Hund bellt zu viel -Nass spritzen?
Mein Hund bellt ZU viel er bellt jetzt schon jeden einzelnen Mensch der am Garten vorbei läuft an, sogar manchmal mich.
Ich dachte ich könnte ihn zeigen das er das nicht darf und mit Wasser nass spritzen. Ist das jetzt mental gefährlich für ihn oder geht das? Am Ende will ich ja keinen gestörten Hund haben. Ihr könnt mir auch andere Methoden geben die bei euch funktioniert haben.
4 Antworten
Nein, sowas ist eine veraltete Methode und hat in korrekter Hundeerziehung nichts verloren. Wenn man Pech hat wird das Verhalten dadurch noch schlimmer weil der Hund dann die Fussgänger mit was negativem verbindet und noch aggressiver reagiert. Hier zB ein guter Artikel dazu: https://www.freude-am-hund.info/2018/05/07/wasserspritze-und-hunde/
Wie du ihm das Bellen abtrainierst? Durch richtiges Training. Richtiges Training braucht Zeit und Geduld ist aber eben nachhaltig. Am besten übst du das mit einem Abbruchsignal. Du bringst dem Hund als "Nein" oder "Ruhig" oder ähnliches bei wo er lernt, dass er eben nicht bellen soll. Du musst dich und das Training interessanter machen als die Leute die da vorbeilaufen. Sei das jetzt durch besondere Lekerlies die nur im Training zum Einsatz kommen oder ein Spielzeug was nur im Training zum Einsatz kommt.
Würde ich keinesfalls machen - ich kann mir nicht vorstellen, dass er zwischen dem Bellen und dem Wasser einen Zusammenhang herstellen kann und dass das erfolgreich wird. DU wirst damit eher noch Macken hineinerziehen.
Background: Der Hund braucht immer Sachen, die in Zusammenhang stehen, die kann er sich merken.
Beispiel (ist aber extrem konstruiert, damit das Richtige rüberkommt):
- Hund springt jemand anders (!) an
Möglichkeit 1: Ich mache nichts in den ersten paar Sekunden, dann ziehe ich ihn an der Leine zurück und verpasse ihm einen Anschiss. Erfolg: Er wird es wieder tun und versuchen zu vermeiden, dass ich ihn maßregle. Erfolg: Der Hund wird mir (!) gegenüber misstrauischer, er wird aber das Verhalten wiederholen, weil es für ihn erfolgreich war (er hat sich ja nicht "gebrannt"). Wenn der Andere dann versucht, sich mit einem Leckerchen "freizukaufen", wird er das mit dem Anspringen in Verbindung bringen (weil er den Anderen immer noch bedrängt) und es wieder tun, weil er belohnt wurde. Das ist das Falscheste. Leckerchen zur falschen Zeit und Leckerchen von der falschen Person.
Möglichkeit 2: In dem Moment, in dem ich (als Halter) erkenne, dass er anspringen möchte (!), gehe ich sofort massiv dazwischen und mache den Anschiss (verbal oder körpersprachlich wohlgemerkt !) JETZT. Ergebnis ist, dass er merken kann, dass das Anspringen von mir (als Herrchen !) unerwünscht ist und dass er jetzt Probleme bekommt. Das muss ein paarmal passieren, dann begreift und merkt er es. Das hält ein Leben lang.
Und jetzt ganz extrem (nicht lachen):
Möglichkeit 3: Der Hund springt jemand an, der ihm reflexartig ein Leckerchen gibt, weil er es schon vorsorglich in der Hand hatte. Du kommst dazu, tadelst ihn und hast (zufällig) einen Hut auf. Auch das passiert (weil du zu langsam bist) mehrmals. Folgendes Ergebnis ist möglich und logisch (aus Hundesicht)
- ich springe jemanden an und bekomme dafür ein Leckerchen
- Herrchen kommt und ist sauer (das rieche ich) und hat DEN Hut auf. Dann bekomme ich eine Abreibung. Ich verziehe mich lieber und pinkle auf den Wohnzimmerteppich (evtl auch Welpenverhalten zur Beschwichtigung)
Dann hast du aber eine richtig mistige Situation erzeugt (!) - nicht der Hund. Er springt vermehrt an und pinkelt danach in der Wohnung wenn du den Hut aufhast. Krieg das mal wieder raus.
Meine Regel (das meinen aber auch andere): Der Hund hat eine "Merkzeit" im Kurzzeitgedächtnis von etwa 2 Sekunden (!). Solange habe ich Zeit, zu belohnen oder tadeln.
Wenn diese Zeit rum ist, dann ist er im Hirn schon bei etwas anderem - Zusammenhang verloren - alles sinnlos.
Es wird nicht leicht, aber das Prinzip musst du eben auch da halten.
Wenn er bellen möchte (!) muss SOFORT die Reaktion erfolgen (2 Sekunden wohlgemerkt). Wartest du zu lange, ist es einfach sinnlos. Versuche mal bitte auf dieser Basis zu herauszufinden, wie die Situation auf den Hund wirkt.
Die Reaktion ist aber nicht unbedingt eine Bestrafung, sondern kann auch sein, dass sein Hirn auf eine andere Aktion umgeschaltet wird. Z. B. wenn er bellen möchte (!) - also davor - werfe ich ein Frisbee oder so. Dann ist die Bell-Aktion schon außen vor und das Spiel beginnt.
Ja, das ist "mental gefährlich".
Damit das Bellen weniger wird, müsste der Reiz unangenehm sein. Das Ding ist, dass Hunde solche für sie unangenehmen Reize mit allen möglichen anderen Reizen verbinden, die in zeitlicher Abhängigkeit von dem Reiz passieren.
Wenn er zum Beispiel immer bellt, wenn Menschen kommen, und darauf hin was blödes passiert, kann es sein, dass er weniger bellt. Aber er wird eben auch diese Menschen mit unangenehmen Dingen verbinden. Oder dich. Oder den Garten. Oder andere Dinge die passieren. Oder alles zusammen.
Wenn du Glück hast wird das Bellen weniger, der Hund versteht den Zusammenhang und die Risiken werden minimiert. Sie existieren jedoch dennoch, es kann nur sein, dass sie sich weniger stark auswirken.
Wenn du Pech hast versteht der Hund den Zusammenhang zwischen Bellen und Wasser nicht, was dazu führt, dass er nicht weiß, wie er es schafft, nicht mehr bestraft zu werden, was den Stressor unkontrollierbar macht und die Risiken maximiert. Sie können sich stärker auswirken.
Was von beidem auch passieren wird: Die Risiken und Nebenwirkungen werden bleiben, was dazu führt, dass der Hund Menschen am Garten absolut blöd findet. Und was passiert dann: Der Hund möchte diese auf Abstand halten. Wie macht er das? Durch Bellen. Das wird dann noch stärker bestraft.
Das kann dazu führen, dass der Hund noch unerwünschteres Verhalten zeigt (zum Beispiel deutliche Drohungen am Zaun) oder in eine erlernte Hilflosigkeit rutscht. Das sieht zwar nach außen hin "schön" aus (der Hund reagiert nicht mehr auf die Menschen) ist für den Hund aber eine Qual. Blöde Dinge kommen auf ihn zu und es gibt nichts, was er machen kann, um dies zu verhindern.
Außerdem führt Strafe nicht dazu, dass ein Verhalten "verschwindet", sondern dass Hunde herausfinden, wie sie eine Strafe umgehen können. Sie werden besser darin, zu erkennen, wann eine Strfe folgt, und wann nicht. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass den Hund weniger bellt, wenn du da bist, dafür aber mehr bellt, wenn du nicht da bist, weil er kapiert hat, dass du dann nicht strafen kannst.
Stattdessen würde ich im zeigen, dass Menschen einerseits nichts schlimmes bzw. kein Grund zur Aufregung sind (Gegenkonditionierung und Desensibilisierung), und dass es Verhalten gibt, mit denen er Menschen vertreiben kann, das uns aber weniger stört und ihn weniger stresst (zum Beispiel nur einmal bellen statt oft, oder zum Menschen gehen, um "Bescheid" zu sagen). Stichwort Alternativverhalten. Und in der Zwischenzeit überlegen, wie man die Reize von außen abschirmen kann, so dass er das unerwünschte Verhalten nicht mehr zeigt. Sichtschutz, zum Beispiel.
Und wenn du keine Ahnung hast, was das alles ist: Positiv arbeitenden Hundetrainer finden.
Du nennst es respektlos, dass dein Hund sich was leckeres holt, wenn er kann? Seine Leckerchen?
Dann lass die Leckereien doch nicht so rumliegen, dass er sie holen kann. Meine würde das auch sofort machen…
Das ist es ja, er hat das noch nie gemacht, eigentlich war er immer brav und hat sich ein leckerlie erst geholt wenn es ich im erlaubt hab. Deshalb mache ich mir sorgen und will wissen was passiert ist, dass er sich so verhält.
Er hört fast gar nicht mehr auf mich und ignoriert sozusagen was ich ihm sage. Ich hoffe aber das ändert sich bald.
Es kann gut sein, dass der Stress diese ganzen Probleme auslöst oder begünstigt. Dann würde es auf jeden Fall Sinn machen, parallel zu versuchen, diesen Stress zu vermindern bzw. abzubauen, während der Umzug im Gange ist. Auf genug Ruhe achten, ruhige Rückzugplätze, Aktivitäten, die Stress abbauen (Kauen, lecken, Schnüffeln, Bewegung, Spiel usw.) und darauf achten, dass die individuellen Bedürfnisse des Hundes erfüllt werden.
Wegen der Leckerli: Hunde kennen so etwas wie Respekt nicht. Respekt braucht im Endeffekt Empathie (ich weiß, was jemand nicht möchte, und lasse es deshalb, auch wenn das für mich vielleicht blöd ist) und nach allem was wir wissen sind Hunde dazu nicht in der Lage. Sie können die Motivation anderer Hunde etwas zu tun vermutlich erkennen, handeln aber dennoch egoistisch. Das hat nichts mit Respektlosigkeit zu tun, sondern damit, dass sie zu nichts anderem fähig sind.
Ich würde mich stattdessen eher fragen, warum er das Verhalten zeigt. Er isst weniger, weil er gestresst ist und hat deshalb mehr Hunger als sonst. Dieser Hunger führt dazu, dass der Hund das Essen von Leckerli als sehr viel wichtiger wahrnimmt, als sonst. Leckerli sind für ihn also wichtiger, weshalb er mehr als vorher versucht, diese zu bekommen. Und "klauen" gibt es für ihn nicht. Die liegen da rum, er kann sie sich zugänglich machen, also macht er das auch. Das ist kein fehlender Respekt, sondern logisches Handeln.
Grundsätzlich ist es erstmal gut, dass er überhaupt noch isst. Rein theoretisch kann man Hunden auch positiv beibringen, Futter nicht einfach so zu nehmen, sondern darauf zu warten, dass wir es erlauben. Das braucht aber viel Zeit und es oft vor allem oft unnötig, da man mit ein bisschen Mehraufwand das Futter für die meisten Hunde unzugänglich aufbewahren kann.
Was ich machen würde:
- Leckerli so lagern, dass er nicht dran kommt (zum Beispiel mit Kindersicherungen oder in sicheren Gefäßen aufbewahren)
- Ihm erlaubterweise Leckerli anbieten (zum Beispiel im Training, als Beschäftigung usw.), damit das Bedürfnis diese Leckerli "unerlaubt" zu essen, geringer wird
- Ihm sein Essen schmackhafter machen (zum Beispiel leckere Sachen drunter mischen, am besten was weiches, damit er es nicht raussortieren kann)
Und halt auch da schauen, dass man den Stress, der jetzt gerade halt unvermeidbar ist, so gut wie möglich managed
Die Erziehung eines Hundes ist halt ein bisschen wie die Erziehung von Kindern. Hunde sind meiner Ansicht nach "einfacher" weil sie logischer reagieren.
Ja, du wirst den Hund traumatisieren und eure Beziehung zerstören.
Lass dir von einem guten Hundetrainer helfen.
Vielen dank für die ausführliche Erklärung. Mein Hund ist zurzeit auch gestresst weil ich und meine Familie mitten im Umzug sind. Diese Frage die ich stellte, ist einer der vielen "Probleme" die mein Hund durch den Stress (wahrscheinlich) bekommen hat. Zurzeit frisst er auch nicht so viel das hat er aber schon immer gemacht, ich meine damit das er sein Trockenfutter meidet, aber anderes:(Nass Futter, Leckerlies, usw...) das eigentlich nur zur Belohnung gedacht ist, fressen will. Letztens habe ich ihn auch schon 2 mal erwischt wie er sich leckerlies aus einer Kammer(wo wir die leckerlies aufbewahren) genommen hat. Zwar hat er nicht viel gegessen, doch langsam bemerke ich wie respektlos er gegenüber mir geworden ist. Er hört kaum noch und ich mache mir schon etwas sorgen ob das normal ist.