Gibt es einen Fachkräftemangel oder sind die Arbeitsbedingungen schlecht?
Ich höre und lese immer vom Fachkräfte Mangel von der Unternehmensseite.
Doch wenn ich mir mal die Unternehmen anschaue wird mir direkt klar, weshalb die Menschen dort nicht arbeiten wollen.
40 Stunden die Woche + Überstunden + Mindestlohn + Gesetzliche Mindesturlaubszeit + weiter Weg.
Es werden keine Benefits angeboten.
Auch bei meiner Suche nach Praktika (für mein Studium) habe ich die gleiche Erfahrung. Super schlechte Arbeitsbedingungen + unbezahlte Praktika.
Da verdiene ich ja mehr als ungelernte Kraft oder Arbeitsloser.
Gibt es einen Fachkräftemangel oder sind die Arbeitsbedingungen schlecht ?
16 Antworten
Es gibt sicher auch Fachkräftemangel, aber bei vielen Unternehmen hast du einfach Recht. Wenn man gute Leute will, muss man halt auch was bieten. Und das fängt schon beim Supermarkt an, wo man ja seit Ewigkeiten "händeringend" nach Leuten sucht. Weiß halt mittlerweile jeder, dass man dort wie Müll behandelt wird.
Geht ja nicht nur um Geld. Irgendwann müssen Unternehmen halt mal einsehen, dass man Mitarbeiter auch gut behandeln muss. Jedes Mal, wenn ein Unternehmen zahllose Mitarbeiter entlässt, weil die Zeiten ja so schlecht sind, die Manager aber trotzdem ihre Boni kriegen (wofür? Wenn die Zeiten schlecht sind, habens ja offensichtlich ihren Job nicht richtig gemacht), wird mir schlecht. Und dann immer dieses verlogene "Mein Gott, es fällt mir ja so wahnsinnig schwer, aber es geht ja gar nicht anders. Das tut mir mehr weh als dir". Zum Kotzen.
Nur einmal zur Klarstellung, wo wir (Deutschland) im Vergleich bei der Arbeitszeit stehen: Liste der Länder nach Arbeitszeit – Wikipedia - ach so: scrolle ganz zum Ende. Du erkennst, dass Du diesbezüglich massiv auf dem Holzweg bist.
Durch die heutzutage niedrige Geburtenrate und die nun anstehende Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge in den 60ern gibt es enormes Defizit an Arbeitskräften. Auf der anderen Seite steht bei manchen die "Work-life-Balance" ganz vorne und damit auch der Wille, dieses "Loch" zu stopfen.
Die Anzahl der unbesetzten Ausbildungsplätze ist stabil über 10% (Aktuelle Eckwerte - Statistik der Bundesagentur für Arbeit (arbeitsagentur.de)) und wenn ich mich beim mir Umfeld so umschaue, suchen die Firmen händeringend nach ausgebildeten Mitarbeitern oder solchen, die es wirklich werden wollen.
Was vorher nicht ausbildet wurde, steht nachher nicht zur Verfügung.
Das zu bewundernde Ergebnis des Neoliberalismus.
Was schlecht bezahlt wird, für zu actio = reactio, "wenn ihr so tut als würdet ihr uns bezahlen, tun wir so, als würden wir arbeiten".
Arbeit, die sich nicht lohnt, bleibt liegen.
Ja bei der BIg4 erhält man um die 20€. Deshalb will jeder dort ein Praktikum machen. Die Plätze sind aber Rar.
In einigen Bereichen wie z.B. dem Handwerk und der Pflege gibt es den.
Würden dort die Gehälter steigen und die Arbeitsbedingungen besser , könnte sich das positiv ändern.
In meinem früheren Job wurde ich stark unter Druck gesetzt - alle festangestellten eingearbeiteten wurden entlassen oder umgesetzt so dass Leiharbeiter die Zeiten komplett kaputt machten, auf Hoffnung eingestellt zu werden
Zu viel Arbeit, schlechte Qualität und jegliche Probleme hingen plötzlich an mir - bis es zum burnout kam und ich nur knapp an der Verzweiflung vorbei kam
Niemehr Firmen die nur auf Profit schauen
Das stimmt. Beim Praktikum wird mir einfach 0€ angeboten für 3 bis 6 Monatiges Arbeiten.
Da zahlt sich die Miete nicht selber. Angemessen wären 14-15€ pro Stunde. Unternehmen die die 4-Tage-Woche haben werden beispielsweise überrannt.