Finanzielle Auswirkungen von Migration - wie ist zu handeln?
Das bild ist ne mini Zusammenfassung, die summary beginnt ab seite 17.
Was haltet ihr von folgendem niederländischen paper von letztem jahr zum thema Migration und dessen Aussagekraft? Und vor allem: Welche Schlüsse zieht ihr daraus und welchen Einfluss hat sie zu eurem Standpunkt zu diesem Thema? Wie würdet ihr handeln: seht ihr die Pflicht zum helfen der Ausländer als wichtiger an als das stärken der bestehenden Gemeinschaft oder anders herum? Ausgehend von diesen Informationen - wie würdet ihr euch eine gute migrationspolitik vorstellen. Würde mich wirklich sehr interessieren.
Zu bedenken: auf Deutschland übertragen wurden ausgehend von diesen Informationen (und anderen schätzungen von Professoren) die Migrationskosten auf mehrere Jahrzehnte mehrere Billionen Euro betragen, kann man ja relativ leicht überschlagen:
Gesamtkosten= Jährliche Zuwanderung*durchschn.KostenJeZuwanderer*Jahre
Meine persönliche Meinung hat es in soweit geändert, dass ich zuvor pro Einwanderung war, um das Demografie/Renten Problem zu lösen, nun bin ich aber hauptsächlich pro Arbeitsmigration aus Weststaaten (womöglich auch mit finanziellen Anreizen im 5-stelligen Bereich). Liege ich eurer Ansicht nach hiermit falsch?
Selbstverständlich ist auch eine wissenschaftliche Arbeit nicht unfehlbar, das ist dabei immer anzumerken.
Ich wünsche euch einen schönen Abend.
https://demo-demo.nl/wp-content/uploads/2023/06/Borderless_Welfare_State-2.pdf
3 Antworten
Natürlich ist es der Idealfall, wenn ein fertig ausgebildeter Westeuropäer im besten Alter, am besten noch mit Deutschkenntnissen, nach Deutschland kommt und hier sofort einen Job hat. Und finanziell der Supergau, wenn eine fünfköpfige Familie mit Asylanspruch hier Bürgergeld bezieht, niemand von ihnen hat irgendeine Ausbildung, und die Familie hat unbegrenzt Anspruch auf Sozialbezug, was sie auch dauerhaft nutzt, weil kein passender Arbeitsplatz da ist oder kein Interesse zu arbeiten.
Dazu braucht man keine wissenschaftliche Ausarbeitung.
Das Problem ist, dass viele in Deutschland, teilweise auch durch Aussagen der Politik bestärkt, die Themen Asyl auf der einen und Fachkräfte, Renten- und Demographieprobleme auf der anderen Seite immer sinnlos miteinander vermengt haben.
Fachkräfte werben wir an, weil wir sie für unsere Wirtschaft brauchen. Wenn es gut läuft, nutzen sie unserer Gesellschaft.
Flüchtlinge nehmen wir aus humanitären Gründen auf. Sie sind nicht bei uns um zu arbeiten. Wir nehmen sie nicht auf, damit sie hier arbeiten. Vielleicht sind sie dazu gar nicht in der Lage, weil sie viel zu traumatisiert sind. Wir schicken sie wieder zurück in die Heimat wenn dort wieder Frieden ist. Selbst wenn wir also die Kinder sehr gut ausbilden, hat unser Land später möglicherweise gar nichts davon. Und Flüchtlinge, ja, sie kosten sehr viel Geld.
Wir brauchen ein Einwanderungsgesetzt um gezielt die wertvollen Fachkräfte und Akademiker aus dem Ausland zu werben. Diese kommen nicht mit Booten über das Mittelmeer.
Und wir nehmen gemäß unseren humanitären Verpflichtungen Flüchtlinge mit berechtigten Asyl- und Flüchtgründen auf.
Und beide Aspekte dürfen nicht miteinander vermengt werden.
Eine Obergrenze festzulegen und diese mit Zwangsmitteln zu verteidigen finde ich sowohl aus rechtlichen als auch aus praktischen Gründen schwierig. Andererseits befinden sich unsere Kommunen finanziell an der Grenze ihrer finanziellen Leistungsfhigkeit, weshalb aus meiner Sicht dringender Handlungsbedarf besteht. Weshalb arbeiten in Deutschland nur gut 20 Prozent der Asylberechtigten aus der Ukraine, in Polen aber 70 Prozent? Weshalb zieht Deutschland weltweit so viele Asylbewerber an? Deutschland hat ein so hoch entwickeltes Sozialsystem, dass z.B. der Alleinverdiener einer fünfköpfigen Familie schon einen sehr gut bezahlten Arbeitsplatz haben müsste um netto ein Einkommen auf dem Niveau von Bürgergeld plus Miete zu erwirtschaften. Selbst wenn beide Eltern arbeiten, schwierig. Diese Jobs sind rar gesät, wie sollen sie dann erst neuankommenden Flüchtlingen offenstehen. Unser Bürgergeldsystem sieht kaum Sanktionen vor erst recht nicht bei berechtigten Kriegsflüchtlingen. Hier muss dringend Arbeit deutlich attraktiver und Sozialbezug unattraktiver gemacht werden. Auch Bezugskarten für Sachbezug wären denkbar. Die Sätze müssen sinken um die Kommunen leistungsfähig zu erhalten. Oder es müssen bei Arbeitsunwillen Sanktionen bis zur gänzlichen Streichung möglich sein. Es muss sich herumsprechen, dass Deutschland human, aber nicht das Land ist, in dem Milch und Honig fließen. Anders wird sich der Zuzug nicht begrenzen lassen. Den Ukrainern das uneingeschränkte Bürgergeld zu gewähren, war ein Fehler. Die Folgen sieht man jetzt. Wir müssen den Ankömmlingen deutlich klar machen, dass wir gerne helfen, aber auch Engagement für die Gesellschaft erwarten. Unser Ruf ist leider, dass wir gerne und großzügig helfen ohne Gegenleistungen zu erwarten. Das müssen wir ändern. Den Menschen können wir gar keinen Vorwurf machen. Kein vernünftiger Mensch würde Arbeit dem Sozialbezug vorziehen, wenn es sich nicht lohnt.
Das sehe ich genauso. Besonders dem Punkt, zwar human zu bleiben, aber dennoch nicht alles zu verschenken an absolut jeden. Und auch dem "dont hate the player, hate the game".
Das ist jetzt zwar nur Spekulationen meinerseits, aber ich denke es liegt auch an Problemen mit der Arbeitserlaubnis für Einwanderer. Wenn man rein darf, aber nicht arbeiten darf ist das natürlich eine ungünstige Ausgangssituation, vor allem da es auch nicht erstrebenswert ist, diese in die Kriminalität bzw. Schwarzarbeit zu drängen.
Das von dir angesprochene Problem, dass es immer schwieriger wird eine Familie zu ernähren, ist zudem sehr relevant für die schlechte fertilitätsrate. 2 Vollzeit arbeitende eltern und gleichzeitig 3 kinder wie in dem Beispiel ist einfach schwer zu managen, und demnach ist dafür auch nicht so wirklich der Anreiz vorhanden.
Ein weiteres Problem (generell auf das Leistungsprinzip und auf Bürgergeld bezogen) das ich sehe ist, dass das Arbeiten an sich kaufkraftbereinigt immer weniger lohnenswert wird:
Laut einer Statistik, welche ich erst durch Zufall auf der Seite des Finanzministeriums der USA gefunden habe (ähnliche statistik gibt es auch auf statista), sank der inflationsbereinigte lohn in Deutschland in den letzten 4 Jahren um 7,2%, während er in den usa um ca. 2% stieg. Das ist ziemlich beunruhigend. Wenn Reallöhne stark sinken, während Arbeitslosengeld mit der Inflation angehoben wird, und real somit gleich bleibt. Da ist es nicht verwunderlich, wenn bei hinzukommend hohen Steuer und Sozialabgaben + kalter progression die Motivation zur steilen Karriere sinkt. Vor allem im Vergleich zu "leistungsfreundlicheren" Ländern, mit denen wir quasi konkurrieren beim Anwerben von top Ausländern ist das hinderlich. Zudem wandern dadurch einige gut ausgebildete deutsche ab. Ich selbst könnte mir als Beispiel vorstellen, selbst mal (auf unbestimmte zeit) in die Schweiz zu gehen.
Selbst in karriere foren wie dem wiwi treff bekommt man das Gefühl (ja, ist nur anekdotische Evidenz), dass die viele (auch wenn sie mehr drauf hätten) inzwischen lieber eine ruhige kugel bei einem Großkonzern schieben bei ca. 90-100k und 35h, als ein weit höheres Gehalt (bei höherer Belastung) anzustreben, was auch total nachvollziehbar ist (angesichts netto lohn, Sicherheit und wlb).
Ein weiteres Risiko, dass an Relevanz zunimmt bei schlechter integration und hohen zuwandererzahlen ist das Bilden von Parallelgesellschaften, vor allem zentriert in einkommensschwachen Gegenden großer Städte. Auch das hindert die wirtschaftliche sowie kulturelle Integration, z.B. durch das nicht erlernen der Sprache.
Das alles unter einen Hut zu bekommen ist für eine auf 4 jahre gewählte Regierung mit einer zudem so komplexen Bürokratie und externen Herausforderungen zugegeben extrem schwer - wie man aktuell auch sieht.
Nein,, der Ampelkoaliition ist das nicht anzulasten. Sie steht vor dem Scherbenhaufen von 16 Jahren Merkelregierung. Aber sie tut auch nichts, um jetzt die richtigen Weichen zusetzen. Um das Thema Nachwuchs in den Griff zu bekommen, hätte man es so machen müssen wie die Franzosen. Familien steuerlich extrem entlasten, Ganztagsbetreuung, Kitaplätze, Betreuungsplätze in Firmen. etc..Kitaplätze müssen generell kostenlos sein. Weißt du was du als Gutverdienerr ffür einen Kitaplatz zahlst? Ein weiterer Grund für Arbeitnehmer, in Deutschland keine Kinder zu haben. Das mit der Arbeitserlaubnis zieht aus meiner Sicht nicht. Ukrainer dürfen in Deutschland sofort arbeiten, tun es aber trotzdem zum großen Teil nicht. Die Steuervorteile für Gutverdiener mit Kindern müssen hoch und die Sozialsätze müssen runter. Das wollen rot und grün aber nicht aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit. Und Lindner von der FDP sitzt. auf den Steuertöpfen. Das wird mit der Ampel nichts.
Was du zur Entwickler der Reallöhne sagst, ist vollkommen richtig. Die Löhne in Deutschland leiden einerseits unter der hohen Inflation, andererseits unter der hohen Belastung durch Steuern und Sozialabgaben. Das alles senkt die Motivation zu arbeiten und möglichst viel Geld zu verdienen. Da machen die Leute lieber weniger oder legen sich in das soziale Ruhekissen. Wir müssen einsehen, dass wir uns in Anbetracht von immer weniger leistungsbereiten Menschen die hohen Renten und Sozialausgaben in dieser Form nicht mehr leisten können. Dies würde auch gesellschaftlicher Gerechtigkeit und Generationengerechtigkeit entsprechen. Die heutige Rentnergenergeneration trägt selbst die Verantwortung dafür, dass sie zu wenig Nachwuchs in die Welt gesetzt hat. Sie können jetzt nicht die Lasten komplett den Jungen aufbürden sondern müssen sich an den Belastungen der Misere durch das Hinnehmen von Einschnitten beteiligen. Ich würde die Frage, ob Kinder da sind oder nicht, bei der Rentenhöhe genauso berücksichtigen wie das bei den Beiträgen zur Pflegeversicherung jetzt schon gemacht wird. Auch bei den Beiträgen zur Rentenversicherung würde ich das machen. Auch Bürgergeldempfänger müssen sich durch Einschnitte an der Schieflage der öffentlichen Haushalte beteiligen, schon aus Eigeninteresse. Wenn das Geld weiterhin mit vollen Händen ausgegeben wird, ist der Staat irgendwann gar nicht mehr fähig, angemessene Leistungen zu erbringen und das wird in Massenarmut enden.
Leider ist das alles in Deutschland schwer umzusetzen. Die Rentner stellen ein großes Wählerpotential dar und wollen ihren Ruhestand genießen. Sie wollen nicht auf Annehmlichkeiten verzichten. Das Thema sozisle Gerechtigkeit wird in Deutschland groß geschrieben. Einschnitte beim Sozialbezug können die meisten Parteien ihrer Wählerschaft schlecht vermitteln. Der letzte der den Mut dazu hatte war Gerd Schröder. Mit sehr positiven nschhaltigen Entwicklungen für das Land. Zum Lohn wurde er abgewählt und die Regierung ging an Merkel die sich 16 Jahre auf den Früchten der Agenda ausgeruht und nicht positives für das Land bewirkt hat. Die Folgen sehen wir jetzt.
Da hilft nur eine großflächige Remigration.
Sonst wird Deutschland überlastet.
Remigration🗣🗣🗣
Vielen Dank für deine lange und gut durchdachte Antwort!
Ich stimme in weiten Teilen zu, habe für mich selber aber noch keine finale Meinung gebildet, in wieweit bzw. in welchem Ausmaße man aus rein humanitären Gründen Ausländer aufnehmen sollte. Fest steht, dass diese Anzahl nach oben hin irgendwie begrenzt sein muss (7mrd Menschen passen einfach nicht rein). Diese Grenze zu finden und vor allem eine sinnvolle Abwägung aus finanziellen und humanitären Gesichtspunkten zu finden erachte ich als extrem schwer. Um es zu einer mathematischen Gleichung machen zu können, musste man hier den humanitären wert eines Flüchtlings in € schätzen, was selbstverständlich auch so ziemlich unmöglich ist (wobei das aber so oder so passiert, wenn man eine Obergrenze festlegt; man müsste nur die finanziellen und gesellschaftlichen kosten auf eine person herunterrechnen).
Ich bin im grunde der Ansicht, dass jeder Politiker in erster Linie Entscheidungen treffen sollte, die primär seinem eigenen land nutzen. Gleichzeitig halte ich die Grundidee des Utilitarismus auf globaler ebene und langfristig für sinnvoll, was gewissermaßen einen Konflikt zum ersten Punkt darstellt. Eine Abwägung und Obergrenze zu finden sehe ich auch deshalb als schwer an.
Ich hoffe das war verständlich genug und nicht zu geblubber mäßig.