Ich habe in kurzer Zeit ca 8 Kilo abgenommen (40 Tage) ohne viel Sport und jetzt ins Gym?

1 Antwort

Erst mal Glückwunsch zum ersten Erfolg.

Da das Ganze allerdings recht schnell ging, du aber noch nicht so lange so krass unterwegs bist, ist jetzt auch Zeit, mal ein bisschen abzubremsen und etwas langsamer und richtiger an die Sache heranzugehen.

Die Sache ist halt die:

  • Nur mit einem Kaloriendefizit nimmst du ab. Ist das aber zu krass, geht der Körper in einen Notfallstoffwechsel und geht neben den Fettreserven auch mehr und mehr an die Muskulatur (als böse Verbraucher, die reduziert werden und als verwertbare Energiequelle, um die wertvollen Fettreserven zu schützen, falls die Hungersnot - so interpretieren unsere Hormone die Diät - länger anhält). Muskeln verlierst du bei Nichtbenutzung sowieso, aber in einer Diät halt noch mehr. Abmildern kann man die Nebenwirkungen durch ein schwankendes Kaloriendefizit, wo auch mal ein Tag drin ist, wo ein leichter Überschuss erlaubt ist (Cheatday - der heißt nicht "fressen, was das Zeugs hält", sondern leichter Überschuss), so werden deine Hormone verwirrt und können sich nicht auf das Defizit einpendeln.
  • Machst du zusätzlich NUR Ausdauersport, ist das zwar gesund für das Herz-Kreislauf-System, aber Ausdauersport schützt die Muskeln nicht und erhöht sogar noch den Muskelabbau während einer Diät im Kaloriendefizit.
  • Machst du zusätzlich NUR Kraftsport, ist das für die Diät sogar besser, weil du deine Muskeln erhältst, bei intensivem Training sogar aufbaust. Der Aufbau ist bei größerem Körperfettanteil in der Körperrekomposition möglich (nicht ganz so effektiv wie in einer Massephase, aber immer noch sehr gut), dabei musst du natürlich berücksichtigen, dass Muskeln auch was wiegen (sie sind dichter als Fett, sprich wiegen aufs gleiche Volumen mehr als Fett), du wirst zwar immer noch abnehmen (weil du immer noch weniger Muskelgewicht aufbaust, als du Fettgewicht verlierst) aber die Waage wird als Instrument etwas zweitrangiger, verglichen zum Bauchumfang. Kurzzeitig kann es auch Spikes geben, wo du zunimmst, das liegt aber auch an Wassereinlagerungen in den Muskeln durch die starke regionale Durchblutung beim Training. Insgesamt musst du aber die Mentalität haben "Wenn das Gewicht runter geht, ist das gut, wenn nicht, aber die Bundweite der Hose schrumpft immer weiter, kann dir das Gewicht auch egal sein". Größter Vorteil: Kraftsport strafft das Gewebe, sodass nach dem Abnehmen die Haut nicht so hängt (und bei langsamerem Abnehmen hat die Haut auch mehr Zeit zum Nachstraffen). Was du vernachlässigst, ist das Herz-Kreislauf-System.
  • Machst du eine Kombi aus Kraft und Ausdauer, schlägt der "Ausdauer in Diät vernichtet Muskeln" Aspekt nicht mehr zu Buche, weil du ja Kraft zum Muskelerhalt/Aufbau machst, aber du treibst den Stoffwechsel maximal hoch und verbrennst sehr effektiv und tust beiden gesundheitlichen Aspekten, Herz und Muskulatur, beidermaßen was gutes.

Musst du dafür ins Gym? Nö. Wenn es dir Spaß macht und das Geld wert ist, geh hin. Wenn es am Spaß oder am Geld scheitert, gibt es auch andere gute Methoden. Ausdauer machst du am Besten eh an der frischen Luft (Alltagswege mit dem Fahrrad reicht schon fast, evtl. mit kleiner Extra-Runde und ein paar Sprints auf dem Heimweg, ansonsten auch z.B. joggen oder wenn dir das zu langweilig ist ein paar Parkour/Freerunning-Elemente einbinden), und mit einem Einmal-Invest von ca. 40 Euro für ein paar Turnringe kannst du zuhause im Calisthenics (Schwerpunkt Ringtraining) nicht nur Muskelverbunde sondern auch Isolationsübungen gut durchführen. Die Muskeln wachsen nicht ganz so stark, wie in den Kraftmaschinen, lernen aber mehr Koordination untereinander und du wirst effektiv viel stärker.

Ein Gym in Schlagdistanz kann aber auch die Routine erleichtern. Die Hemmschwelle von "der Weg ist zu weit" ist bei einem kurzen Weg nicht so groß, die Hemmschwelle "Das Sofa ist dein größter Feind" wie beim Training zuhause aber auch nicht. Außerdem, egal, ob du Bodybuilder-Style (immer nur Maschinen und maximale Isolation für dickste Muskeln), Lifter-Style (etwas weniger Muckis aber stärker mit Freihanteln) oder Calisthenics (noch was weniger aber superschön definierte Muskeln und maximale Körperbeherrschung) trainieren willst, erst mal mit Maschinen anzufangen, um durch die vorgegebene Führung der Maschinen zu spüren, wie sich Bewegungen anfühlen müssen, ist nie verkehrt als Anfänger.