Wie definieren Transpersonen ihr Geschlecht?

6 Antworten

Von Experte LunarEclipse bestätigt

Also für mich waren es immer zwei Dinge:

Ich wollte unbedingt mit weiblichen Pronomen und Namen angesprochen werden, und ich wollte unbedingt mich in meinem Körper nicht mehr Fremd fühlen.

Der Rest hat mit meiner Geschlechtsidentität wenig zu tun.

Ein weiblicher Körper, ein weiblicher Name, weibliche Pronomen. Mehr will ich dahingehend gar nicht.

Du hast Recht, Kleider kann man auch als Mann tragen. Kleider tragen zu wollen macht einen nicht zur Frau oder so. Genauso wie Spielen mit Puppen oder so. Kann ein Junge auch.

Auch meine Hobbies sind eher typisch männlich, wenn man sie unbedingt einordnen möchte. Ich liebe Computer, programmieren, Computerspiele und arbeite in einem männerdominierten Feld.

Na und? Sowas sagt doch nix darüber aus, wer ich bin.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Transfem

Mangomuesli 
Beitragsersteller
 15.05.2024, 14:05

Hey, erstmal danke, dass du deine Erfahrungen geteilt hast

Also geht es im Grunde einfach nur um dieses "sich nicht mehr im Körper fremd fühlen"- Gefühl?

Und für dich persönlich macht der Körper, die Pronomen und ein weiblicher Name deine weibliche Geschlechtsidentität aus, korrekt?

Lamanini  15.05.2024, 14:10
@Mangomuesli

Ja.

Ich trage auch oft genug Kleidung aus der Männerabteilung, da gibt es immer wieder schöne Hoodies. Ich trage auch nicht soooo oft Kleider oder so. Klischees funktionieren nicht so wirklich toll bei mir.

Es geht rein um Körper und Ansprache.

Also gleich mal vorweg, lustigerweise, nachdem ich mich als Trans geoutet habe (ftm) hab ich mich erst richtig wohl damit gefühlt auch meine feminine Seite mehr zu embracen….

all die Jahre davor war das so hart uncomfortable für mich… weil es für mich unangenehm war als frau gesehen zu werden oder als feminin und ich hab lange nicht verstanden warum und das obwohl ich eigentlich ein starkes Bedürfnis danach hatte diese Seite auszuleben

Ich kann halt zum Schluss nur für mich reden, nicht für andere aber es macht, egal welche Klamotten man trägt oder wie man sich gibt, schon einen Riesen Teil aus wie die Gesellschaft einen sieht und wahrnimmt

stell dir einfach mal vor (auch wenn es schwer ist) das es für dich plötzlich super uncomfortable ist das wenn du draußen unterwegs bist und andere, grade fremde, dich als Frau bezeichnen oder sehen…

stell dir vor du bist im Zug und da steht eine Frau mit Kind im Gang und wenn du an ihnen vorbei möchtest, nimmt die Frau ihr Kind zur Seite und sagt „lass mal die junge Frau vorbei“ und diese Aussage löst so ein extremes Unwohlsein in dir aus, macht dich so hart uncomfortable und ist fast schon … schmerzvoll?
Das Gefühl ist honestly hart zu beschreiben, aber es fühlt sich nicht richtig an.

Ich meine Jede Cis Frau, die gerne frau ist, würde sich beleidigt fühlen wenn plötzlich jemand sagt „lass mal den jungen Herren vorbei“ und anders herum ist es für jeden Cis Mann das gleiche, ansonsten wäre es in toxischen Männer Gruppen auch nicht üblich einander als Mädchen / Frau zu beleidigen… denn ein richtiger Mann möchte immerhin keine Frau sein… das ist ein Angriff für ihn…

In beiden Fällen sorgt es für die angesprochene Person für Zweifel an sich selber, sich selber in frage zu stellen, es sorgt für Unwohlsein

Und ja man muss häufig leider dann auch bestimmte Klischees erfüllen um dann in die Position zu passen in der man sich wohl fühlt damit andere es respektieren und es nicht hinterfragen


Mangomuesli 
Beitragsersteller
 15.05.2024, 14:41

Danke für deine Antwort!

Also spielt für dich die Wahrnehmung bzw. der Respekt der Gesellschaft und der dazugehörige Wohlfühlaspekt eine große Rolle? Also, dass die eigene Geschlechtsidentität anerkannt wird? … Kann ich verstehen, ich wäre auch nicht so happy, wenn mich jemand als Mann betitelt (sehe ich aus wie ein Mann? Wirke ich so? Bin ich komisch?… joa)

Herausgestellt und "Grund" für deine männliche Geschlechtsidentität war aber auch einfach dieses Fremdsein-Gefühl gegenüber des eigenen Körpers, ja?

LukaUndShiba  15.05.2024, 16:45
@Mangomuesli

Ja, es fühlt sich halt nicht richtig an… Es ist halt immer schwer zu beschreiben weil es nun mal was ist das jemand der Cis ist nicht nachempfinden kann

und ja natürlich spielt es eine große Rollen von außen richtig wahr genommen zu werden, es ist zum Schluss ja viel mehr als nur Kleidung

Frauen haben in der Regel zwei X-Chromosomen in ihren Zellen, Männer dagegen nur eines - und dafür zusätzlich ein Y-Chromosom.

Man wird als entsprechendes Geschlecht geboren, hat entsprechende Chromosome, lediglich Das Gefühl ein anderes Geschlecht zu sein, macht Menschen zu Transgendern.

Wenn Transpersonen Dinge bereits in ihrer Kindheit taten, welchw für Das Andere Geschlecht Typisch sind , so war zu dem Zeitpunkt zwar ein Zugehörigkeitsgefühl vorhanden, das war es dann auch auch schon.

hätte sie das nicht ganz theoretisch auch als Mann tragen können?

Ja.

Zum Beispiel als Crossdresser bzw Femboy, die sind für gewöhnlich nicht trans.

Auch eine Frau muss nicht trans sein, um einen Herrenanzug tragen zu können/dürfen. Das kann auch ein Tomboy.

Eine Änderung der Gender Expression (Geschlechterrolle bzw wie man sich darstellt), kann ohne Änderung der Geschlechtsidentität passieren.

gegen Geschlechterstereotype sein,

Geschlechterrollen sind nicht grundsätzlich böse. Zum Problem werden sie erst dann, wenn ein abweichendes Verhalten von der Gesellschaft zB diffamiert wird.

Teilweise geht es wirklich um diese Stereotype, das stimmt.

Der größte Teil ist meistens das Aussehen und die soziale Position, wie man behandelt und wahrgenommen wird. Viele trans* Personen wollen eben so wahrgenommen werden, wie das Geschlecht, dem sie sich zugehörig fühlen. Das ist keine taktische Strategie um besser behandelt zu werden oder Chancen zu bekommen, sondern ein tiefes verlangen das keine logische Begründung in dieser Richtung hat (Natürlich kann man das teils mit biologie begründen, ich meinte aber jetzt mit logischen Gründen die aktive strategische Entscheidung). Es fühlt sich einfach falsch an, wie das "biologischen Geschlecht" angesprochen oder behandelt zu werden. Das ist bei cis Personen ja meist genauso. Von der Gesellschaft als das richtige Geschlecht wahrgenommen zu werden heißt in vielen Fällen leider auch, Stereotypen entsprechen zu müssen, das ist aber nicht der größte Teil und in den meisten Fällen auch nicht der Wunsch von trans* Personen.

Naja das Gefühl ist ganz schwer zu beschreiben, ich weiß nicht wie ich dir das näher bringen soll. Ich hoffe meine Antwort hat dir zumindest ein bisschen geholfen.