Gibt es 100% bibeltreue Christen? Wo kann man diese finden?
Vorab:
Das ist keine Spaßfrage. Die Antwort: "Nein, so etwas gibt es nicht, keiner lebt wirklich voll nach der Bibel würde ich akzeptieren". Was allerdings bedeuten würde, dass sich die Leute schon die Bibel so auslegen, wie es "ihnen in den Kram passt" und Vorteile bringt. Ist das wirklich zulässig?
Matthäus 5,39:
"Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar. Und so jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel. Und so dich jemand nötigt eine Meile, so gehe mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem, der dir abborgen will."
Das würde bedeuten, wer wirklich nach der Bibel lebt, der darf keinen Wunsch abschlagen. Ich denke mir da: Das klingt doch sehr "nützlich". Ich würde das nicht ausnutzen, aber sagen wir mal, man will umziehen und keiner hat sonst Zeit und Lust.
Gibt es also so einen Christ und falls ja, wo finde ich den?
17 Antworten
Der Kontext dieser Stelle ist völlig anders. Es geht dabei nicht darum, ausgenutzt zu werden und dies freudig zu erdulden, sondern um ganz konkrete Beispiele aus dem damaligen Alltag:
Vers 39: Bei Angriffen gegen die eigene Würde ("rhapizo" war eine schlimme Beleidigung und kein körperlicher Angriff) soll man sich nicht rächen. Hier geht es darum, Streit zu vermeiden und zu deeskalieren.
Vers 40: Dies ist ein Beispiel aus einem Gerichtsprozess zur persönlichen Bereicherung. In Vers 42 geht es um Verstöße gegen das Besitzrecht. In beiden Fällen soll auf das persönliche Recht verzichtet werden (um des Friedens willen).
Vers 41: Hier geht es um Übergriffe auf die persönliche Freiheit. Die römischen Soldaten hatten damals das Recht, die Israeliten zu zwingen, ihre Ausrüstung für eine Meile zu tragen. Hier sollen kein Ärger veranstaltet werden, sondern die Ausrüstung einfach doppelt so lange getragen werden wie vorgeschrieben. Das bringt den Soldaten vielleicht sogar zum Nachdenken...
Es geht also um Frieden, Nächstenliebe, andere segnen usw.
Aber nicht darum, ausgenutzt zu werden!
Ich versuche nach der bibel zu leben.
Hie die erklärung anhand der Bibel:
Jesus gibt den Rat, wie man mit jemandem umgehen soll, der einen verletzt oder beleidigt: „Leiste einem schlechten Menschen keinen Widerstand, sondern wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin“ (Matthäus 5:39). Das soll nicht heißen, man dürfe sich nicht verteidigen, wenn man selbst oder ein Angehöriger angegriffen wird. Jesus spricht hier von einer Ohrfeige, durch die niemand ernsthaft verletzt oder getötet wird. Er will sagen, dass man nicht zurückschlagen soll, wenn jemand versucht, einen durch eine Ohrfeige oder Beleidigung zu provozieren.
Das stimmt. Aber wenn diese Person nicht daran denkt dich zu fragen, hast du ein reines gewissen
Heißt, wenn ich dir hier und jetzt sage: ich brauche dringend 1000€ um Schulden zu begleichen - dann musst du mir 2000€ geben?! - Dann betrachte diese Frage als rhetorisch und die Aussage als gegeben ...
Niemand kann sich komplett an die Bibel halten. Man kann alles glauben, wie es in der Bibel steht, ohne zu interpretieren oder daran zu zweifeln, aber daran halten ist unmöglich. Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst - das Gebot und die Propheten - ist von keinem Menschen einhaltbar, jeder hat gesündigt und dagegen verstoßen. Die Bibel richtet den Menschen und prüft Herz und Nieren. Man kann alles glauben ohne zu interpretieren. Aber halten kann man es nicht. Das glauben nur die Heuchler, die glauben, komplett nach dem Willen Gottes zu leben.
Lt. den Selbstdarstellungen mancher Christen hier könnte man annehmen, dass es hier bei GF so um die 98% sind die sich danach richten und auch Prophezeiungen von sich geben, besonders über Leute, die ihnen keine wohlgefälligen Antworten oder Kommentare schreiben.
Besonders fallen die "Wiedergeborenen" auf, andereseits auch diejenigen die behaupten, "Gewissheit" zu besitzen. Du findest hier Leute, die mit Gott oder Jesus sprechen, oder von Dämonen und Geistern umgeben sind die sie belästigen.
Solche Dinge sind doch 100% bibelgetreu, du solltest mal die Antworten und Fragen durchgehen, die in den Themen "Religion" und "Jesus" geschrieben werden, dann siehst du das vielleicht.
Ja, all diese Leute findet man auch im "Real Life", aber die sind mir nicht gerade "zu Diensten".
Sogar bei penetranten Sekten, die man kaum von der Haustüre wegbekommt ist das so. Jedesmal, wenn ich mit dieser Stelle komme und sage "Ihr müsst erstmal bei mir den Rasen mähen" nehmen diese reiß aus. Sogar die sonst penetranten. Und das ist kein Scherz.
Die halten sich an ihre Regeln, 2Kor 6,14 und 17: "Arbeitet nicht mit Ungläubigen zusammen. Denn was hat die Gerechtigkeit mit der Ungerechtigkeit zu tun? Was hat das Licht mit der Finsternis gemeinsam?"
Und bedenken das, Ps 10,7-11: "(Der Ungläubige) flucht, lügt und betrügt. Er lauert Unschuldigen auf und erwürgt sie heimlich..."
Es gibt zumindest Christen, welche sich als "bibeltreu" bezeichnen. Diese Bezeichnung ist vor allem in der evangelikalen Bewegung üblich, außerhalb eher selten.
Allerdings gibt es unter evangelikalen Christen keinen Konsens darüber, wie "bibeltreu" zu definieren ist. Zum Beispiel in der Frage der Irrtumslosigkeit der Bibel: Manche Christen, welche sich als "bibeltreu" bezeichnen, vertreten die absolute Irrtumslosigkeit der Bibel (nicht nur in theologischen, sondern auch in historischen und naturwissenschaftlichen Aussagen). Wiederum andere Christen, welche sich ebenfalls als "bibeltreu" bezeichnen, lehnen diese Lehre ab und beziehen die Lehre von der Irrtumslosigkeit der Bibel nur auf Aussagen, welches das Heil des Menschen betreffen und gehen von historischen und naturwissenschaftlichen Irrtümern in der Bibel aus.
Ich verstehe unter "bibeltreu" das Gegenteil von "bibelkritisch". Aber auch hier würden mir manche evangelikale Theologen widersprechen, da sie kein Problem damit haben die Arbeitsschritte der historisch-kritischen Methode auf die Bibel anzuwenden.
Aber auch hier würden mir manche evangelikale Theologen widersprechen, da sie kein Problem damit haben die Arbeitsschritte der historisch-kritischen Methode auf die Bibel anzuwenden.
Die HKM ist ein ganzes Bündel an Methoden von durchaus unterschiedlicher Qualität. Textkritik ist allgemein anerkannt (auch von den meisten "Fundamentalisten"), die Quellenscheidung ist eine Pseudowissenschaft. Der Rest ist irgendwo dazwischen.
Gegen die Textkritik ist grundsätzlich nichts einzuwenden, da es "nur" darum geht, eine möglichst ursprüngliche Fassung des biblischen Grundtextes zu rekonstruieren. Allerdings ist der Begriff "Textkritik" irreführend, da es ja eigentlich nicht um eine Kritik am Text geht. Mit Arbeitsschritte der historisch-kritischen Methode habe ich die Literarkritik, Formgeschichte und Redaktionsgeschichte (nach Jürgen Roloff) gemeint.
Die Quellenscheidung ist (leider) auch in die evangelikale Theologie eingedrungen
Allerdings ist der Begriff "Textkritik" irreführend
"Kritik" ist hier so gemeint wie bei Theaterkritik: Ein Urteil. Gilt auch für andere Bereiche der HKM: Textkritik fällt ein Urteil, wie der Urtext aussah, Stilkritik fällt ein Urteil, welcher Stil benutzt wird, ...
Mit Arbeitsschritte der historisch-kritischen Methode habe ich die Literarkritik, Formgeschichte und Redaktionsgeschichte (nach Jürgen Roloff) gemeint.
Literarkritik kann sinnvoll sein, sollte sich aber auch auf solide Erkenntnisse literarischer Kategorien im Altertum gründen. Die damit oft verbundene Stilkritik ist im Grunde angewandte Statistik, nur sind wenige Theologen in Statistik so fit, dass sie mögliche Fallen erkennen.
Formgeschichte enthält (jedenfalls beim NT) einen Methodenfehler (habe ich von Prof. Haacker).
Redaktionsgeschichte ist ziemlich spekulativ, da sind Ergebnisse, die mehr als bloßes Schreibtischkonstrukt sind, die Ausnahme. Zur Entdeckung von Einschüben anhand unterschiedlichem Stil/Vokabular gilt auch wieder, dass Theologen da meist zu wenig Statistikkenntnisse haben (bei weniger als 100 Worten ist jedes solche Urteil unsicher, je kleiner desto mehr).
Die Quellenscheidung ist (leider) auch in die evangelikale Theologie eingedrungen
Wenn die Quelle bekannt ist, kann man einigermaßen sicher arbeiten (das gilt für Mk als Quelle von Mt und Lk), alles Andere ist Spekulation.
Naja, es wird aber auch niemand verletzt, wenn er mir beim Umzug hilft. Es steht klipp und klar geschrieben:
"Und so dich jemand nötigt eine Meile, so gehe mit ihm zwei."
Sprich, nach dem Umzug müsste die Person eigentlich fragen, was ich sonst noch für Aufgaben hab.