Erinnert ihr euch noch an eure Kindheit? (besonders ältere Menschen) Wie war eure Kindheit?

5 Antworten

Dass Dich heute keiner mehr "knuddeln" will,

lieber Detlef,

glaube ich nicht!

Das Knuddeln vollzieht sich heute allerdings in anderer Art und Weise als in Deiner Kindheit - und zwar in Form von Freundschaft! Freundschaft, lieber Detlef, will jedoch gepflegt werden und muss auch gepflegt werden und so ist sie auch mit viel eigenem inneren Einsatz und Seelenengagement verbunden!

Als Kinder bekamen wir sehr viel Liebe, und dies ganz ohne jeden Vorbehalt! Als Erwachsene, d.h ab einem bestimmten Alter, bekommen wir jedoch nur die Liebe und die Freundschaft zurück die wir selber zu geben bereit sind! Deshalb, wenn Du als guter Freund behandelt werden willst, dann erweise Dich selbst als so einer, und die Freundschaft, die Du aussendest, kehrt zu Dir zurück!

Meine Kindheit war einerseits wunderschön und andererseits problematisch! Wunderschön in meinem Elternhaus und bei meinen lieben Eltern, die mir die liebsten Eltern waren und mir unendlich viel Liebe schenkten. Auch mit meinen Spielkameraden in den unmittelbaren Nachbarhäusern, wo wir an die 20 Kinder in wenigen Häusern waren, was man sich heute kaum mehr vorstellen kann, da es überall haufenweise Kinder gab, war es ein wunderbares Auskommen! Wir spielten, ab dem Zeitpunkt, als ich zu laufen begann, mit anderthalb, zwei Jahren, wo die Erinnerung an meine Kindheit beginnt, von morgens bis abends draußen an der frischen Luft, "auf der Gass", wie wir sagten, oder aber in den jeweiligen Gärten der Eltern. Bei jedem Wetter, das ganze Jahr über! Und es waren immer viele Kinder da, ich war nie allein. Wir brauchten uns auch nicht extra zu verabreden, nein, wir brauchten nur vor die Türe nach draußen zu gehen, und schon trafen wir auf unsere Spielkameraden und Freunde!

Und was machten wir immer für ein Geschrei! Und wie laut waren wir! Und was lachten wir! Langeweile gab es bei mir und bei den anderen nicht! Uns fiel immer irgendetwas ein, und sei es, dass wir des Nachbarn Gänse jagten! Oder in einem der uralten Schuppen in der Nachbarschaft mit dem darin verstauten alten, nicht mehr gebrauchten, Werkzeug spielten. Oder mit der Radelrutsch und dem Roller herum fuhren oder Verstecken spielten! Oder auf die alten Bäume in der Nachbarschaft kletterten und diese in Besitz nahmen.

Problematisch war es, lieber Detlef, wenn ich meine Kreise verließ und auf Kinder traf, die ich nicht kannte, die mich auch nicht kannten, die aber wussten, wer die Regilindis, die Modehaustochter, ist! Bei diesen Kindern, die mich nicht einmal kannten, herrschte ein unglaublicher, nie mehr dagewesener und unvergleichlicher Neid, den sie auf mich hatten! Sie mochten mich nicht, obwohl sie mich noch nie zu Gesicht bekommen hatten und mich gar nicht kannten!

Eines Tages kam in den Sonnenweg, Straße unserer Privatwohnung, wo ich nachmittags immer mit meinen Kameraden spielte, ein Mädchen von weiter weg zu uns, die wir nicht kannten, ich auch nicht. Es ergab sich, dass das Mädchen und ich Gefallen aneinander fanden und wir ein paar Stunden in Eintracht liebenswert miteinander spielten. Da kam die Sprache dann auf die "Regilindis" und ich zeigte dem Mädchen, wo Regilindis wohnte. Da sagte sie: "Ich kann Regilindis nicht leiden!" Ich wunderte mich sehr, dass das Mädchen behauptete, mich nicht leiden zu können, obwohl sie mich doch gar nicht kannte und ich fragte sie: "Kennst du Regilindis? Weil du sagst, du kannst sie nicht leiden!" Da entgegnete sie: "Nein, ich kenne sie nicht! Aber Regilindis ist doof!"

Da eröffnete ich dem Mädchen, dass ich Regilindis sei, von der sie sagte, sie könne sie nicht leiden! Sie glaubte mir nicht! Da ging ich schließlich mit ihr zu den anderen Kindern hin und diese bestätigten ihr, dass ich Regilindis sei. Sie glaubte es immer noch nicht! Schließlich ging ich mit ihr zu mir nach Hause, zeigte auf das Klingelschild mit unserem Namen, schloss auf und ging dann in mein Zimmer und zeigte ihr einige Schulhefte, die meinen Namen trugen! Aber auch da wollte sie es nicht glauben! Weil sie vor sich selber nicht zugeben konnte, dass sie sich getäuscht und sich von mir eine Meinung gemacht hat, ohne mich zu kennen, die überhaupt nicht der Realität und dem entsprach, wie sie mich als freundliches und liebenswertes Mädchen kennengelernt hatte.

Danach ging sie, sie kam nie mehr zu uns zum Spielen zurück! Aber ich glaube, ich habe damals ihr Weltbild ins Wanken gebracht und sie hat an diesem Nachmittag eine Lekion fürs Leben gelernt! Ich ebenso! Denn mir wurde zum ersten Mal lebhaft vorgeführt, w i e Vorteile entstehen und wie diese sich halten! Und wie man fremden Menschen, denen man noch nie zuvor im Leben begegnet ist, Unrecht tun kann, dadurch, dass man sich von ihnen ein Bild und eine Meinung macht, die mit der Realität überhaupt nichts zu tun hat!

Den Neid in meinem Städtle gab es deshalb, da ich ein ausnehmend liebes und auch hübsches und kluges Kind war, das die Mütter all ihren Kindern, nach ihrem Einkauf im Modehaus meiner Eltern, wenn sie mich dort getroffen hatten, zu Hause ihren Kindern erzählten und mich als ein so einmaliges Kind dasrstellten, dass ich von ihnen als leuchtendes Vorbild hingestellt wurde, von dem jedes Kind wusste, dies nie erreichen zu können!

Es dauerte noch lange, bis weit in mein Erwachsenenalter hinein, dass die jungen Menschen, die sie mittlerweile geworden waren, aufhörten, über mich zu urteilen, ohne mich zu kennen!

Mittlerweile ist eine ganze Menge Wasser die Rems hinuntergeflossen und die Dinge haben sich grundlegend gewandelt. Ich kann mittlerweile unbesorgt in unser Städtle hinuntergehen, ohne erkannt und ohne belästigt zu werden! In dieser Beziehung, lieber Detlef, möchte ich auf keinen Fall mehr zurück in meine Kindheit, sondern bin froh, im Hier und Jetzt der Gegenwart leben zu können!

Du hast nach unserer Kindheit gefragt, lieber Detlef, und davon habe ich Dir berichtet, auch wenn diese inzwischen lange zurückliegt und sie nicht mehr relevant für mein heutiges Leben ist! Dennoch bin ich mir bewusst, dass ich das unglaubliche Glück habe, im Leben zu der Generation zu gehören, in der es noch massenweise Kinder gab und ich bis in meine Jugend hinein unter vielen Spielkameraden und Freunden eine glückliche Kindheit erleben durfte!

In diesem Sinne schließe ich, lieber Detlef und knuddel Dich freundschaftlich in lieben Gedanken, wie ein guter Freund dies liebevoll zu tun pflegt!

Mit lieben Grüßen, lieber Detlef, und herzlichen Dank für Deine gute Frage!

Alles Liebe!

Regilindis

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich mag Menschen!

Detlef0 
Beitragsersteller
 22.09.2024, 22:10
w i e Vorteile entstehen und wie diese sich halten!

Meintest du Vorurteile? ^^

Das war eine sehr nette Geschichte und Umarmung zurück!

Regilindis  22.09.2024, 22:14
@Detlef0

Ja natürlich! Danke für Deine Aufmerksamkeit! Ich bin ein alter Esel, dass ich das nicht gemerkt hab! Ist schon ein Unterschied zwischen einem V o rurteil und einem Vorteil! Das wäre ja eine tolle Sache, wenn jedes Vorurteil, dem man begegnet, für einen ein Vorteil wäre! Dann wäre fast die ganze Welt ein wahres El Dorado voller Vorteile! Hui, wär das schön!

Detlef0 
Beitragsersteller
 23.09.2024, 00:01
@Regilindis

Das ist ein sehr interessanter Blickwinkel.

Ich bin mit 28 noch nicht alt. Ich habe einzelne Erinnerungen bei denen ich 2 gewesen sein muss, und sehr viele aus meiner Kindergartenzeit.


Detlef0 
Beitragsersteller
 19.09.2024, 00:14

Ich wünschte ich könnte mich auch an irgendwas erinnern, als ich noch 2 Jahre war. Wir haben damals in Essenbach gewohnt. Meine Eltern und Geschwister erzählen von der schönen Zeit damals. Ich erinnere mich an rein gar nichts. Ich komme mir dann vor wie ein Außenseiter, wie ein adoptiertes Kind ein bisschen.

Ich beneide dich! ;-)

"Ich habe mich erinnert." wegen den Fragen, die du hier gelesen und beantwortet hast?

knuddeln: Geht seit einigen Jahren recht unauffällig bei der Abschiedsumarmung von Freunden. Einfach etwas fester zudrücken, die gewünschte "Antwort" kommt bestimmt. ;-)


Detlef0 
Beitragsersteller
 19.09.2024, 13:44
wegen den Fragen, die du hier gelesen und beantwortet hast?

Zum Teil ja.

Ich bin 44 Und ja ich habe noch viele erinnerungen!

Bild zum Beitrag Ich HAbe gerne an der Pfingstrose gerochen und dan so getan als müsst ich nissen.

Bild zum Beitrag

Und das war mein schönster tag da könnte ich stunden lag erzählen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Hab ich zum Teil mir Selbst beigebracht
 - (Schule, Liebe, Mädchen)  - (Schule, Liebe, Mädchen)

Detlef0 
Beitragsersteller
 19.09.2024, 13:46

Moii, du warst ein süßes Kind!

Was ist denn an deinem schönsten Tag in deinem bisherigen Leben gewesen? ^^

DaniS80  20.09.2024, 03:52
@Detlef0

Ich hatte Komunion und der Nachbar Junge der sonst nicht viel mit mir Sprach hatte auch Kommunion. Doch er bekam etwas Geschenkt womit er nichts anfangen konte ein ungestiktes Bild mit auto darauf!

Er brachte es zu mir und sagte ob ich es Möchte ich so ich kann es dir Sticken und dir dan zurück geben Autos sind nicht so mein Fall!

Er war Glücklich und ich auch danach sprachen wir Öffter miteinander!

Ich erinnere mich noch sehr, sehr genau, an vieles aus der Kindheit. Besser als an Dinge, die vielleicht erst ein paar Monate oder Jahre zurückliegen. Damals war die Welt noch so bunt und aufregend.