse, sondern dass da eben eine Vorgeschichte drin ist, durch die ich manchmal einfach erst einen Moment brauche, um mich innerlich wieder zu sortieren. Vielleicht wäre das ja auch ein Ansatz für dich, der offene, ehrliche Umgang mit dem Päckchen, was du mitbringst, um es den anderen zu erleichtern, dich und deine Reaktionen besser einordnen zu können :)?

Sunlight74 
Beitragsersteller
 02.10.2024, 22:57
@HappyMe1984

Ich bezeichne es trotzdem als 6. Sinn. Wenn man sowas durch hat, dann besitzt man einfach ein größeres Gespür für Schikane und Giftspritzen. Ich glaube, es kommt auch nicht von irgendwo her, dass einige meiner Vorgängerinnen schon während der Probezeit gegangen sind (über die man ordentlich abgelästert hatte). Trotzdem nervt es mich...weil es ein Bereich ist, in dem ich unbedingt arbeiten wollte und das Gehalt überdurchschnittlich ist.

Das Blöde ist halt, dass es so ein typischer klischeehafter Hühnerhaufen ist: Stutenbissigkeit, Geläster, Konkurrenzkampf, Schikane..:/

Aber trotzdem danke für den Input...

ich würde bleiben. Und mir eine Strategie ausdenken.

Nein,

um zu gehen, wäre das kein Grund für mich!

Ganz im Gegenteil!

Ich würde damit beginnen und meinen Kollegen bei jedem ihrer übergriffigen und beleidigenden Verhalten den Spiegel vorhalten und sie fragen, wie sie dazu kommen, mich so schlecht zu behandeln und würde sie bloßstellen!

Denn ich würde mir diese schlechte und ungerechte Behandlung nicht gefallen lassen! Und genau d a s würde ich auch den Kollegen in der jeweiligen Situation sagen und würde ihnen dann sagen, was ich als Auszubildender von ihnen erwarte und würde sie darauf hinweisen, dass sie ihr Verhalten überdenken und in sich gehen und sich eines Besseren belehren sollen, um beim nächsten Mal menschlich und gerecht zu reagieren!

Und genau d a s solltest Du bei Deinen Kollegen auch sagen! Und nicht das arme, hilflose Opfer spielen, das Deine Kollegen durch sein unterwürfiges Verhalten geradezu einlädt, auf ihm herumzutrampeln und es niederzumachen!

D a s solltest Du Dir mal überlegen! Dich zu wehren und Dich Deinen Kollegen als selbstbewusster Mensch zu präsentieren, damit sie kapieren: Mit Dir können Sie so mies nicht mehr umgehen! Da müssen Sie sich schon jemand anderen suchen!

Daher: Komm aus Deiner Opferrolle raus und trete Deinen Kollegen selbstbewusst, energisch und resolut entgegen und befreie Dich selbst aus diesem Joch, an dem Du selbst, weil Du Dich immer so klein machst und Dir alles gefallen lässt, einen entscheidenden Anteil hast!

Ich hoffe, ich habe mich klar genug ausgedrückt, um Dich dazu zu veranlassen, endlich die nötige Veränderung in Deinem Auftreten und Verhalten anzugehen! Denn so kann es mit Dir ja wirklich nicht weitergehen! Befreie Dich aus Deiner Opferrolle!

Das ist d a s, was ich Dir dringend raten kann!

Am besten Du fängst gleich morgen damit an! Was denkst Du, wie Deine Kollegen über Dich staunen werden! Und wenn sie sich erlauben, Dir blöd zu kommen, dann gibst Du nochmals eins drauf, aber Du lässt Dir von diesen miesen Typen nichts mehr gefallen! Und lässt Dich nicht mehr unterdrücken und unterbuttern!

Also dann: Alles Gute! Und gutes Gelingen! Es kann nur besser werden!

Mit lieben Grüßen und guten Wünschen!

Regilindis

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich mag Menschen!