Gibt es eine Liste der abrogierten Verse des Koran?


02.04.2023, 16:33

Mir kommt in dem Zusammenhang eine weitere Frage: wer entscheidet eigentlich, welche Verse als abrogiert gelten? Ist das ein Gremium oder muss das jeder Lehrer für sich entscheiden? Ergibt sich das schlüssig aus dem Text des Koran selbst?

Gryffindor123  02.04.2023, 16:50

Was für eine Diskussion?

RStroh 
Beitragsersteller
 02.04.2023, 22:29

Ganz allgemein, meistens hier im Forum.

Gryffindor123  02.04.2023, 23:16

Deine Frage beantwortet es schon. Als unwissender ist man nicht dazu befugt islamische Diskussionen zu führen. Das überlassen wir die Gelehrten und die Wissenden.

RStroh 
Beitragsersteller
 03.04.2023, 18:46

Und was sagen die Gelehrten und Wissenden?

Nehmen wir die Aufforderung, Juden und Christen zu töten.

Eine ganz einfache Frage: wurde dieser Vers abrogiert?

5 Antworten

Jeder ist befugt islamische Diskussionen zu führen. Allerdings sollte man sich die Mühe machen den Koran, die Sira (Mohammeds Biografie) und die Hadithen (Mohammeds Traditionen und Aussprüche) zu lesen. Und ja, die früheren Mekka-Suren werden durch die späteren Medina-Suren für ungültig erklärt, wenn sie sich widersprechen. Das kommt daher dass Mohammed in Mekka noch keine Macht hatte und so Toleranz zeigen musste. Später aber in Medina hatte er eine Armee. Und dann war es vorbei mit Toleranz. Dann wurde jeder getötet der nicht zum Islam konvertieren wollte.

Und so handelt der Islam bis heute. Solange er schwach ist, ist er tolerant. Doch sobald Muslime die Oberhand haben, wird Allahs Gesetz, die Sharia im Land eingeführt und die Kuffar umgebracht, wenn sie sich nicht ergeben. Die Sharia gilt auch für uns Ungläubige. Für den Anfang empfehle ich die CSPI und CSPII-Bücher von Bill Warner. Erstklassiges Lernmaterial leicht verständlich gemacht.

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RStroh 
Beitragsersteller
 07.05.2023, 21:56

Vielen Dank!

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Manche Gelehrte sagen das. Ich stimme der Meinung aber nicht zu.

Denn aus dem Koran wird nichts ungültig. Die Sachen, die angeblich abrogiert wurden, sind immer noch gültig.

Zum Beispiel wird gesagt, dass allgemeine Verse durch speziellere abrogiert wurden. So wie bei der schrittweisen Einführung des Alkoholverbotes. Da hieß es auch erst, man soll nicht berauscht zum Gebet kommen, bis es weitere Verse gab, die am Ende den Alkoholkonsum komplett verboten haben.

Aber es ist dabei doch völlig logisch, dass trotzdem noch gilt, man darf nicht berauscht beten. Ein komplettes Alkoholverbot schließt doch auch diese Sache mit ein. Diese Sache ist doch deshalb nicht aufgehoben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid

RStroh 
Beitragsersteller
 02.04.2023, 22:33

Was ist mit Versen, die sich ausschließen?

z.B der viel zitierte Schwertvers. Gilt der noch oder nicht?

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BelfastChild  03.04.2023, 00:18
@RStroh

Der Schwertvers (9,5) hatte einen defensiven Offenbarungsgrund gehabt. Lies mal Vers sechs und sieben derselben Sure.

Als sich während der Expansions- und Eroberungsphase des Islam viele Religionsgelehrte (ulama') der Patronage des Kalifen erfreuten, erarbeiteten sie eine logische, legitimierende Begründung für die Kalifen, wie diese ihre imperialen Träume ausleben und die Grenzen ihrer Reiche ausdehnen könnten. Die Ulama sagten einfach, die "Schwertverse" würden die früheren Koranverse, die den Dschihad auf einen Verteidigungskrieg beschränkten, aufheben oder überlagern. Tatsächlich wird die vollständige Intention von Versen wie "Wenn die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Heiden, wo immer ihr sie findet" verfehlt oder verzerrt, wenn man diese Verse aus dem Zusammenhang reißt.

Quelle: Von Kopftuch bis Scharia von Prof. John L. Esposito, S. 150

Problematisch war oder ist die Ansicht zu Vers 29 der neunten Sure:

Bereits in den frühen Werken zum islamischen Recht wurde eine grundsätzliche Zweiteilung der Welt entwickelt, die bis ins 20. Jahrhundert hinein mit Modifikationen Grundlage der Erörterungen war. Dem islamischen Herrschaftsgebiet (dar al-Islam, „Haus des Islam“), auf dem die Normen der Scharia durchgesetzt werden, stand der grundsätzlich als feindlich und rechtlos angesehene Rest der Welt als „Haus des Krieges“ (dar al-harb) gegenüber. Dauerhafte Friedensschlüsse ließ die klassische Doktrin nicht zu, sondern nur zeitlich begrenzte Waffenstillstände im Falle der eigenen Unterlegenheit. Im Übrigen blieb der – von den Schriftgelehrten zweifellos vor allem militärisch verstandene – Einsatz zur Ausbreitung der der Religion (Dschihad) im Sinne der Erweiterung muslimischen Herrschaftsterritoriums religiöse Pflicht einer hierfür hinreichenden Zahl von Gläubigen (fard kifaya). Einschränkungen des Dschihad auf diejenigen von Nicht-Muslimen beherrschten Gebiete, die sich im Konflikt mit der islamischen Herrschaft befanden, konnten sich nicht durchsetzen. Die klassische Lehre bezog sich hierbei nicht auf diejenigen Koranverse, die eine nur defensive Ausrichtung gegen Angriffe erkennen lassen, sondern betrachtete diese durch die „Schwertverse“ in Sure 9,29 ff. als abrogiert (vgl. zur Abrogation oben II.I). Wohl nicht zufällig wurde diese Lehre in der Zeit militärischer Expansion unter den Umaiyaden und den frühen Abbasiden entwickelt.
Die Verse, die zu einem Kampf gegen die "Ungläubigen" bzw. "Bilderverehrer" aufrufen, werden heute allgemein als (nur) auf die heidnischen Mekkaner zu Lebzeiten Muhammads bezogen angesehen. Das vorhandene Schriftmaterial bedarf der Interpretation, wobei die Haltung der Interpreten von entscheidender Bedeutung ist, die maßgeblich von den unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geprägt wurde und wird.

Quelle: Das islamische Recht: Geschichte und Gegenwart von Prof. Dr. Mathias Rohe, 3. Auflage 2011, Seite 149

Dieser Vers machte endgültig den Weg frei für die Islamische Expansion:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hudna

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RStroh 
Beitragsersteller
 03.04.2023, 18:43
@BelfastChild

Ist der letzte nun abrogiert oder nicht?

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BelfastChild  04.04.2023, 04:01
@RStroh

Welchen Vers meinst du genau? Rohe rezipiert den Gelehrtenkonsens. Demnach abrogiert Sure 9,29 Verse wie Sure 8,61:

61Und wenn sie sich dem Frieden zuneigen, dann neige auch du dich ihm zu und verlasse dich auf Allah! Gewiß, Er ist ja der Allhörende und Allwissende.

Lies die Exegese zu Sure 9,29, klicke hier.

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Im Islam werden abrogierte Verse als Mansukh als auch Nasikh bezeichnet. Du kannst Listen in folgenden Bücher finden:

  1. Al-Nasikh wal-Mansukh von Al-Suyuti
  2. Al-Itqan fi Ulum Al-Quran von Al-Suyuti.

RStroh 
Beitragsersteller
 02.04.2023, 22:33

Danke! Was ist der Unterschied zwischen beiden Arten?

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MaxIpsum  03.04.2023, 01:32
@RStroh

Der Unterschied zwischen Mansukh und Nasikh besteht in der Gültigkeit von Koran- oder Hadithversen. Mansukh ist ein aufgehobener Vers, während Nasikh ein gültiger Vers ist.

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Abrogation welche Weisheit hat es? Um die Muslime zu prüfen das war eine Probe wer zu Botschaft treu bleibt.

Was abrogiert wurde

- trinken des Alkohols später wurde es verboten

- gebetsrichtung von Jerusalem nach Mekka


RStroh 
Beitragsersteller
 02.04.2023, 16:32

Ist die Liste vollständig? Ich habe wesentlich mehr Verse in Erinnerung.

Was ist mit der Aufforderung an Muslime, Juden und Christen zu töten? Wurde dieser Vers abrogiert?

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Habilzupot  02.04.2023, 16:35
@RStroh

Ist die Liste vollständig? Ich habe wesentlich mehr Verse in Erinnerung

Habe paar Dinge genannt

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Tennis92927  02.04.2023, 18:54
@RStroh

Du meinst Sure 9 Ayah 29? Kennst du überhaupt den Kontext?

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Ja, es gibt im Netz eine Liste. Die habe ich letzte Woche gesehen, als ich nach Abrogation gegoogelt habe,

Zuerst kam Wiki und irgendwie (ein Link?) kam ich auf die Liste.