Genus bei Nomen mit -tum?
Hat jemand eine Erklärung für die unterschiedlichen Geschlechter bei Nomen mit der Endung -tum?
Das Heiligtum, Christentum, Kaisertum
aber
Der Reichtum, Brauchtum,
4 Antworten
Das ist in der Tat eine der vielen Unregelmäßigkeiten.
Sprachhistorisch gesehen ist das maskuline Genus bei "Reichtum" völlig normal und regelmäßig, das Wort stammt vom (maskulinen) *rīkijadōmaz ab, das z.B. im Altnordischen ebenso maskulin mit ríkdómur fortgesetzt wurde (und im modernen Schwedisch mit rikedom). Die Wörter, welche auf -dom enden, sind im Schwedischen immer mit der -en Endung in der bestimmten Form ausgestattet (so wie bei "man" > "mannen" (der Mann) auch).
Im Deutschen und im Niederländischen wurde aber irgendwann mal ein Großteil dieser Wörter (bis auf "Reichtum" und "Irrtum") auf -tum in das neutrale Genus überführt (warum auch immer). Also heißt es heute "das Altertum", "das Eigentum" (mit einem Genus, welches von der schwedischen Genuszuordnung abweicht).
Hallo,
kurz und bündig:
Die Nachsilbe tum leitet sächliche Nomen ab. Deshalb heißt es das Christentum, das Eigentum usw. Ausnahmen: der Reichtum, der Irrtum. (https://deutsch-sprache.maxklug.de/erklaerungen/wortarten/nomen/geschlecht/nomen-mit-tum-am-ende)
Lang und breit:
das hat sich im Laufe der Sprachentwicklung so ergeben. Die Frage nach dem Warum?" ist hier ein Energieräuber. Diese Energie sollte man besser ins Auswendiglernen der Artikel zu den verschiedenen Nomen stecken.
Denn
- es gibt zum richtigen Artikel im Deutschen nur sehr wenige Regeln. (*1) Außerdem gibt es zu jeder Regel wenigstens eine Ausnahme – Ausnahmen bestätigen die Regel!
- die Artikel werden je nach Kasus dekliniert.
- es gibt nicht nur standardsprachliche Artikel für Substantive, sondern diese sind auch landschaftlich unterschiedlich (auch wenn man Deutschland, Österreich und die Schweiz miteinander vergleicht) (*2)
- es gibt für Substantive standardsprachlich und fachsprachliche unterschiedliche Artikel. (*3)
- Substantive können mit unterschiedlichen Bedeutungen auch unterschiedliche Artikel haben. (*4)
- bei der Übernahme von (Fremd)Wörtern ins Deutsche werden häufig - aber nicht immer - Analogien gebildet u. ä. Speziell bei der Übernahme englischer (Fremd)Wörter ins Deutsche wird meist der Artikel der deutschen Entsprechung - die es aber nicht immer gibt - übernommen. (*5) Manchmal erhält das Substantiv dann auch einen vom muttersprachlichen Artikel abweichenden deutschen Artikel. (*6)
- Schließlich kann sich der Artikel auch mit der Tageszeit ändern. (*7)
(*1) Das Geschlecht richtet sich (teilweise) nach dem biologischen Geschlecht (*siehe unten):
die Frau – die Lehrerin, die Ärztin, die Fremde, aber: das Mädchen
der Mann – der Techniker, der Lehrer, der Kater, der Fremde
weiblich (= die) sind die Endungen
- heit (Freiheit, Menschheit)
- tion (Information, Kalkulation)
- keit (Heiterkeit, Einsamkeit)
- tung / ung (Zeitung, Vermutung, Meinung, Betonung)
- t (Fahrt, Naht) aber: der Bart
- e (Zunge, Reise, Freude) aber: der Junge etc.
- schaft (Mannschaft, Bekanntschaft)
- ei (Suffix) (Bäcker-ei, Schreiner-ei, Bücher-ei) aber: das (Hühner)Ei, das Blei, der Schrei, der Brei – Hier ist ei kein Suffix.
männlich (= der) sind die Endungen
- er (Finger, Fehler) aber: das Fenster, die Leiter
- ling (Frühling, Sperling)
sächlich (= das) sind wiederum die Endungen
- chen / -lein wiederum sind Mädchen, Mäuschen, Tischlein, Entlein
chen und lein machen die Wörter klein! heißt es im Deutschen.
Das Geschlecht kann an der Bedeutung erkennbar sein:
weiblich:
- Motorradmarken (von: die Maschine) – die Harley-Davidson, die Yamaha
männlich:
- Tageszeiten – der Abend, der Vormittag, der Nachmittag aber: die Nacht
- Wochentage – der Montag, der Freitag, der Samstag
- Monate – der Mai, der Dezember
- Jahreszeiten – der Frühling, der Sommer, der Herbst und der Winter
- Himmelsrichtungen – der Norden, der Osten, der Süden, der Westen
- Wetter – der Wind, der Schnee aber: die Wolke
- alkoholische Getränke – der Wein, der Cognac aber: das Bier
- Automarken – der Audi, der BMW
sächlich:
- Farbnamen: das Blau, das Violett
(Quelle u.a.: deutschalsfremdsprache.ch)
[ - die Nachsilbe tum leitet sächliche Nomen ab. Deshalb heißt es das Christentum, das Eigentum usw. Ausnahmen: der Reichtum, der Irrtum. (https://deutsch-sprache.maxklug.de/erklaerungen/wortarten/nomen/geschlecht/nomen-mit-tum-am-ende)]
*siehe oben: Das mit dem biologischen Geschlecht muss man noch differenzieren, sonst fällt man auf den Grundsatzfehler der Genderisten rein.
Zum einen gilt die vorstehende Behauptung natürlich nur für Wesen mit einem biologischen Geschlecht, nicht für Sachen, Abstraktes, den lieben Gott, usw.
Bei Personenbezeichnungen gibt das Femininum (die) im Singular eine Frau an. (Auch das mit Ausnahmen: die Person, die Wache, und einige andere)
Bei Personenbezeichnungen gibt das Maskulinum (der) im Singular einen Mann an oder eine Person unbekannten oder unbestimmten biologischen Geschlechts. (Mein Dank dafür geht an den gf-User RudolfFischer.)
(*2) Wo ich wech komm
sagt man z.B. die Fanta (Cola, Sprite),
wo ich jetzt dahoam bin, im
sagt man z. B. das Fanta (Cola, Sprite).
(*3)
(*4) der Moment = der Augenblick (https://www.duden.de/rechtschreibung/Moment_Zeitpunkt_Zeitspanne)
das Moment = 1. Gesichtspunkt; 2. Produkt/Physik (https://www.duden.de/rechtschreibung/Moment_Umstand_Produkt)
(*5) die Python wg. die Schlange (die Viper, die Natter, ...)
(*6) der Python (griechisch) die Python (deutsch)
(*7)
Eine nette Lektüre zum Thema findest du hier: https://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-der-butter-die-huhn-das-teller-a-432890.html
AstridDerPu




Hallo DeinDilemma
Maskulin oder neutral - mehr Regeln gibt's dazu nicht.
LG
Substantive, die mit dem -tum-Suffix enden, sind entweder Maskulina oder Neutra. Eine detailliertere Regel gibt es da m.W. nach nicht.
PS: Brauchtum ist ein Neutrum.
Huch, stimmt ja! Dann betrifft die Ausnahme nur das Wort „Reichtum“. Danke auch für die Erklärung! :-)
Klasse, damit ist es ja geklärt! :) Danke!