Inwiefern kann Heinrich Kramer als typischer Vertreter der Aufklärung angesehen werden?
Hallo,
die Frage bezieht sich auf das Buch Corpus Delicti von Julia Zeh.
Danke!
1 Antwort
Da gab’s im 15. Jh. einen historischen Heinrich Kramer, ein Inquisitor, der bekannt wurde als Heinrich Institoris, der Verfasser des „Hexenhammers“, den der Theologe verfasste, nachdem er als Inquisitor in einem Tiroler Hexenprozess gescheitert war. In seinem „Hexenhammer“ fasst er dann alle existierenden Vorurteile zusammen und begründet sie mit scheinbar logischer wissenschaftlicher und aufklärerischer Argumentation, denn nur klare Regeln in einem Corpus Delicti machen doch die systematische Verfolgung und Vernichtung der „Hexen.“ möglich.
Gleichermaßen funktioniert mehr als ein halbes Jahrtausend später die Gestalt des Heinrich Kramer in Julia Zehs dystopischem Roman „Corpus Delicti“, wo dieser Kramer nun als Vorzeigeintellektueller als Chefideologe der Gesundheitsdiktatur METHODE fungiert. Er tritt als gepflegter und gebildeter, rational denkender Herr auf, der jedem, der es will oder nicht, die METHODE wohlwollend erklärt und näherbringt. Er verkörpert so die Staatsraison und misst sich an seiner Gegenspielerin. In all den Auseinandersetzungen mit ihr übt er seine, wie er wohl meint, aufklärerische Überzeugungskraft, wie dies die Vertreter der Aufklärung getan hatten.