Glaubt ihr, dass die selbstauferlegte Schlichtheit dem Katholizismus eher schadet als nutzt?


29.03.2022, 06:31

Aber ich bin mal gespannt, wie es mit der katholischen Liturgie überhaupt weitergeht. Am Synodalen Weg z.B. wollen manche ja das Priestertum und die Liturgie am liebsten ganz abschaffen und die Kirche völlig Protestantisieren.

Ich finde, man muss hier Frauen den Weg zum Priestertum ermöglichen und den Zölibat abschaffen, ohne gleichzeitig das katholische Verständnis aufzugeben. Aber gerade viele deutsche Theologen sind ja evangelischer als die Protestanten.

annie80  29.03.2022, 07:22

Aus welcher Kirche stammt das oberste Bild?

Hessen001 
Beitragsersteller
 30.03.2022, 01:31

Laut Internet: Rottenbucher Stiftskirche Mariä Geburt

8 Antworten

Man muss gar nichts. Es geht nicht darum, was Menschen wollen, sondern was Gott will. Mit dem Ende des Zölibates würde auch ein ganz anderes Priesterbild entstehen, das sollte man sich auch klar machen. Die Lebensform Jesu ist eine Berufung und wenn man die hat, sollte man ihr auch die Treue halten.

Dass Frauen keine Priesterinnen werden können, wurde bereits entschieden und diese Festlegung ist sogar aus Sicht der Glaubenskongregation dogmatisch zu werten. Die Gründe dafür werden ausgiebig erklärt und sind schlüssig. Das Priesteramt sollte nichts mit Macht zu tun haben, es ist ein Dienst, zu dem Christus aus gutem Grund Männer berufen hat - während Frauen genug Möglichkeiten haben, ihre Charismen in der Kirche zu verwirklichen. Die Kirche muss sich nicht dem Zeitgeist und auch nicht der ev. Kirche anpassen. Das Höchste ist im übrigen der Gehorsam und nicht das, was man als eigenes Recht ansieht. Keiner wird heilig ohne Gehorsam.

Ansonsten ist im Kirchenraum das Wichtigste, was in der Hl. Messe passiert. Mag sein, dass Gefühle mehr in prachtvollen Kirchen entstehen können, aber kommt es überhaupt auf unsere Gefühle an, die auch täuschen können. Es ist immer der gleiche Herr, ob ich ihn nun in einer der alten Kirche empfange oder in einer eher nüchternen Kirche. Wichtig ist, dass sich die Amtsträger der Kirche und der Liturgie nicht verweltlichen.

Wie ich in einer anderen Antwort geschrieben habe, gefallen mir (evangelisch-reformierter Christ) katholische Kirchen.

Wenn sie jedoch so aussehen, wie auf deinem Bild ganz oben, dann "erschlägt" mich das Gold und die Ausstattung. Da sehe ich dann wenig von einem Himmelreich.

Im Gegenteil. Da denke ich dann, wie vielen Menschen in finanzieller Not man mit dem Geld hätte helfen können. An Ort und weltweit.

Ich erinnere mich dann an eine Karikatur. Man sieht eine Kirche (ob katholisch oder evangelisch steht nicht) und ein Geistlicher steht andächtig davor. Daneben steht eine andere Person und schaut auf eine fahrbare Suppenküche. Dem Sinn nach sagt der eine zum anderen: "Sieh nur, wie gut am Himmelreich Gottes gebaut wird!"

In Bezug auf die Kargheit der Kirchen hat man wahrscheinlich etwas anderes von der Reformation übernommen. Im Zentrum des heiligen Ortes soll Gott/Jesus/das Bibelwort stehen und nicht die Ablenkung durch Gemälde, Figuren und "Gold".


Hessen001 
Beitragsersteller
 30.03.2022, 01:32
Im Gegenteil. Da denke ich dann, wie vielen Menschen in finanzieller Not man mit dem Geld hätte helfen können. An Ort und weltweit.

Naja, DAS hat Judas zu der Frau mit dem Öl auch gesagt :)

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Das ist eine Frage der Zeit und der vorherrschenden Spiritualität. Schlichte Kirchen gab es ja lange genug bis zum Ende der Romanik. Auch gibt es sehr moderne Kirchen, die der Sammlung eines reizüberfluteten Zeitgenossen mehr helfen als im Hochbarock oder im Rokoko. Aber das traf wahrscheinlich weniger das Lebensgefühl in der Barockzeit.

Wirklich kirchenbauliche Sünden hat man im 20. Jahrhundert etwa ab 1930 bis Anfang der 70er Jahre. Dann wurde es wieder besser. Übrigens, die künstlerisch schlechtesten Kirchen nach meiner Meinung, wurden noch in der Zeit vor der Liturgiereform gebaut, von wenigen Ausnahmen abgesehen.

Du vermischt Zeitgeist/Geschmack/Architekturepoche mit der würdigen Feier einer Eucharistie.

Jede Kirche ist aus diesen Zeitgeist/Geschmack/Architekturepoche entstanden und das hat sehr wenig mit der Würde der Liturgie zu tun. Schon immer entstanden Gebäude, Bilder, Skulpturen im jeweiligen Zeitgeist. Die von Dir gezeigte Stiftskirche von Rottenbuch ist halt nunmal Rokoko, deswegen völlig überladen. Wenn ich meinen romanischen Dom ansehe, da ist nichts drin, außer Stein. Um 1100 war das halt mal so. Mit der Gotik kamen die Farben, im Barock fast nur noch Farben und Schnörkel usw. = Zeitgeist.

Das sich Architektur und Geschmack ändern und ein schlichter Raum mich leichter auf das Geschehen am Altar konzentrieren lässt liegt auf der Hand. Die Liturgiereform ging ja um den Inhalt, nicht um die Architektur von Kirchen. Eine "tätige Mitfeier" der Gemeinde stand im Mittelpunkt, die Architektur hat sich angepasst: die Menschen sitzen um den Altar, nicht mehr davor, der Volksaltar im Mittelpunkt, lästiger Schmuck, der Augen und Aufmerksamkeit ablenkt, fiel weg. Das hat nichts damit zu tun, dass sich schlichte Kirchen dem Protestantismus anbiedern. Ganz im Gegenteil. Ich kann mich viel besser auf das konzentrieren, was am Altar geschieht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Ich finde, durch solche Schlichtheit geht viel Verständnis für die Realpräsenz Gottes verloren sowie viel Freude und Sakralität.

Ich finde das ist alles nur Prunk und Protz und lenkt vom Wort Gottes ab. Jesus selber stand auf einem simplen Berg und predigte. Das Wort stand im Mittelpunkt und nicht die Bildchen. Zumal in solchen Protzbauen Bilder von Jesus hängen, ein weißer Mann, europäischer Natur, der so gar nichts mit den Menschen aus dem Jordan Gebiet zu tun hat. Teilweise wird auch Gott dargestellt. Entweder als schwebendes Auge, oder als Hand die irgendwo aus einer Wolke heraus ragt. Sowas ist laut gebot eigentlich auch verboten.

Hinzu kommt noch, dass diese Bauten damals Statements waren von den Gönnern, welche die Bauherren bezahlten oder den Kirchenherren viel Kohle gaben für das Bauvorhaben. Diese Leute sieht man dann in Bildchen mit eingearbeitet. Da stehen dann um eine sehr hellhäutige Maria mit dem hellhäutigem Jesuskind lauter Leute drumherum. Kaufmänner, Edelleute, oder auch regierende Adelige. Statement halt.

Ich halte davon gar nichts. Ich bin ohne Kirche im Glauben unterwegs. Wie heißt es so schön in Matthäus 6:6... Du aber, wenn du betest, geh in dein Kämmerlein und schließ deine Türe zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen