Ist auch Faust ein Nihilist?
Hallo, Frage steht eigentlich schon oben. Dass Mephisto ein Nihilist ist, verstehe ich. Aber wie siehts mIt Faust aus? Er lebt ohne glauben an traditionelle Werte, ohne Lebensfreude und ohne soziale Kontakte, bedeutet das nicht, dass auch er ein Nihilist ist?
5 Antworten
Faust ist kein Nihilist. Ihn treibt ja ein unstillbarer Drang nach Erkenntnis. Er will mehr als Wissenschaft und sucht nach anderen Formen der Begegnung mit der Welt, gerade weil er das Leben liebt.
Vor seinem Selbstmord rettet ihn der Klang der Osterglocken, die ihn an die Auferstehung Christi erinnern. Ein Nihilist hätte das Gift genommen.
Spott über Werte oder das zynische Spiel mit Menschen, mit der Liebe etc. sind ihm zuwider, so z. B. das böse Spiel Mephistos mit dem naiven Gretchen.
Faust ist nicht Nihilist, sondern Atheist, in der milderen Form des Agnostikers: s. Faust II, 5. Akt, Monolog Verse 11415 - 11444ff: "Ich bin nur durch die Welt gerannt! Ein jed Gelüst ergriff ich bei den Haaren.... Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt; Tor, wer dorthin die Augen blinzelnd richtet, sich über Wolken seinesgleichen dichtet! Er stehe fest und sehe hier sich um: Dem Tüchtigen ist diese Welt nicht stumm! Was braucht er in die Ewigkeit zu schweifen? Was er erkennt, lässt sich ergreifen. Er wandle so den Erdentag entlang; wenn Geister spuken, geh er seinen Gang..."
Faust ist überhaupt kein Nihilist. Im Gegensatz zu Mephistopheles, "der Geist, der stets verneint, denn Alles, was entsteht, ist wert, dass es zu Grunde geht" ist Faust auf der Suche nach "was die Welt im Innersten zusammenhält". Damit glaubt er an ein ordnendes Prinzip, und sei es die Logik.
Als Goethes Gegenentwurf zum mittelalterlichen Gelehrten muss er die tratitionellen Wege, dargestellt durch Famulus Wagner verachten. Aber er macht ihn nicht fertig, wie Mephistopheles, er ist einfach nur genervt.
Soziale Kontakte sucht er, z.B. bei Gretchen. Außerdem habe ich das Gefühl gehabt, dass er Mephistopheles Gesellschaft, Ansichten und Witz genossen hat. Dass er keine Lebensfreude hat war mir nie aufgefallen (kann mich aber auch nicht an große Gefühle erinnern).
Der Gegenentwurf zu Faust ist Nietzsches Zarathustra.
Mephisto Nihilist ?
Kann ich kaum glauben ! Oder wie würdest du diese Behauptung begründen ?
hätte ich aber auch gesagt, nihilistischer als Mephistos Vorstellung geht doch nicht:
"Ich bin der Geist, der stets verneint
und das mit Recht.
Denn Alles, was entsteht, ist wert, dass es zu Grunde geht.
Drum besser wäre, nichts entstünde, so ist denn Alles,
was Ihr Sünde, Zerstörung kurz: das Böse nennt
mein eigentliches Element."
Jemand, der mit Eifer und mit Bosheit alles zerstören will (was andere aufgebaut haben) ist nach meiner Auffassung kein Nihilist, sondern ein Vernichter, meinetwegen "Negativist".
stimmt, da hast Du recht. Ich hätte das Zitat zweieinhalb Zeilen früher enden lassen sollen^^
hab das Buch gerade nicht griffbereit, aber er sagt, dass er "stets verneint". Das ist wohl ein typisch nihilistischer Satz.