Gab es im Heiligen Römischen Reich mehrere Könige gleichzeitig?
Gab es im HRR mehrere Könige gleichzeitig? Und falls ja, warum konnte dann einer höher als der andere sein und sich zum Kaiser krönen lassen? Es waren doch verschiedene Königreiche Mitglieder des HRR, warum war der Herrscher über all diese Königreiche mitunter auch nur König?
4 Antworten
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie du es meinst.
In den annähernd tausend Jahren, die das "Alte Reich" bestand gab es vor allem im Mittelalter immer wieder Könige und Gegenkönige. Das lag am Wahlkönigtum und der Tatsache, dass Wahlen damals eben anders definiert waren als heuter. In den meisten Fällen war es zwischen 900 und ca. 1450 Gang und Gebe, dass mehrere Könige parallel - an verschiedenen Orten und durch verschiedene Wahlmänner gewählt wurden und sich erst einer militärisch oder anderweitig durchsetzen musste. Mit unter deswegen hatten die deutschen Könige auch nie eine allumfängliche Reichsmacht, wie etwa die Könige von England und Frankreich sie eben in jener Zeit aufbauten. Die Habsburger die später denn den deutschen König und den römisch-deutschen Kaiser stellten stützten sich vor allem auf ihre Hausmacht in Böhmen, Österreich und Ungarn und nicht auf die Reichsmacht. Zuidem nach dem Dreißigjährigen Krieg der Weg zum Zentralstaat entgültig versperrt war.
Gleichzeitig dazu gab es innerhalb des Reichsverband aber tatsächlich auch zwei Königstitel. Der eine war der des deutschen/römisch-deutschen Königs als Reichsoberhaupt, der gewählt wurde. Der andere war der König von Böhmen, der einzige andere Königstitel innerhalb des Reiches und damit der weltlich zweithöchste Herrscher nach dem König-Kaiser. Die anderen Königstitel des 17./18. Jahrhunderts waren alle auserhalb des Reiches. Der Erzherzog von Österreich war in Personalunion König Böhmen, Ungarn und per Wahl der römisch-deutsche König und Kaiser. Die weltlichen Kurfürsten - der Herzog von Sachsen, der Herzogen von Hannover und der Markgraf von Brandenburg wollten ihre Prestigstellung aufwerten und wurden im 17./18. Jahrhundert - in der Reihenfolge - zum König von Polen (Wahl), zum König von Großbritannien und Irland (Erbgang) und zum König in Preußen.
Die Könige der Neuzeit - der König von Bayern, der König Württemberg und der König von Sachsen - warn dann nach bzw. während der Auflösung des Reiches napoleonische Kreationen.
Wenn ich mich nicht irre, wurde das HRR durch einen Kaiser regiert.
Zumindest im Hochmittelalter wurde dieser auch durch die Kurfürsten gewählt.
Oft wurde ein König durch den Papst zum Kaiser ernannt, aber eben nicht immer.
Ja, im Heiligen Römischen Reich (HRR) gab es tatsächlich Phasen, in denen mehrere Könige gleichzeitig regierten. Diese Situation trat insbesondere während des Interregnums im 13. und 14. Jahrhundert auf, als es keinen eindeutigen Nachfolger für den deutschen Königsthron gab.
Die Krönung zum Kaiser war ein Akt, der die höchste Autorität und Legitimität symbolisierte. Der Titel des Kaisers wurde jedoch nicht automatisch an denjenigen verliehen, der über die meisten Königreiche im Reich herrschte. Stattdessen war die Krönung zum Kaiser eine Anerkennung und Bestätigung durch verschiedene politische und religiöse Institutionen. Die Königreiche im HRR waren eigenständige Territorien mit ihren eigenen Herrschern. Die Könige dieser Reiche waren Mitglieder des Reiches und anerkannten den deutschen König als ihren obersten Herrscher. Der deutsche König konnte jedoch nicht automatisch über alle Königreiche des Reiches herrschen, da jeder Herrscher seine eigene Souveränität hatte.
Die Krönung zum Kaiser war daher ein politischer Akt, der die Zustimmung und Unterstützung der Kurfürsten, geistlichen Würdenträger und anderer einflussreicher Persönlichkeiten des Reiches erforderte. Der König, der zum Kaiser gekrönt wurde, erlangte dadurch einen höheren Status und eine größere Autorität, konnte jedoch immer noch nur über die Königreiche herrschen, deren König er bereits war.
Es ist wichtig anzumerken, dass die politische Struktur des HRR komplex war und sich im Laufe der Jahrhunderte veränderte. Die Beziehung zwischen den Königen, den Kurfürsten und den verschiedenen Herrschern im Reich war vielschichtig und unterlag politischen, dynastischen und religiösen Einflüssen.
Und ja, im Heiligen Römischen Reich (HRR) gab es Phasen, in denen mehrere Könige gleichzeitig regierten. Dies geschah insbesondere während des Interregnums im 13. und 14. Jahrhundert, als es keinen eindeutigen Nachfolger für den deutschen Königsthron gab. Die Tatsache, dass einer der Könige zum Kaiser gekrönt wurde und somit höheren Rang hatte, hatte verschiedene Gründe. Zum einen war die Krönung zum Kaiser ein politischer Akt, der die Zustimmung und Unterstützung der Kurfürsten, geistlichen Würdenträger und anderer einflussreicher Persönlichkeiten des Reiches erforderte. Diese Institutionen wählten den König, der zum Kaiser gekrönt werden sollte, aufgrund verschiedener Kriterien wie politischer Stärke, dynastischer Verbindungen oder persönlicher Beziehungen aus.
Zum anderen hatte der Titel des Kaisers eine besondere religiöse Bedeutung. Der Kaiser wurde als Nachfolger des römischen Kaisers und als Stellvertreter Gottes auf Erden angesehen. Daher wurde die Krönung zum Kaiser auch von der Kirche als heilige Handlung betrachtet und verlieh dem Kaiser eine höhere Legitimität und Autorität.
Es ist wichtig zu beachten, dass im HRR die Königreiche eigenständige Territorien mit ihren eigenen Herrschern waren. Der deutsche König konnte nicht automatisch über alle Königreiche des Reiches herrschen, da jeder Herrscher seine eigene Souveränität hatte. Die Krönung zum Kaiser war also nicht automatisch mit der Herrschaft über alle Königreiche verbunden, sondern symbolisierte vielmehr den höchsten Rang und die höchste Autorität im Reich.
Die politische Struktur des HRR war komplex und unterlag vielen Einflüssen. Die Beziehung zwischen den Königen, den Kurfürsten und den verschiedenen Herrschern im Reich war dynamisch und wurde durch politische, dynastische und religiöse Faktoren geprägt.
Und bei deiner großen Expertise, könntest du vielleicht auch meine zweite aktuelle Frage zur Frühen Neuzeit beantworten? Wäre sehr nett
Ja, das ist richtig 👍🏼 In der Ständegesellschaft des Heiligen Römischen Reiches war der König der oberste Lehensherr in seinem eigenen Gebiet. Der König hatte die Souveränität über sein Territorium und regierte unabhängig vom Kaiser, der übergeordnete politische Autorität hatte. Der Kaiser hatte die Aufgabe, die Könige zu krönen und zu bestätigen, hatte aber keine direkte Kontrolle über ihre Herrschaftsgebiete.
Nein war es nicht und es gab keine unterschiedlichen Königreiche im HRR.
Vielen lieben Dank! Sehr hilfreich! Wer war im HRR dann oberster Lehensherr in der Ständegesellschaft? Der König, der in seinem Gebiet souverän regierte und nicht der Kaiser, der darüber stand oder?