Ich habe eine Frage zu trans?
Früher war es ja so, daß wegen der richtigen/eindeutigen Identität die Operation das wichtigste war, soweit ich weiß. Heute kann jeder alles mögliche dazwischen sein.
Ich frage deshalb, weil ich letzte Woche eine Doku dazu gesehen habe. Da war u.a. ein Transmann, der sich höchstwahrscheinlich gar nicht operieren lassen will. Er sagte, wozu er denn einen Penis brauche. Da war ich überrascht, weil ich geglaubt habe, daß alle Transleute die finale OP wollen.
Wann hat es sich in diese Richtung entwickelt, daß quasi alles, jede Mischung nenne ich es mal, möglich ist? Gab es da bekannte Vorreiter?
5 Antworten
Das ist ein Trugschluss. Nicht jede trans* Person möchte geschlechtsangleichende Operationen.
Diese Operationen sind risikoreich und zudem teuer, das heißt, nicht jeder will sie durchführen lassen und nicht jeder hat das Geld dazu. Meistens werden sie auch nichts von einer Krankenkasse übernommen, nur mit entsprechendem Gutachten, was ebenfalls ein schwerer und länger Weg ist.
Übrigens: es gibt nicht "die eine" finale Operation. Es sind mehrere Operationen und trans* Menschen müssen ihr Leben lang Hormone zu sich nehmen, das sind auch Kosten, die auf einen zukommen.
Und trans ist auch nicht gleich trans. Es gibt transgender, MTF (male to female) und FTM (female to Male); man spricht auch von binären trans Menschen. Das sind diejenigen, die meistens, aber auch nicht immer, Hormone nehmen und angleichende Operationen bekommen.
Was du als "Mischung" bezeichnest, sind Menschen, die per Definition im trans* Spektrum sind. Das trans* Spektrum umfasst sogenannte Geschlechtsidentitäten, die außerhalb der binären Geschlechter (männlich/weiblich) sind. Wenn man sich nicht mit seinem biologischem Geschlecht identifizieren kann, ist man automatisch im trans* Spektrum.
Und ja, auch das hat es schon immer gegeben. Es kommt einem heute nur "mehr" vor, weil man offener damit umgehen kann.
Ich kann dir nicht sagen, wie es früher mal war und wie/warum sich etwas verändert hat.
Ich kann dir nur sagen, dass es sehr viele Transpersonen gibt, die sich nicht oder nur teilweise operieren lassen wollen (Es gibt nicht DIE eine Operation...). Gerade bei Transmännern lassen sich meiner Erfahrung nach die meisten nur die Brüste entfernen und vllt die Gebärmutter.
Ich persönlich gehöre zu den trans Männern, die sich überhaupt nicht unters Messer legen. Ich habe aber auch das Glück, dass ich keine Brustentfernung brauche, da mir nichts viel gewachsen ist.
Für mich persönlich ist es so, dass es mir am wichtigsten ist, dass ich als Mann leben kann. Dass Menschen in mir den erkennen können, der ich auch wirklich bin. Dass ich die Möglichkeit habe, meinem Umfeld, zb Arbeitskollegen gegenüber zu verschweigen, dass ich trans bin. Geht sie schließlich nichts an, was ich zwischen den Beinen habe.
Diese Freiheit hat mir Testosteron gegeben.
Ich sehe mich nicht als etwas "dazwischen" an. Mir sind die Risiken der Operationen einfach zu groß. Solche Operationen sollte man meiner Meinung nach auch nur machen lassen, wenn man sie wirklich braucht. Braucht um halbwegs mit sich selbst zurecht kommen zu können. Das sind schließlich keine Schönheitsoperationen, sondern dafür da, enormen Leidensdruck zu lindern.
Und diesen Leidensdruck habe ich nicht mehr, seit ich ich selbst sein kann. Ich weiß, wer ich bin. ich sehe einen Mann, wenn ich nackt in den Spiegel schaue. Das reicht mir. Klar, wenn mir eine gute Fee einen Wunsch erfüllen würde, dann wäre ich gerne ab sofort biologisch Männlich. Aber das geht ja nicht. Ich habe Frieden damit geschlossen, wie es ist.
Abschließende Worte: Ich denke dass je offener und akzeptierender die Gesellschaft gegenüber Transpersonen wird, auch das Bedürfnis nach Geschlechtsangleichenden Operationen weniger wird. Denn je weniger man angefeindet, beschimpft und verleugnet wird, desto erreichbarer ist es, das falsche Geschlecht des eigenen Körpers zu akzeptieren.
Man kann schon hinterfragen welchen Nutzen es für die Gesellschaft hat, dass wir so extrem zwischen Männern und Frauen unterscheiden. Ich sehe da keinen...
letztendlich spielt es ja nur biologisch eine Rolle, also wenn es um Fortpflanzung und Medizin geht. Aber das sind ja Dinge, die die Öffentlichkeit gar nichts angeht. Schon gar nicht im Bereich Gesundheit.
Ich weiß gerade keinen konkreten Vorreiter, aber da gab es einige. Das Victiorian Age ist in dieser Hinsicht sehr interessant.
Das Problem liegt darin, dass die Menschen bis vor Kurzem sehr konkrete Vorstellungen davon hatten, wie sich biologisch männliche oder weibliche Menschen zu verhalten haben. Die Begriffe "Mann" und "Frau" sind in den letzten Jahrhunderten ziemlich "konkretisiert" worden und haben mit dem realen Menschen nichts mehr zu tun.
In anderen Kulturkreisen, mitunter bei einigen Indianerstämmen gibt es seit Urzeiten mehrere Begriffe, um so etwas, wie ein geistiges Geschlecht festzumachen.
Das hier scheint interessant zu sein:
Vielen Dank. Sehr interessant, daß es das schon so lange gibt.
Lebte in der Jugend WG und hatte sehr tolle offene Erzieher und je mehr ich zu der Entwickling unserer Gesellschaft, Religion und div. Machtverhältnisse lese, desto gruseliger finde ich, was aus unserer Kultur mit den Jahren geworden ist. Von der Antike ins Mittelalter! Was ist da passiert? Das wirkt wie ein Systemabsturz mit sehr niedrigschwelligem Neustart.
Dazu kommt noch die Politik, die sich gerade erstaunlicherweise in abgeschwächter Form weltweit wiederholt, und der Klimawandel. Ich hatte tatsächlich eine Zeit, wo ich undefinierbare Zukunftsängste hatte.
Jeder macht es einfach so wie er/sie sich wohl fühlt. Manche kommen mit ihrem Körper besser klar und wollen desswegen auch keine op machen oder nicht alle. Es gibt bei Transmännerm zum Beispiel auch den Klitorispenoid bei dieser op wird die Klitoris mobilisiert und da kann man dann auch entscheiden ob man dann den großen Aufbau noch machen lassen möchte oder danach aufhört, da ist jeder Mansch anders. Manche wollen vllt auch zuerst ein Kind bekommen und lassen sich danach erst operieren, manche lassen nur die Mastek machen und hören dann auf.
Eventuell hat sich das so entwickelt, weil mittlerweile besser aufgeklärt wird ich weiß aber nicht wie es früher mit den op‘s war, aber mittlerweile weiß man ja, dass die Operationen kein muss sind um ein Mann oder eine Frau zu sein.
damals war die Gender-Frage in der Gesellschaft sehr kontrovers. Wenn man irgendwas zwischen den eindeutigen Rollen von Mann oder Frau war, wurde man oft abgestempelt. Dadurch wurde ein Gefühl oder Wunsch von Gesamtheit der eigenen Sexualität erzeugt. Das Geschlecht spielte eine eindeutige Rolle und gehörte mit zur Identifikation.
heute gibt es eine klare Gruppierung (LGBTQ) und viel Spielraum zwischen einfach Hetero und Trans oder was auch immer. Die Diversität in der Geschlechtsidentität ist eben bunt und anerkannt. Das spiegelt auch die Flagge der LGBTQ wieder. Heutzutage ist es egal welches Geschlecht du hast, da es für jede Art der Sexualität eine Definition gibt.
In der Doku, die ich gesehen hatte, war eine Ärztin, die selber eine Transfrau ist, die diese Operationen macht. Sie sagte, sie fände es am besten, wenn die Begriffe Junge und Mädchen ganz abgeschafft würden und man Neugeborene nur noch als Kind bezeichnen würde. Einen Jungen z.B. als Kind mit Penis. Wie manche z.B. statt Vater und Mutter lieber Elternteile sagen.