Warum kann Mephisto seine Wette gegen Gott nicht gewinnen (Faust I)?

3 Antworten

Mephisto setzt darauf, dass durch die Befriedigung des Trieblebens Fausts Streben insgesamt zur Ruhe kommt. Faust aber hat zwei Seelen in seiner Brust. Der Abgesandter der Hölle begreift nicht, dass mit diesem Weg Faust Sehnen nach göttlicher Idealität keineswegs gestillt werden kann. Im Gegenteil, es ist zu erwarten, dass die Einseitige Festlegung rasch zum Überdruss, zu einer Sättigung der einen Seite führen wird. Die Befriedigung der einen Seele dürfte aber bewirken, dass der andere Drang in Faust erstarkt. Angesichts dieser grundlegenden Fehleinschätzung ist es beinahe unmöglich, dass Mephisto mit seiner Taktik Erfolg hat und die Wette für sich entscheiden kann.

Das steht dazu in meiner Lektürehilfe. Wichtig ist aber auch ein anderer Aspekt in der Wette und zwar dass Mephisto Fäuste Ruhe verspricht und dass seine Wissbegierde gestillt wird. Der Teufel jedoch hat die Aufgabe den Menschen anzutreiben und nicht zu beruhigen. Deswegen ist es für Mephisto eigentlich aussichtslos.

Woher ich das weiß:Recherche

Ganz einfach: weil es diese Wette gar nicht gibt. Lies doch den Text genau: Mephisto bietet die Wette an, der Herr antwortet ausweichend, was Mephisto gar nicht so wahrnimmt.

Warum der Herr auf eine solche Wette nicht eingehen kann, liegt auf der Hand: als Herr der Schöpfung müsste er sie gewinnen, er weiss das und findet das mit guten Gründen unfair...

Noch genauer:

Diese Unmöglichkeit formuliert Mephisto selbst, ohne zu ahnen, was er da sagt:

"Was wettet Ihr?

(...)

Wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt..."

Erlaubnis und Wette sind zwei unversöhnliche Kategorien, da Erlaubnis eine Hierarchie postuliert.

Der Herr fährt denn auch nach dieser Logik fort ("sei's dir nicht verboten") und übergeht das Wette-Angebot aus den genannten Gründen souverän.