Haben Kinder aus wohlhabenden Familien wirklich einen Vorteil?

19 Antworten

Ich kann das nun nicht direkt bestätigen, aber so richtig widerlegen kann ich es auch nicht. Gute Kontakte zu "wichtigen Leuten" erleichtern sicher manches, aber die kann auch Kumpel Heinz haben, der in den Vereinen gut vernetzt ist und dank einer offenen Art auch eher zu Potte kommt wie einer, der sich nicht traut, irgendwo um Hilfe zu fragen oder sich berufliche Chancen zu schaffen oder dort seinem Sohn eine Lehrstelle klarmacht.

Außerdem ist nicht jedes Kind der Typ für Markenkleidung, Fechten, Reitschule, Musikunterricht, Tennis oder Golf usw. - ich selber wäre das auch ehrlich gesagt nicht gewesen und hätte sowas als Belastung angesehen. Bildung kann auch ein armer Mensch haben, sofern er Wert drauf legt - denn wenn er es tut, eignet er sich Bildung an und informiert sich aus eigenem Antrieb. Es gibt auch ungebildete Reiche.

Ich weiß nur eines: Materielle Sicherheit ist das Eine, psychische und physische Gesundheit aber ist das Andere - das kann sich niemand (er-)kaufen und es kommt immer auf das "große Ganze" an. Kenne genügend Biographien gescheiterter Reicher, die entweder an ihrer unzulänglichen mentalen Art oder fachlicher Inkompetenz im Beruf/Dummheit oder auch an Krankheiten und Unfällen scheiterten - und ähnlich viele Arme, die es nie zu was gebracht hatten. Wie gesagt, es liegt an den Leuten selbst was aus sich zu machen!

Allerdings muss ich 15 Jahre nach dem Schulabschluss sagen, dass aus den scheinbar "Reichen" aus den coolen, selbstbewussten, alteingesessenen Familien aus der noblen Siedlung am Berg nicht mehr geworden ist als aus den ruhigen durchschnittlichen Typen, die einfach nur immer da gewesen sind. So wie ich es heute beurteilen kann, hat niemand das ganz große Los gezogen, aber auch niemand so richtig den großen Flop lanciert. Ich stamme als "Ausländerkind" bestimmt auch nicht aus der Elite, aber ich habe trotzdem einen guten Job, eine passable Wohnung in einer ruhigen Siedlung, eine liebe Freundin, gute Freunde, einen bei Abholung bar bezahlten Mercedes C180 und vor allem stabile Gesundheit - und meine Freundin stammt aus tatsächlich ungünstigen Verhältnissen, aber es geht uns heute mit um die 30 wirklich nicht schlecht. Ich könnte jetzt einen sehr zynischen Spruch loslassen, den unser damaliger Lehrer der 7./8. Klasse, mit dem ich noch Kontakt habe, diesbezüglich losließ. Aber das wäre a) gemein und b) nicht meine Art. So rüde bin ich nicht.

Nein, diejenigen die ich noch kenne, sind alle was geworden und wäre irgendwas total daneben gegangen, spräche sich das seit Jahren schon rum - auch wenn ich nicht mehr in meiner Heimat wohne, sind die Wege kurz und irgendwo sickert immer irgendwas durch. Mit einer Ausnahme: Die damalige "Stufenschönheit" aus reicher Familie hat mit 27 eine Krebsdiagnose öffentlich gemacht, war mit 28 auf einen Rollstuhl angewiesen und ist dieses Jahr noch kurz vor der 30 gestorben. Aber ich habe dazu meine eigenen Gedanken: Wenn ich schon krank bin, da muss ich nicht dafür sorgen, dass jeder noch drüber tratscht. So was Intimes gehört nicht an die Öffentlichkeit - und wer das nötig hat, der hat meist ein niedriges Selbstbewusstsein oder will Mitleid.

Ein paar Jahre über mir war übrigens einer zur Schule gegangen, dessen Eltern ganze Häuserzeilen in Frankfurt und in ihrem Wohnhaus zuhause edelstes Mobiliar besaßen und der immer die besten Markensportanzüge hatte, beliebt war und bei dem es an Geld nie scheiterte - der ist kurz vor der Mittleren Reife durchgedreht, wurde mit Abgangszeugnis verabschiedet und sei mittlerweile irgendwo in einer Psychiatrie zugegen. Da denke ich aber, dass vieles an seiner seltsamen Mutter lag. Ich war mit dem früher befreundet und wir haben immer noch gelegentlich Telefonkontakt - kenne auch die Mutter. Der Vater - einziger Sohn einer reichen Frankfurter Familie - war ein herzenswarmer und seelenguter Mann, die Mutter dürfte den Jungen dank ihrer unmöglichen Art aber auf dem Gewissen haben; da wäre jeder durchgedreht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Gewiss. Da kommen viele Faktoren zusammen:

Das Geld. Wohlhabende Familien haben mehr Geld für Lernutensilien (Tablet und co.), Nachhilfe, Klassenfahrten. Es gibt einen Zweitwagen, mit dem der Zweitverdienende nach bereitstellung eines nahrhaften Frühstück das Kind bis vor den Schulhof kutschiert. Weil die wohlhabende Familie in einem netten Haus lebt, haben die Kinder eigene Zimmer, in denen sie ungestört lernen können. Sie sind zusätzlich noch im Sportverein angemeldet und bekommen Klavierunterricht, was Gesundheit und auch das Gehirn fördert. In der armen Familie gehen Kinder oft ohne Frühstück raus, müssen sich durch den ÖPNV kämpfen, leben mit der Familie auf engem Raum und werden bei den Hausufgaben vom Fernseher beschallt oder von Geschwistern gestört. Mitunter ist die Familie darauf angewiesen, dass Kinder möglichst schnell ihr eigenes Geld verdienen, um zum Unterhalt beizutragen oder die Wohnung zu verlassen. (Alles nicht als Pauschalisierung sondern zum Verbildlichen angeführt^^)

Die Vorbilder. In Familien aus wohlhabenden Haushalten sind die Erwerbstätigen besser gebildet und höher akademisiert. Entsprechend haben die Zöglinge auch Vorbilder .

Die Wohngegend. Wohlhabende wohnen in besseren und friedlicheren Vierteln, in denen Bildung etwas zählt. In Mietkasernen zählt dann vielleicht, wer die härtesten Muskeln oder den lautesten Ghettoblaster hat.

Insgesamt also bessere Karten für Team Geld, auch wenn es dort manchmal vereinsamte Kinder von Workoholicern gibt. Oder vereinsamte Eltern von Onlinegamesuchtis :D

Ja.

Es gibt Dinge, die man mit Geld positiv beeinflussen kann. Deshalb haben Kinder von reichen Eltern zweifellos einen Vorteil.

Nein, ich glaube nicht. Wenn nur Reichtum vorhanden ist, gleicht das wirklich wichtige Dinge wie z.B. Liebe und Zusammenhalt, das Gefühl gemocht und akzeptiert zu werden und menschliche Werte nicht aus.

Außerdem bedeutet Reichtum/Wohlstand nicht automatisch gesellschaftlich etabliert zu sein.

LG Vera


BBPB21  25.11.2020, 20:28

Tja, dumm nur, dass das Fehlen von Geld die Liebe ganz schnell zerstören kann.

Wenn man kein Auto hat, kein Geld fürs Taxi und das mit 40 Grad fiebernde Kind durch den Bus zerren muss, dann hinterlässt das kein gutes Gefühl.

Wenn die Waschmaschine kaputt geht und man keine neue Maschine kaufen kann, dann geht es an die Nerven, mit Kind und Wäsche durch die Stadt zum nächsten Waschsalon zu fahren.

Es macht niemanden glücklich, wenn die eigenen Kinder sehen, dass die anderen in den Urlaub fahren, Ausflüge machen, Sportvereine und Musikschule besuchen usw..

Da geht der Zusammenhalt ganz schnell flöten.

Auch was ich so beruflich erlebe, bestätigt recht regelmäßig, dass arm keineswegs glücklich ist.

Die liebende arme Familie und die kaltherzigen Gutbetuchten.... das ist in der Regel genau andersherum.

Der Hauptstreit- und Trennungsgrund in armen Beziehungen ist das liebe Geld.

Es liebt sich sehr viel einfacher, wenn man ins eigene Auto steigen und einfach eine neue Waschmaschine bestellt kann, dem Kind das Musikinstrument bezahlt und die Reitstunden.

Webclon 
Beitragsersteller
 25.11.2020, 19:28

Toller Beitrag 💪🏻

Der sozioökonomische Status wirkt sich auf das Kind aus.

Kinder aus Familien mit einem niedrigen sozioökonomischen Status (= arme Familien) zeigen vermehrte Auffälligkeiten:

Säuglingsalter: vermehrt gesundheitliche Probleme

Kindergartenalter: soziale und emotionale Auffälligkeiten

Grundschulalter: geringerer Wortschatz, geringe Intelligenz und geringere Schulleistungen in Lesen/Schreiben u. Mathematik

Jugendalter: häufigeres Ausscheiden aus der Schule ohne Abschluss sowie vermehrt frühe Schwangerschaften

Gründe: gefährlichere Umgebung, Eltern haben weniger Zeit für ihre Kinder, lesen ihnen seltener vor, es gibt weniger Bücher etc.

Woher ich das weiß: Lehramtsstudium

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Webclon 
Beitragsersteller
 26.11.2020, 10:42

Lehramt auf WAS? Sowas lernt man da wow....

Tierwesen  26.11.2020, 10:43
@Webclon

Grundschullehramt.

In Entwicklungspsychologie lernt man das.

Webclon 
Beitragsersteller
 26.11.2020, 10:44
@Tierwesen

Grundschulelehramt? Auf was für ein FACH?

Tierwesen  26.11.2020, 10:44
@Webclon

Schwerpunkt Deutsch und Sachunterricht. Man unterrichtet aber i. d. R. auch andere Fächer.

Webclon 
Beitragsersteller
 26.11.2020, 10:45
@Tierwesen

Darfst du nicht nur bei Notfall...kannst du als Ersatzlehrer/in einspringen. Aha intressant Sachunterricht....

Tierwesen  26.11.2020, 10:47
@Webclon

Und das weißt du weshalb besser als jemand, der den Kram studiert?

Webclon 
Beitragsersteller
 26.11.2020, 10:49
@Tierwesen

Du studierst es meine Freundin ist bereits in dem Beruf tätig und Sie darf als Französisch-Lehrerin kein Englisch unterrichten ist ja auch irgendwo verständlich oder? Was ist dein Problem, was denkst du wer du bist das du alles machen kannst? Als ERSATZLEHRER darfst du einspringen für die AUFSICHT mehr auch nicht....

Tierwesen  26.11.2020, 10:53
@Webclon

Ist sie als GRUNDSCHUL-Lehrerin tätig?

Selbst wenn, daraus, dass sie als Französich-Lehrerin kein Englisch unterrichten darf, schließt du, dass man generell an der Grundschule nur die Fächer unterichten darf, auf die man seinen Schwerpunkt gelegt hat?

Weshalb habe ich denn Grundbildung in Mathematik beispielsweise gemacht?

Was ist dein Problem

DAS frage ich mich bei dir auch!

Webclon 
Beitragsersteller
 26.11.2020, 10:54
@Tierwesen

"Grundbildung" heißt immer noch nicht das du als ERSATZlehrer volle pulle unterrichten darfst, vielleicht mal die Primzahlen durchgehen das wars dann auch

Tierwesen  26.11.2020, 10:57
@Webclon

Wenn du meinst...

Ist mir gerade echt zu blöd. Ich studiere das, du nicht. In der Grundschule läuft das anders als in der weiterführenden (möglicherweise unterscheidet sich das auch je nach Bundesländern), bei uns ist es so, dass der Grundschullehrer nicht nur für zwei Fächer, sondern für die meisten Fächer zuständig ist, ggf. hat man für bestimmte Fächer wie Musik oder Englisch eine andere Lehrkraft.

Webclon 
Beitragsersteller
 26.11.2020, 10:58
@Tierwesen

Ja wenn du so argumentierst dann passt es ja aber einfach zu sagen ich darf alles...das kann man leicht falsch verstehen.

Tierwesen  26.11.2020, 11:02
@Webclon

Ich habe nirgends gesagt, dass ich ALLES darf. Nur, dass man als Grundschullehrer auch andere Fächer unterrichtet (und unterrichten darf) als die, auf die man während seines Studiums die Schwerpunkte gelegt hat.