Ist das pures Desinteresse?
Hallo liebe Community,
ich habe Epilepsie, die sich u.a. in Anfällen im Schlaf mit Bissen in die Zunge und Lippe äußert.
Vor ein paar Tagen habe ich mir mal wieder in der Nacht mit voller Wucht in die Zunge gebissen und der Rand zeigt nicht nur deutliche Bissspuren, sondern hängt auch ein bisschen in Fetzen.
Ich war so schockiert darüber, dass ich die Verletzung gestern einer Freundin gezeigt habe, weil wir Pizza bestellt haben und ich nur beschwerlich essen konnte. Sie weiß von meiner Epilepsie-Diagnose (wir hatten sehr viele Jahre keinen Kontakt). Ihre Antwort war lediglich: "Oh, da musst du aber aufpassen". Ich war echt irritiert und auch sehr enttäuscht!
Würdet ihr es auch so empfinden, dass das an Desinteresse und Gleichgültigkeit nicht zu überbieten ist?
Viele Grüße,
Novatova
2 Antworten
Ja, das ist wirklich nicht gerade sehr einfühlsam, ganz besonders dann, wenn es auch noch von sehr nahestehenden Personen, wie von Freunden, kommt. Ein Leben mit Epilepsie ist wirklich alles andere als ein Leben, wo man einfach ein "aufpassen muss". Oft sagen so etwas Menschen, die selbst nie mit dem Thema der Krankheit in Berührung gekommen sind und deshalb leider nicht verstehen können, wie riesig der Leidensdruck dabei ist.
Ich hatte selbst über mehrere Jahre hinweg als Kleinkind Epilepsie, war sehr schwer krank, musste ganz, ganz viele Tabletten schlucken, war davon immer sehr fertig und konnte viel weniger machen als alle anderen Kinder in meinem Alter, da ich auch zudem sehr viek Schlaf aufholen musste und unzählige Male im Krankenhaus lag. Also ja, es ist wirklich absolut ungerechtfertigt so etwas zu einem Epileptiker zu sagen und alles andere als einfühlsam.
Obwohl bei mir die Epilepsie schon viel länger zurückliegt und ich das Meiste von der Zeit eher von meinen Eltern weiß als dass es meine eigenen Erinnerungen wären, hast du mein tiefstes Mitgefühl💖. Du musst das nicht alleine stehen, ganz sicher hast du Menschen, die dir beistehen, so wie zum Beispiel mich❤.
Uff, ja, die Antwort ist nicht besonders empathisch. Aber Desinteresse würde ich da nicht automatisch reininterpretieren.
Möglich wäre zB auch, dass sie etwas überrumpelt war davon, dass du ihr die Verletzung gezeigt hast und sie einfach auf die Schnelle nicht wusste, wie sie darauf reagieren soll. Vielleicht war sie auch selber so geschockt, dass ihr nichts anderes eingefallen ist.
Ich finde es auch manchmal schwierig, die "richtige" Reaktion zu zeigen. Gerade wenn der Gegenüber eine chronische Krankheit hat, will man da ja einerseits Mitgefühl zeigen, aber andererseits auch nicht das Gefühl geben, als wäre es was Abnormales. Es ist manchmal schwierig vorherzusehen, was demjenigen dann am besten helfen würde: eine gelassene Reaktion, um zu beruhigen oder Schock/Mitleid zeigen, um Verständnis zu zeigen.
Rede mit deiner Freundin drüber und sag ihr, warum dich ihre Reaktion irritiert hat. Und gib ihr die Chance, zu erklären, warum sie so reagiert hat.