Hallo, waren Könige früher eher nur politische Anführer oder hatten sie auch eine "heilige" Rolle in der Wahrnehmung der Untertanen?

12 Antworten

als Gottheit wurden sie eher nicht gesehen, aber als quasi heilig schon, Nicht umsonst wurden Könige nicht nur ernannt, sondern auch gesalbt.

Als Elisabeth I Maria Stuart hinrichten ließ, galt das als totaler Präzidensfall, denn mit ihr wurde eine gesalbte Königin hingerichtet.

Ja, das war früher stark verbreitet. Menschen sind halt Rudeltiere, zu deren Eigenschaften es gehört, einen Anführer zu wählen. Im Alten Ägypten galt der Pharao als gottgleich und alle haben sich ihm unterworfen. Naja... heut sind alle "Pharao"... :)

P.S.: Je kleiner, desto größer...

P.S.2: Ist nicht mehr wichtig, wie toll man IST, sondern wie toll man sich vorkommt. :)

Man hat sich natürlich gerne vom Klerus in seiner Herrschaft unterstützen lassen, doch Könige, Kaiser, Fürsten etc. Waren immer in erster Linie weltliche Herrscher. Natürlich ist "früher" keine genaue zeitliche Angabe, von Kultur zu Kultur und Epoche zu Epoche gab es große Unterschiede.

Im christlich-europäischen Kontext sahen sich die meisten Oberhäupter nicht als Gott und wurden auch nicht als solche verehrt (Ausnahmen gab es aber wohl).

Aber sie sahen sich eingesetzt "von Gottes Gnaden König/Kaiser...", was davon zeugt, dass sie Gott dankbar dafür waren, dieses Amt ausführen zu dürfen und waren sich sehr wohl bewusst, dass es Gabe und Aufgabe zugleich war.

Anfang mischten die weltlichen Herrscher noch sehr viel mit bei der Gestaltung der Kirche, was sich ab 1077 (Investiturstreit) änderte. Von da an kümmerten sich weltliche Herrscher um Weltliches und geistliche um Geistliches - zumindest theoretisch.

Untertanen sahen ihre Landesherren als das, was sie waren. Niemand betete seinen Grafen, Herzog oder Fürsten an - dazu waren die Menschen viel zu (Gott)Gläubig. Glaube spielte damals eine viel größere Rolle und war viel mehr mit dem Alltagsleben der Menschen verwoben als wir es uns heute vorstellen können. 99,9 % der Bevölkerung haben ihren König oder Kaiser nie gesehen und ich behaupte, dass eben so viele gar nicht wussten, wer gerade König oder Kaiser war. Die waren zu weit weg. Der lokale niedere Adel, der war bekannt, als guter oder schlechter Herr. Der König war nur eine Worthülse ohne Namen und Gesicht.

Woher ich das weiß:Hobby
Von Experte DianaValesko bestätigt

Auf dem Konzil von Nicaea 325 wurde auf Druck des Augustus Constantinus I. (der sogenannte Große) das "Gottesgnadentum" https://de.wikipedia.org/wiki/Gottesgnadentum eingeführt. Ab dieser Zeit galten die christlichen Herrscher als von Gott ausgewählt.

Bei den Römern war der Augustus gleichzeitig auch Pontifex Maximus https://de.wikipedia.org/wiki/Pontifex_maximus also ebenso religiöser Anführer.

Der moslemische Adel führt den Stammbaum auf den Propheten Mohamed zurück. Da ist ebenso dementsprechend der religiöse Bezug.

Interessant ist dabei das antike Ägypten. 754-525 gab es als oberste religiöse Herrschaft die Gottesgemahlin, welche ähnlich den Vatikan auch einen eigenen Gau beherrschte, jedoch in erster Linie die oberste religiöse Macht besaß, während der Pharao theoretisch die weltliche Macht hatte. Damals regierten jedoch mehrere Pharaonen gegeneinander, sodass die Macht der meisten Pharaonen in dieser Epoche eher geringer war. Das andere Extrem ist die Zeit von Echnaton und Nofretete, welche sich selbst auch die oberste religiöse Macht zusprachen.

Woher ich das weiß:Hobby