Fleischsteuer für den Tierschutz?
Die zur Zeit diskutierte Fleischsteuer soll angeblich auch für den Tierschutz gut sein.
Wie soll das gehen?
Die Hersteller werden doch weiterhin versuchen, sich gegenseitig zu unterbieten.
Werden die nicht statt mehr Tierschutz eher versuchen, die Kosten für die Steuer durch noch billigere Produktion wieder aufzufangen?
12 Antworten
Ich kenne das Geschäft von Großmetzgereien zufällig ganz gut aus eigener beruflicher Erfahrung. Eine Fleischsteuer hilft dem Tier dabei Null! Man versucht hier wieder das Pferd von hinten aufzuzäumen. Klar, das Fleisch würde etwas teurer werden, aber das Geld kommt nie bei den Tieren an.
Wenn man wirklich was für den Tierschutz tun will, das Fleisch teurer machen und dadurch den Konsum einschränken will gibt es aus meiner Erfahrung nur einen einzige Möglichkeit:
Es braucht eine gesetzliche Grundlage in der für alle Bauern geregelt wird:
- Eine deutlich längere Mindest-Aufzuchtzeit, so dass Tiere "normal" wachsen können.
- Eine deutlich größere Mindest-Auslauffläche, so dass Tiere nicht aneinandergepfercht werden und sich ständig gegenseitig anstecken
Da wäre für den Tierschutz viel gewonnen, das Angebot würde drastisch sinken, der Preis drastisch steigen und über die erhöhte Umsatzsteuer hätte auch der Staat was davon.
Die Fleischsteuer wird nicht wegen dem Tierschutz diskutiert, sondern wegen dem Klimaschutz. Auslöser war der Sonderbericht des IPCC.
Wenn die Fleischproduktion in Deutschland nicht sinkt, können die Klimaziele nicht eingehalten werden. Um die Akzeptanz einer Steuererhöhung für Fleischwaren in der Bevölkerung zu erhöhen, hat Ministerin Klöckner vorgeschlagen, die Einnahmen für eine Verbesserung der Haltungsbedingungen der Tiere zu verwenden.
Ich bin aber auch der Meinung, dass eine Steuer nicht der beste Weg ist. Man sollte eher die Praktiken unterbinden, die in der Fleischproduktion so viel Qual für die Tiere und so eine große Belastung für Klima und Umwelt verursachen. Dadurch würde Fleisch automatisch drastisch teurer werden, weil die Produktionskosten enorm steigen würden und es gäbe ohnehin nicht mehr die Möglichkeit, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten so große Mengen zu produzieren.
Das reicht aber noch nicht. Bei Weidehaltung ist der Schaden für Umwelt und Klima pro kg Fleisch sogar noch größer als bei Massentierhaltung:
Die erste Lüge steht gleich im zweiten Absatz. Ein Tier, das nur frisst was auf der Weide wächst, kann dort nicht mehr Nährstoffe ausscheiden, als es dort aufgenommen hat. Die Wiese bekommt 1:1 zurück, was ihr entzogen wurde.
Es geht um das Methan, dass die Tiere produzieren. Das geht in die Atmosphäre, nicht zurück in die Wiese.
Wenn man allein auf die Klimawirkung der Haltung an sich achtet, ist das richtig. In die Gesamtbilanz gehört aber die gesamte Kette. Die fängt bei der Massentierhaltung schon damit an, dass die riesigen benötigten Futtermengen hier überhaupt nicht mehr angebaut werden können und stattdessen zum Anbau von Futtersoja in anderen Erdteilen Wälder gerodet werden.
Worauf ich hinaus will ist, dass man BEIDES reduzieren muss. Weidehaltung löst die Probleme nicht. Man muss weniger Fleisch produzieren, und zwar drastisch weniger. Anders geht es nicht.
Die Futtermittellobby macht sogar Werbung damit, dass Kühe mit Kraftfutter eine bessere Klimabilanz haben:
https://www.topagrar.com/rind/aus-dem-heft/kraftfutter-reduziert-methan-emissionen-9657092.html
Damit will ich jetzt nicht sagen, Massentierhaltung und Kraftfutterfütterung wären besser. Das keinesfalls. Nur dass mit Weidehaltung das Klimaproblem nicht gelöst ist. Man muss weniger produzieren, ansonsten bekommt man die Auswirkungen auf das Klima nicht in den Griff.
Wenn man die Gülleausbringung so weit reguliert, dass sie bis zu einer wirklich bedarfsgerechten Düngung heruntergefahren wird, reduziert das die insgesamt mögliche Produktionsmenge automatisch in ganz erheblichem Ausmaß. Dann dürfte nur noch das Nährstoffäquivalent der auf der Fläche erzielbaren Anbaumenge ausgebracht werden. Großmastbetriebe die mit Importfutter arbeiten, wären nicht mehr möglich, weil sie unmöglich die riesigen Flächen bewirtschaften könnten, die für die Ausbringung der anfallenden Güllemenge nötig sind.
In meinen Augen ist das die wirksamste Stellschraube.
Und da man mit Futteranbau und Stallhaltung mehr Tiere mästen kann als mit Weidehaltung auf der gleichen Fläche, wäre das Problem der Weidehaltung gleich mit beseitigt.
Rinder produzieren nicht nur Fleisch, sondern auch Milch (damit Käse, Butter, Joghurt, Sahne usw.) - sind denn Kühe weniger umweltschädlich als "Fleischochsen"? Sie fressen genauso Kraftfutter, erzeugen Gülle und "Abgase" usw.
Bei Rindern ist es zwar nicht ganz so ausgeprägt wie bei Hähnchen, aber auch hier gibt es eine Spezialisierung auf Fleischrassen und Milchrassen.
Aus Umweltsicht ist Käse eins der schädlichsten Nahrungsmittel, weil man für wenig Käse sehr viel Milch braucht, für die wiederum viele Kühe sehr lang leben müssen.
Nein, der wird von allein ganz erheblich teurer, wenn durch Gülleregulierung die Massentierhaltung eingeschränkt wird. Das regelt sich dann von selbst.
Ich stimme dir schon zu, dass das die richtigen Maßnahmen sind. Ich wollte nur darauf hinweisen, das auch Weidehaltung problematisch ist, weil viele darin die Lösungsalternative sehen wollen.
Aus Tierschutzsicht ist die Weidehaltung wetterfester Rassen halt echt unschlagbar. Die Fleischqualität ist auch gut. Damit aber auch nur annähernd die vom Markt verlangten Fleischmengen zu erzeugen, ist völlig unmöglich, so viele Weiden gibt es nicht.
Durch das Fehlen ausreichender Weideflächen würde übrigens auch die zwangsläufige Produktionsmengen- bzw. Tierzahlreduzierung, die aus einer vollständigen Umstellung auf Weidehaltung resultieren würde, so groß ausfallen, dass unterm Strich die Umweltbelastung geringer wäre.
Das ist alles richtig, funktioniert aber nur, wenn nur noch ca ein Viertel der aktuellen Menge Fleisch verzehrt wird. Wer genau so viel isst wie vorher, nur aus Weidehaltung, verbessert seine Ökobilanz nicht.
Naja wenn die Bauen mehr Geld bekommen müssen sie nicht mehr 20 Schweine auf 10qm halten, sondern nur noch 18.
Zuerst ist es ja eine Steuererhöhung, das Geld geht also an den Staat. Die frage wäre ob der Staat damit die Landwirte unterstützt und/oder wie viel von dem Geld woanders landet.
Noch billiger geht eigentlich nicht. Das Problem ist, dass wahrscheinlich wieder vieles durch EU-Subventionen aufgefangen wird, was das eigentliche Problem darstellt.
Trotzdem. Fleisch muss unbedingt teurer werden. Sehr viel teurer. Und es darf sich für die Großbetriebe nicht mehr lohnen, Groß zu sein.
Und es darf sich für die Großbetriebe nicht mehr lohnen, Groß zu sein.
Das ändert man nicht durch eine zusätzliche Verbrauchssteuer (die, fa prozentual erhoben, vor allem die Produkte der eh schon teureren Kleinbetriebe weiter verteuert), sondern einzig und allein durch eine völlige Neugestaltung der Subventionen.
Heute ist es so, dass es mehr Subventionen gibt, wenn ein Betrieb großer ist. Größer bedeutet nur wegen der Subventionen mehr Gewinn. Wenn eine gewisse Mindestgröße erreicht ist, sinkt realistisch betrachtet der Arbeitsaufwand pro Hektar oder pro Tier durch weiteres Größenwachstum kaum noch und umgerechnet auf Stundenlohn kommt am Ende des Tages nicht mehr raus.
Wie gesagt, es wird sowieso durch die EU-Subventionen aufgefangen. Der Gedanke an eine Verteuerung von Fleisch ist aber richtig. Der Bürger hört nicht auf, den billigen Kram zu kaufen, solang es Ihn gibt.
Dass die Fleischssteuer ein stumpfes Messer bleibt, lässt sich aber natürlich nicht abstreiten.
Das wird nichts bringen, wenn das teuere Fleisch gekauft wird, wird’s dehn Tieren kein Stück besser gehen als jetzt. Wenn es nicht gekauft wird, werden Unmengen an Fleisch weggeworfen und sonst wie viele Tiere sind umsonst gestorben.
Das einzige was etwas bewegen würde wäre der Verbraucher selbst, in dem er weniger Tierisches konsumiert und wenn doch dann zu angemessenen Preisen, sowas würde auch eine artgerechte Haltung ermöglichen.
Würde die Nachfrage an Fleisch zurückgehen Bräuche man weniger Vieh und Platz für dieses, das würde zusätzlich dem Klima gut tuen.
Das wird aber nie passieren da der Verbraucher einfach nur möglichst viel für wenig Geld will.
Die Nachfrage wird zurückgehen, weil sich die meisten Leute das Fleisch einfach nicht mehr leisten können. (Denk mal 1kg Rindfleisch 200EUR).
Die Massenproduktion wäre schlagartig zu Ende, wenn die Gülleausbringung endlich mal wirksam reguliert würde, weg von Entsorgung, hin zu bedarfsgerechter Düngung.