Hört man jemals auf, verstorbene zu vermissen?

19 Antworten

Hallo Transdude,

wenn wir einen Menschen sehr lieb haben - ja, ich mag sagen, wenn wir den Menschen lieben - verbleibt er oder sie für immer in unserem Herzen und unserer Erinnerung. Das ist ein Moment der Einheit mit ihm oder ihr, die über den natürlichen Tod hinaus andauert.

Es ist dann so, wenn wir uns erinnern, dass wir weinen. Ein Trost mag uns das Wissen um den Himmel geben, die geistliche Welt, wie ich auch gerne sage, wenn wir an Gott glauben oder mit Gott sogar eins sind. Dann dürfen wir genau das in Anspruch nehmen - und uns darauf freuen den geliebten Menschen dort wiederzusehen - und das zeitlos für immer.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich weiß die Antwort kommt recht spät, trotzdem würde ich gerne meine Meinung dazu äußern.

Ich in meinen jungen 16 Jahren und knapp 15 Todesfällen allein in den letzten 4 jahren hab diese Erfahrung schon einige male durchgemacht, und kann daher sagen, dauer und Intensität der Trauer und des Schmerzes äußern sich absolut unterschiedlich. So können sie sich nicht nur in Form von Tränen äußern sondern auch Schlafstörungen u.A. wie du mit der Trauer umgehst, ob du lieber lachst oder weinst, das ist dir überlassen und individuell. Auf deine Frage- nein, man wird nie aufhören einen geliebten Menschen oder ein Haustier zu vermissen, haben sie dir wirklich etwas bedeutet, dann haben sie einen Platz in deinem Herzen. Was jedoch eintreten wird ist, dass du anders mit diesem Gefühl von vermissen und Verlust umgehst. Jetzt bist du traurig, und das wirst du auch noch öfter in deinem Leben sein deswegen, aber irgendwann denkst du an Die Zeit mit ihm zurück und kannst dabei lachen, du kannst dabei glücklich sein, weil du nicht mehr der Zeit mit ihm nachtrauerst sondern dankbar bist dass du sie hattest, ich will damit nichts Falsches sagen, nicht sagen dass du das jetzt nicht bist, aber irgendwann vergeht der Schmerz, du kannst dir das wie eine tiefe Wunde vorstellen.

Der Tod reißt ein tiefes Loch in dein Herz, ähnlich wie ein Messer, in erster Zeit tut es weh und wird immer wieder hoch kommen, der Gedanke daran löst Ängste, Trauer, Schmerz etc aus. Irgendwann aber wird es zu einer Narbe, du kannst an diesen Moment denken ohne dass diese Narbe weh tut, oder aufreißt, das heißt aber nicht dass es damit vorbei ist, denn die Narbe die bleibt, die bleibt für immer.

Wielange es dauert, bis es zu diesem Zeitpunkt kommt, kann ich dir nicht sagen, das ist unterschiedlich, bei jedem Menschen, was ich dir sagen kann ist, es wird einfacher, und irgendwann denkst du mit einem Lächeln im Gesicht an ihn zurück und redest über alte Zeiten und Dinge die ihr erlebt habt, egal ob gut oder schlecht.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

"Normalerweise" durchlebt jeder Mensch ein paar Trauerphasen. Möglicherweise hast Du eine dieser Phasen übersprungen.

https://www.sueddeutsche.de/news/gesundheit/gesundheit-typische-trauerphasen-gefuehle-die-angehoerige-durchleben-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-160321-99-296879

Wobei einen geliebten Menschen ganz vergessen, das wir wohl selten geschehen und wäre auch schade. Doch sich damit abfinden und mit Freude an die guten Zeiten mit dieser Personen zurückdenken, das sollte eigentlich möglich werden.

Es gibt sie die Menschen, mit denen man sich einfach nur gut gefühlt hat, Nähe leben konnte, gelacht, geweint hat und dann ist dieses Gefühl unterbrochen worden, unwiderruflich weg, darin gibt es keine Zeitangaben, manche bleiben für immer in unseren Herzen. Mit der Zeit wandelt sich der tiefe Schmerz in Gedanken wie, es war eine schöne Zeit, eine Kraft, die nach der Trauer verbleibt und darüber lebt dieser Mensch immer in unseren Gedanken, mal mehr, mal weniger, aber diese gelebte Zeit bleibt, einmal sogar nur noch wärmend ohne den Schmerz der Trauer.

Hallo Transdude,

ja, Trauer kann sich schrecklich anfühlen.

Mir hat erstens der Gedanke geholfen, den Julian Barnes in seinem sehr bewegenden Buch "Levels of Life" in bezug auf seine vier Jahre vorher verstorbene Frau formuliert hat - dass die Intensität und Dauer meines Schmerzes und meiner Trauer auch anzeigt, wie wertvoll und wichtig in meinem Leben die verstorbene Person für mich war. Damit, dass ich den Schmerz und die Traurigkeit und die Tränen auch langfristig und in ihren ganzen Intensität zulasse, lasse ich auch die Erinnerung an diesen geliebten Menschen in meinem Leben zu und daran, wie wichtig er für mich war und immer noch ist, gebe ihm einen ihm gebührenden großen Platz in meinem Herzen.

Und mir hat zweitens der Gedanke geholfen: "Was ist, darf sein. Und was sein darf, kann sich verändern." Dein SChmerz, Deine Tränen, sie dürfen sein. Und wenn sie sein dürfen, werden sie sich mittelfristig verändern und einer anderen Form von Erinnerungen weichen. Da sei ganz gewiss.

Alles Liebe!

Thea (Kirchenbotschafterin)