Ich habe heute einen toten gesehn und bekomm das nicht aus dem Kopf
Heute morgen um 8 Uhr bin ich mit ein Paar Freunden losgefahren um ins Bilantes zu gehen. Auf dem Weg nach Leipzig (von Berlin aus) fuhren wir auf der A10 wo ein kleiner Stau entstand...
Etwas später stellte sich die Ursache raus. Ein Unfall. Es stand ein Polizeiwagen da und ma hat Teile auf der Strecke liegen sehen. Dann sahen wir IHN...Eine Person mit einer silbernen Decke (denk mal diese kältedecken) abgedeckt...wir haben von weiten noch gesehn, das ein Fuß rausguckt und dachten er liegt dort weil er verletzt ist.
Als wir direkt dran vorbeigefahren sind sahen wir, dass der man Komplett zugedeckt war (bzw. man hat noch arme und Beine verdreht liegen sehen)
Dort war uns dann klar das er tot ist.
Wir alle fanden das schon etwas krass. Nur ich komm darüber irgendwie nicht hinweg. Ich bin 20 Jahre und weiß dass man nichts hätte tun können und das tot. tot ist. Ich habe nun auch über den Unfall gelesen. Der Mann ist zu Fuß (?!?) über die Autobahn und wurde von 2 Autos erfasst.
Irgendwie mach ich mir trotzfdem noch total den Kopf...15min früher und wir hätten alles live gesehn. Ich hatte dann so ein gefühl von wegen, vor 30 min hat der Mann noch gelebt und jetzt liegt er hier..
Mittlerweile ist es Abends und ich muss immernoch an den Mann denken. Das irgendwo eine Familie ist die jetzt trauert...
Ich hatte das noch nie so krass, man hört ja viel von Unfällen und fährt auch mal an welchen vorbei nur diesmal denk ich echt viel darüber nach? Ist es evtl. weil man die Leiche ja direkt gesehen hat?
Gibt es eine mMöglichkeit das irgendwie abzustellen? Meint ihr man muss nur drüber schlafen damit man nicht mehr so daran denkt?
44 Antworten
Hallo, du weißt jetzt das erste Mal aus eigener Erfahrung, dass es den Tod gibt! Er ist keine Theorie, es trifft nicht immer nur die anderen. Eines Tages musste es ja mal passieren. Das Erlebnis wirst du nur mit der Zeit vergessen können, oder nur verdrängen. Aber je älter du wirst, desto näher kommen die Einschläge...Eigentlich gehört der Tod zum Leben dazu, auch wenn wir das gerne verdrängen. Aber deinen Eltern geht es nicht anders, sie möchten auch nicht die Leichen ihrer Kinder sehen! Vielleicht hilft es dir ja, dich mit Nahtoderlebnissen zu beschäftigen?
Mir fiel hinterher noch ein, dass ich auch mal so ein Erlebnis wie du hatte, ich saß aber in einem Bus. Da kann einem schon mal schlecht werden, da man an die eigene Sterblichkeit erinnert wird...
Falls das noch aktuell ist.... Ich habe selbst mit 57 Jahren noch die Bilder vor Augen, die ich bei einem schweren Unfall anno 1963 in München in der Richard-Strauss-Str- sehen musste. Die kommen immer mal wieder, ich habe auch drüber ab u. zu mit jemand gesprochen. Und auch schon öfters Tote gesehen seit dem.
Wichtig ist, mit jemand drüber zu sprechen, dem man vertraut, UND wenn die Gedanken und Gefühle wieder kommen, sie zu sehen und dann sich wieder mit was anderem zu beschäftigen. Die Erinnerung wird Dir für immer bleiben, aber die Erschütterung wird im Laufe der Zeit abnehmen.
Alles Gute - Helmut
Ich denke, dass Du eben das erste Mal mit dem Tod konfrontiert wurdest und Dir klar geworden ist, wie schnell das gehen kann... Ja, auch bei Dir oder Freunden. Natürlich machst Du Dir jetzt erst einmal so Deine Gedanken. Völlig normal. Und abstellen kann man das nicht, wäre ja auch letztlich nicht sinnvoll, denn der Tod blüht ja nun mal irgendwann jedem von uns. Allerdings: der Tote selbst, dem dürfte das alles jetzt ziemlich egal sein. Schlimm ist so etwas nur für die Hinterbliebenen.
Erschreckenderweise gewöhnt man sich ziemlich schnell an Tote wenn man genug davon gesehen hat. Bei den ersten 2-3 hatte ich auch Probleme. Aber nach dem 5ten geht es dann. Und ab dem 10ten habe ich ehrlichgesagt schon aufgehört zu zählen. Muss aber dazu sagen das ich da noch nichtmals 10 Jahre alt war. Also war ich wohl etwas anpassungsfähiger.
Jedenfalls solltest Du dankbar sein, das er schon zugedeckt war. Mach Dir einfach bewusst, das Du daraus lernen solltest, was man nicht tun sollte. Dann hat sein Tod einen Sinn und Du kommst damit leichter klar. Glaub mir, es funktioniert.
Dieses Erlebnis sollte dich immer dran erinnern, wie kurz und kostbar das Leben ist. Es kann von einer Minute zur anderen vorbei sein - also niemals Zeit verschwenden und versuchen, nicht immer es anderen recht zu machen.
Der Tod gehört zum Leben wie die Geburt.