Frage nach ethnischer/geographischer Herkunft schon rassistisch?

10 Antworten

Wie du gemerkt hast, war es gar nicht die Frage nach dem "wo" sondern (d)eine schubladoide Vermutung, er sei Schwabe, die den Badener (nicht https://de.wikipedia.org/wiki/Badenser) zurecht - echt oder gespielt - empört hat...

IMHO hat aber beides nichts mit Rassismus oder so zu tun - solange du nicht herablassend sowas sagst "ach guck ein Bayer/Friese/Sachse/Türke/Maori... - habt ihr denn schon fließend Wasser daheim?..."

Die Frage ist - hoffentlich ernsthaftes - Interesse nach der Geschichte des Einzelnen. Habe da schon öfter die Erfahrung gemacht, dass Leute sich sehr freuen wenn man sich z. B. nach der Familie erkundet oder dem Heimatort... Oder (tatsächlich so passiert) z. B. einem Niederländer "schönen Königinnentag" wünscht - weil ich es kurz zuvor im Radio aufgeschnappt hatte... das individuelle ist ja geradezu definitiv das Gegenteil von Rassismus...

Die "Fehlvermutung" sehe ich schon kritischer (aber immer noch nicht rassistisch), v. a. wenn es weniger als Frage formuliert sondern einfach unterstellt wird - da ist das Fettnäpfchen vorprogrammiert, Franken sind keine Bayern, Basken keine Spanier, Sachsen keine Fischköppe und eben Badener(!) keine Schwaben...

Kennt man sich schon ein wenig kann es aber natürlich zum running gag werden, den Kumpel aus NRW der in Bayern wohnt, studiert etc. (zum sticheln...) pauschal mit zu den Fischköppen zu zählen ;o)) - wenn man im Gegenzug mit dem "Norditaliener" oder so genauso klar kommt...

Am besten isses wenn man den eigenen Landsmann (sicher) erkennt wie eine Anektode meiner Großmutter zeigt: weit weg von der Heimat (Basel) erkannte sie den Akzent eines Händlers und sprach ihn einfach in Schwyzerdütsch an, die hart-gutturale Antwort "Worrran haaaben Sie jetzt erkchannt dass ichhh ein Schwayzr bin?" ist heute noch legendär in unserer Familie... ;o))


uteheleneregina 
Beitragsersteller
 17.10.2023, 10:47

Schubladoid? Alle Sprachen kennen eine "Norm" (die hochdeutsche Norm, die aus dem Norden stammt, das in Paris gesprochene Französisch...) und die davon abweichenden Dialekte. Man DARF klassifizieren, zuordnen, einordnen...Ich versuche, meine Ruhrgebietsherkunft zu verbergen, schätze den Münsteraner Karneval (so herrlich stur und schwerfällig) und kann das Sächsische kaum ertragen, was nichts an meiner Wertschätzung ändert. Ich wünschte mir mehr Gelassenheit, auch was ausländische Mitbürger angeht: die besten Gespräche sind die über Land und Leute MIT den Leuten, und dafür braucht es oft die Frage nach der Herkunft als Aufhänger.

myotis  17.10.2023, 12:01
@uteheleneregina

Natürlich darf man das (solange man den andern dadurch nur einschätzt und nicht abwertet...) und es ist auch ein natürliches Verhalten...

...wenn man es aber dann auch noch kundtut, dann muss man sich nicht über Gegenwind wundern, wenn man falschliegt oder gar den "falschen" Begriff nimmt... ;o)

...man KÖNNTE aber auch die "Klassifizierung" nur für sich selbst vornehmen und eher gezielt, aber unverbindlich fragen oder mit was nettem typischem "antesten" als mit der "Schublade" rauszuplatzen ;o))

uteheleneregina 
Beitragsersteller
 17.10.2023, 12:12
@myotis

Abschließend: ich bin verbindlich, halte mich für taktvoll und recht gut erzogen; das Gespräch mit meinem Arzt über unsere gemeinsamen Verbindungen nach Süddeutschland (Herkunft bzw. familiäre Beziehungen) verlief freundschaftlich, und die anschließende Behandlung war schmerzfrei (!!!).

myotis  17.10.2023, 14:06
@uteheleneregina

Du, das war keinerlei Vorwurf gegen Dich, zumindest keineswegs so gedacht, nur eine kleine (allgemeine!) "Analyse" als Antwort auf Deine Frage (hier in GFN) ob/wie man so eine Frage (nach der Herkunft) auch als "Angriff" verstehen kann = klar, kann man, wenn man empfindlich ist (Empfänger) oder was falsch verstanden wurde (beide) oder weniger verbindlich ist (Sender) als Du es offenbar bist = ist doch bestens so! ;o)

Ich wurde neulich auch von der türkischstämmigen Kollegin gefragt, ob ich 100% deutsch sei, oder ob ich Vorfahren aus anderen Ländern hätte.

Ich verstand zuerst gar nicht, was sie eigentlich wollte. Dann verschlimmbesserte sie noch mit der Frage ob ich denn so biodeutsch sein. Da bekam ich dann fast einen Lachanfall und war mir nicht ganz sicher, ob sie mich für den Nazi vom Dienst hielt.

Unterm Strich hat es sie auch nur interessiert, ob meine Vorfahren auch andere Teil des Welt gesehen hätten. Es war dann eine nette Unterhaltung.

Hi,

ertens ist das keine Frage im eigentlichen Sinnen sondern ein Statement. Aber deshalb schreibe ich nicht, denn ich halte deine story für einen Fake.

Nach der Rechtschreibung kann man das Wort auch Badenser schreiben, es hat dann aber für den Badener eine abwertende Bedeutung. Fast jeder Bürger von Karlsruhe oder andere aus dem Gebiet Badens, der stolz auf seine Heimat ist, sagt BADENER nicht Badenser. Das ist ein Schimpfwort der Würtemberger Schwaben für die Einwohner Badens.

Woher ich das weiß:Hobby – Nebenfach Studium

myotis  17.10.2023, 10:19

sooo isch's ;o)

uteheleneregina 
Beitragsersteller
 17.10.2023, 10:34

Ich kenne nur den Begriff "Badenser", zumal mein Vater in Karlsruhe studiert hat. Falls nicht korrekt, Asche auf mein Haupt. Dass gewisse Animositäten immer noch existieren, wusste ich nicht; von solchen war die Rede in einem Fernsehbeitrag zur Gründung des Landes Baden-Württemberg vor ich weiß nicht wie vielen Jahren. Und Fake? Warum sollte ich? Versuche, meine Ruhrgebietsherkunft zu kaschieren, lebe heute bei Köln, habe Familie in...

binschonda100  17.10.2023, 11:23
@uteheleneregina

weil de angebliche befragte Karslruher das sicher nicht sagen würde. Nur darum geht es.

Das ist so, wenn auf einer Straßnebahnschiene ein Offenbacher und ein Frankfurter stehn, und der Frankfurter sagt, Achtung, da kommt die Tram. Und der Offenbacher antwortert, Oh ja , da müssen wir aber rennen, bis die nächste Weiche kommt.

uteheleneregina 
Beitragsersteller
 17.10.2023, 11:28
@binschonda100

Gut, dann hat mir halt die Erinnerung einen Streich gespielt und der Arzt de facto gesagt, dass er aus Karlsruhe stammt. Haare spalten...

Man ertappt sich selbst dabei, sich diese Frage lieber zu verkneifen. Es könnte ja auch jemand sein, der in Deutschland geboren und deutscher Staatsbürger ist und der sich dann diskriminiert fühlen könnte. Bei Akzent aber europäischem Aussehen stelle ich sie trotzdem. Bei eindeutigem Zuwanderer Hintergrund aus Afrika oder Asien nur, wenn ich die Person schon besser kenne. Wir gehen in Deutschland so verkrampft mit dem Thema um, dass jeder befürchtet, sonst gleich in die rechte Ecke gestellt zu werden. Genau das gleiche beim Geschlechterthema. Du überlegst dir genau, was du sagst oder tust, denn du möchtest auf keinen Fall als Belästiger oder Macho da stehen. Das gleiche mit Gendern. Diese Dinge treiben wir in Deutschland, wie wir es mit allem machen, auf die Spitze und so ist dann eigentlich kein unverkrampftes Zusammenleben mehr möglich. Und dann gibt es die, denen das egal ist. Reichsbürger, Querdenker, AfD Leute oder auch Muslime, die aus Sympathie für die Verbrechen der Hamas auf die Straße gehen. Die lehnen das alles strikt ab, werden dafür aber natürlich von uns gesellschaftlich geächtet.


myotis  17.10.2023, 10:27

"verkrampft" ist glaube ich ein gutes Stichwort!

Ich habe dagegen gute Erfahrungen gemacht - die Frage nach der Heimat kann ein guter "door opener" sein, wenn man damit nicht gleich nur beim Anblick dunkler Haut oder so rausplatzt (bevor man hört dass das Gegenüber breit niederboarisch redd... ;o))

Bei passender Gelegenheit - z. B. auf "wir sind in 6 Wochen wieder da" - führt ein ergebnisoffenes "geht's nach Hause zur Familie?" oder ein Nachfassen mit "darf ich fragen wohin?" zu einem breiten Lächeln und Bestätigen, dem stolzen Erwähnen der Heimatstadt etc...

...und man wird seitdem besonders freudig begrüßt ;o))

binschonda100  17.10.2023, 10:23

Richtig, man darf bei dunkler Hautfarbe oder anderer Augenform nicht unterstellen, dass der Betreffende nicht aus Deutschland sei.

Man darf bei Menschen aus der Türkei nicht denken, dass er "Türke" sein will genau so, wie nicht jede deutsche Staatsbürger, Deutscher sein will.

Man darf bei Palästinensern nicht unterstellen, dass er der HAMAS nahesteht aber auch Deutschen nicht unterstellen, dass sie gerne "Kartoffeln" genannt werden wollen.

Man darf auch bei Menschen, die nicht gendern, nicht unterstellen, dass sie gegen Frauen und Diverse sind und die AfD wählen. Und Studenten, die es nicht wollen schlechtere Noten geben.

Daran ist nichts rassistisch, reagiere allerdings genau so, wenn ich als Sachse von einem Bayern als Preuße betitelt werde.


wiki01  17.10.2023, 09:51

Da gibt es nichts zu reagieren, weil für die Bazis alle, die nicht aus Bayern kommen, Preußen sind.

JayCeD  17.10.2023, 09:53
@wiki01

Nur alles was Nördlich von Bayern ist. Swaben erkennen sie noch als Nichtpreußen an.

Meandor  17.10.2023, 10:01
@JayCeD

Maximal die bayrischen Schwaben. Schwaben in BaWü sind Preißn wie alle anderen auch. Eigene Erfahrungen nach einem Besuch in Bayrisch-Schwaben.

myotis  17.10.2023, 10:29
@wiki01

Womit sich die meisten Frangn wieder diskriminiert fühlen... Ma kaa's koim rechd macha... ;o))