Hat jemand Vor-und Nachteile vom Kommunitarismus?

Als positiv (im Sinne von zutreffend) sehe ich den Urzustand des Menschen als Individuum, das von der Gesellschaft geprägt ist. Dieser Zustand scheint mir zwar nicht erstrebenswert, da die Prägung durch die Gesellschaft die Fähigkeit des Individuums einschränkt, eine ideale Universalethik zu formulieren, da verschiedene Gesellschaften hierbei jeweils andere Fehler begehen würden. (Nicht mit moralischem Relativismus zu verwechseln, eine Universalethik muss zwangsläufig existieren, aber durch die Prägung des Individuus durch seine Gesellschaft kann es diese wenn überhaupt nur sehr schwierig feststellen). Aber hier darf man keinen moralistischen Fehlschluss begehen: Nur weil sich ethisch gesehen Nachteile aus der Prägung des Individuums durch die Gesellschaft ergeben, wird die Aussage nicht weniger korrekt und der Kommunitarismus liegt hier sehr richtig.

Negativ scheinen mir aber die Folgerungen und Forderungen des Kommunitarismus, denn hier liegt das entgegengesetzte Problem vor: Der naturalistische Fehlschluss. Nur weil der "Urzustand" korrekt beschrieben ist, bedeutet das nicht zugleich, dass er auch der Idealzustand ist. Die Folgerung, dass eine zu weil foranschreitende Individualisierung und Liberalisierung mit einhergehender möglicher Zerstörung der Gesellschaft zu erheblichen Nachteilen führen würde und daher abzuehnen ist, unterstütze ich aus diesem Grund nicht. Im Gegenteil sehe ich als ethischer Universalist den Vorteil, dass eine zunehmende Individualisierung und einhergehende Trennung des Individuums von seiner Gesellschaft das Erreichen einer universell anwendbaren Ethik deutlich erleichtern könnte.