"Ich bete für dich": Respektlos?
Schon öfter haben mir hier auf der Plattform, aber auch im realen Leben Menschen gesagt, dass sie für mich beten, damit ich Jesus Christus als Erlöser annehme, um mit ihnen ein ewiges Leben haben zu können. Ich als Atheist komme ja laut Christentum nicht in den Himmel zu Gott.
Versteht mich nicht falsch: Im Grunde ist das ja eine süße Geste, weil sie ihr ewiges Leben mit mir verbringen möchten. Und sie können ja auch im Stillen für mich beten, aber müssen sie mir das unbedingt mitteilen? Ich halte solche Aussagen direkt ins Gesicht nämlich schon für respektlos. Ich habe mich ja bewusst dazu entschieden, nicht zu glauben. Ich würde niemals zu einem gläubigen Christen gehen und zu ihm sagen, dass ich hoffe, dass er bald erkennen wird, dass der Glaube an Gott Zeitverschwendung ist. Das würde auch sofort als respektlos angesehen werden.
Findet ihr solche Aussagen auch respektlos Atheisten gegenüber?
74 Stimmen
38 Antworten
Findet ihr solche Aussagen auch respektlos Atheisten gegenüber?
Ich bin Christ und bete grundsätzlich für alle Menschen, mit denen ich Kontakt habe. Wenn ich es nicht machen würde, dann wäre es aus meiner Sicht lieblos.
Ich gebe dir allerdings recht. Man kann das auch im Stillen machen und muss das nicht an die große Glocke hängen. Wenn ich Atheist wäre, dann würde ich mich wahrscheinlich auch darüber ärgern, wenn mir ein Gläubiger sagen würde, dass er für mich betet. Das "Ich bete für dich" wird manchmal gesagt, wenn einem die Argumente in einer Diskussion über theologische Fragen ausgehen.
Ich als Atheist komme ja laut Christentum nicht in den Himmel zu Gott.
Diese Aussage ist theologisch zu hinterfragen und auch aus biblischer Sicht nicht zwingend zutreffend. Wir Christen haben nicht darüber zu richten, wer gerettet ist und wer nicht (insofern überhaupt jemand in die Hölle kommt). Ich habe damit überhaupt kein Problem, wenn Atheisten, die nach ihrem Gewissen leben, auch gerettet sind. Gott ist ein gerechter Richter und kennt die Umstände, die einen Menschen zum Atheisten gemacht haben.
Eine sehr schöne Antwort, danke. Ich finde es gut, wenn man sich trotz unterschiedlicher Überzeugungen mit Respekt begegnet.
Hebräer 11:6 Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen, denn wer Gottes Nähe sucht, muss glauben, dass er existiert und dass er alle, die ihn wirklich suchen, belohnen wird.
Für mich käme es darauf an, wer so etwas sagt.
Je nachdem passt es, wenn es offen ausgesprochen wird oder eben auch nicht.
Wird es ausgesprochen, dann kommt es auch noch auf die Tonalität an. Je nachdem kann es fast wie eine Drohung wirken.
Wird so etwas geschrieben, kommt es auch noch auf den Kontext der Mitteilung an.
Ja, ich kenne das auch.
Man sollte meinen, dass das "gut gemeint" ist. Allerdings geht es ja nicht um das Gebet als solches - unabhängig davon, ob es tatsächlich stattfindet oder nicht - sondern ausschließlich darum, dass ein Gläubiger mit missionarischer Attitüde es einem MITTEILT.
Die Botschaft, die dadurch transportiert wird, ist nicht "Ich hoffe das Beste für dich" oder "Ich hoffe, du änderst deine Meinung, bevor es für dich zu spät ist und du dafür bestraft wirst", sondern:
Ich halte dich für ein bedauernswertes, unwissendes, unwürdiges Geschöpf weit unter meinem Niveau und hiermit zeige ich dir meine Gnade und meinen aufgrund meines Glaubens überlegenen Charakter.
Und das ist nicht nur respektlos gegenüber jemandem, der seine atheistische Weltanschauung unmissverständlich klarmachte und begründete, sondern auch arrogant und kleingeistig.
Und wer es nötig hat, so demonstrativ "nobel" zu sein, lügt obendrein meistens und würde für einen Atheisten niemals beten.
sondern ausschließlich darum, dass ein Gläubiger mit missionarischer Attitüde es einem MITTEILT.
Richtig. Genau das ist das Problem. Sonst wären es nämlich nur langweilige, unwichtige Worte...
Dann ist jemand eben aus deiner Sicht unfreundlich zu dir - würde mich nicht abhalten. Und ja, aus meiner Sicht ist es gut zu wissen, dass jemand für dich betet.
Beispiel: eine Frau betet jeden Abend für ihren Mann - sie verfeinert ihre Gebete und eines Tages gibt es wirklich die gewünschte Reaktion. Der Mann kommt nach Hause und sagt, dass er nun bereit sei mit ihr zusammen zu beten. Kurz darauf begegnet der Mann Jesus Christus. - dies ist tatsächlich passiert und wäre nicht passiert, wenn die Frau nicht bekannt gegeben hätte, dass sie für ihren Mann betet
tja, auch beim Beten kann man sich verbessern - sie hatte Gott nie nach dem Gebet gedankt.
Spielt keine Rolle ... so oder so ist diese Geschichte erlogen und erfunden!
dies ist tatsächlich passiert und wäre nicht passiert, wenn die Frau nicht bekannt gegeben hätte, dass sie für ihren Mann betet
Wir wissen nicht, was passiert wäre, wenn die Dinge anders gelaufen wären, als sie eben gelaufen sind.
Im Übrigen gebe ich Frageritikum Recht, das klingt schon sehr nach einer der erfundenen Anekdoten, die für religiöse Missionare so typisch sind.
Na klar ist das respektlos.
1. (Ich gehe zunächst nur von der lexikalischen Bedeutung des Wortes aus: Respekt = jemandem Achtung entgegenbringen.)
Die andere Person hat religiöse Vorstellungen/Überzeugungen und auch Du hast welche.
Gleichzeitig unterliegt die andere Person einem dualistischen Weltbild von „richtig“ und „falsch“, „gut“ und „böse“.
Sie geht davon aus, dass ihre religiöse Vorstellung „wahr“ ist, Deine aber nicht.
Nun habt Ihr aber beide Eure religiösen Vorstellungen aus der Summe der Euch zur Verfügung stehenden Information abgeleitet – und seid dabei zu unterschiedlichen Schlüssen gekommen:
Damit die andere Person zurecht weiterhin davon ausgehen darf, dass ihre Ansicht die richtige ist, muss ihr Urteilsvermögen besser ausgestattet sein als Deines. Sprich: Sie unterstellt Dir, dass Du zu dumm bist, weniger „in der Gnade“ stehst, oder schlichtweg die Tatsachen ignorierst und wider besseres Wissen handelst.
Sofern das nicht der Fall sein sollte, erweist sie Dir weniger Achtung als sich selbst, also weniger Respekt.
2. Die andere Person ersucht (ohne Dein Einverständnis) ein Wesen aus ihrer Vorstellungswelt, Dich der Gruppe derjenigen zuzuführen, die die Vorstellungswelt dieser Person teilen. Es handelt sich dabei um das mächtigste Wesen dieser Vorstellungswelt. Unabhängig davon, ob diesem Wesen reale Existenz zukommt und auch unabhängig davon, ob dieses dem Ersuchen nachzukommen bereit wäre:
Die Beauftragung eines Dritten, Dich zugunsten den Wünschen der anderen Person zu manipulieren, ist eine Gewaltanwendung gegen Dich und Deine subjektive Freiheit!
3. Freilich kann man die Bemühungen der anderen Person so bewerten, dass sie ja nur das (in ihrer Gedankenwelt) Beste für Dich will. Aber auch dann hat das wenig mit Liebe oder Respekt zu tun, als vielmehr mit der Verwirklichung eigener (egoistischer) Ziele: Die eigene Peer-Group soll vergrößert werden – und, ja, die andere Person möchte Dich #Kompliment!# gerne dabeihaben. Aber gefragt wirst Du nicht. Von einer „gleichwertigen“ Beziehung auf Augenhöhe kann also nicht die Rede sein.Die andere Person möchte Dich lediglich in Ihrer Nähe haben – allerdings nur mit den Eigenschaften, die ihr angenehm sind; alle anderen sollen verschwinden. Du wirst also nicht voll und ganz „so wie Du bist“ akzeptiert. Und das ist in meinen Augen eindeutig mangelnder Respekt.
4. Die Idee, dass Du (genauso wie sie) eine Erscheinungsform desselben göttlichen Prinzips sein könntest, kommt der anderen Person gar nicht. Sie denkt in Schwarz und Weiß, Theismus und Atheismus. Dass man auch Yin und Yang denken könnte (und vieles mehr), scheint ihr (noch) nicht bewusst zu sein.
In diesem Sinne: Frage weiter, bleibe kritisch, und: schau genau hin.
Danke für Deine Frage!
LOL... Wo hast du denn diese hanebüchene, erfundene Beispiels - geschichte gelesen? 😅